c't 13/2016
S. 120
Praxis
Server-Apps: Frische Web-Apps für Ihren Server
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Frische Web-Apps für Ihren Server

Nützliche Anwendungen für Webspace, Root- und V-Server

Das Internet wimmelt nur so vor nützlichen Web-Anwendungen. Allerdings müssen Sie dazu Google, Dropbox, Pocket und Co. Ihre Daten anvertrauen. Mit einem eigenen Server können Sie derartige Web-Dienste selbst betreiben – und haben sowohl Software als auch Daten unter Ihrer Kontrolle.

Web-Apps sind praktisch: Daten wie Anwendungen sind von jedem beliebigen Rechner aus erreichbar und jederzeit verfügbar. Wenn Sie mal am PC im Büro, mal mit dem Notebook im Zug, mal im Internet-Cafe und gelegentlich auch nur mit dem Smartphone arbeiten, sind diese Überall-Apps perfekt. Kehrseite des Komforts: Die Daten liegen in der Cloud – also auf Rechnern, die jemand anders kontrolliert. Vor allem bei Gratisdiensten, die nicht europäischem Recht unterliegen, weckt das schnell Bedenken in Sachen Datenschutz.

Freie Web-Apps können in Sachen Komfort und Design durchaus mit kommerziellen Angeboten mithalten.

Die Alternative ist ein eigener Server. Zahlreiche Open-Source-Projekte implementieren Web-Anwendungen, die mit den Diensten der Großen durchaus mithalten können. Ob Cozy statt Google Mail, Drive, Notes, Kalender und Fotos, OnlyOffice statt Google Docs, Wallabag statt Pocket oder Humhub statt Facebook: Für die meisten populären Web-Apps findet sich ein adäquater Ersatz für den eigenen Server.

In den folgenden Artikeln finden Sie eine Auswahl nützlicher Web-Apps für gelangweilte Server, die mit den Klassikern WordPress und OwnCloud nicht ausgelastet sind. Wenn Sie noch keinen eigenen Internet-Server haben, können Sie hier weiterlesen, wie Sie für wenig Geld zu einem eigenen Server kommen und was bei dessen Einrichtung und Betrieb zu beachten ist.

Server mieten

Sie können einen Internet-Server zu Hause am DSL-Anschluss betreiben. Für Web-Dienste ist das allerdings nicht der Standort der Wahl: Der Upload ins Internet ist auch bei schnellen DSL-Anschlüssen relativ lahm und wird schnell zum Engpass. Besser ist daher ein Server, der an einem flotten Internetanschluss hängt – üblicherweise im Rechenzentrum eines spezialisierten Providers. Die meisten Anbieter garantieren mindestens 100 MBit/s Bandbreite in beide Richtungen.

Die deutschen Hosting-Provider haben für nahezu jeden Anwendungszweck und jedes Level an Vorkenntnissen passende Angebote parat. Sie unterliegen dabei dem strengen deutschen Datenschutzrecht. Wollen Sie sich nicht mit der Administration eines Servers herumschlagen, empfehlen sich die vorkonfigurierten und vom Provider verwalteten Pakete. Sie sind entweder als günstige Webspace-Angebote erhältlich oder als dedizierte „Managed Server“. Letztere sind im Test allerdings durch unsichere Konfigurationen und Wartungsmängel negativ aufgefallen, weshalb bei dieser teuren Produktkategorie Skepsis angebracht ist [1].

Für viele Anwendungen genügt schon ein gut ausgestattetes Shared-Webhosting-Paket ab fünf Euro pro Monat. Hier bekommt man Plattenplatz auf einem Webserver zugeteilt; RAM-Speicher und Rechenleistung teilen sich die Kunden. Je nach Paket kann es Obergrenzen für die Laufzeit und CPU-Belastung von PHP-Skripten oder Datenbank-Operationen geben. Diese Grenzen sind aber meist so ausgelegt, dass Standard-Web-Anwendungen wie Wordpress problemlos laufen. Bieten die Provider 1-Click-Installationen von Wordpress, Shop-Systemen oder CMS-Software wie Drupal an, sollte man nicht in Performance-Engpässe laufen.

Achten Sie darauf, dass das gewählte Webspace-Paket gängige Sprachen wie PHP und Python in den aktuellen Versionen unterstützt. Außerdem benötigen die meisten Web-Anwendungen eine MySQL-Datenbank. Der Provider sollte einem erlauben, über einen SSH-Zugang direkt auf die Daten im Webspace zuzugreifen. Sinnvoll ist darüber hinaus die Möglichkeit, Cronjobs anzulegen.

Die Software-Umgebung auf dem Server gibt der Provider vor, Änderungen etwa an der PHP-Konfiguration sind kaum möglich. Immerhin besteht oft die Möglichkeit, verschiedene Versionen von PHP oder MySQL auszuwählen. Einige Hoster gestatten auch, PHP-Module und Erweiterungen im Nachhinein zu aktivieren. Im Zweifel fragen Sie vor der Bestellung beim Anbieter nach, ob er die benötigten Funktionen bereitstellt. Populäre PHP-Anwendungen wie WordPress lassen sich überall nutzen, bei spezielleren Anforderungen an die Laufzeitumgebung stößt man jedoch schnell an Grenzen.

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