c't 1/2020
S. 62
Titel
Open-Source-Geschäftsmodelle
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Wer zahlts?

Geschäftsmodelle mit Open-Source-Software

Open-Source-Software ist schon lange aus der Ecke der hobbymäßigen Freizeitprogrammierer herausgekommen – wenn sie da je war. Trotzdem hält sich das Bild von kostenloser Software, die zwar nicht an „kommerzielle“ Produkte heranreicht, aber immerhin gratis ist. Wir zeigen, wie falsch dieses Bild ist.

Die Entwicklung von Software kostet Zeit und Geld, Aufwendungen, die irgendwie getragen werden müssen. Ob man für ein Produkt bezahlen muss, hat wenig damit zu tun, ob es Open-Source-Software ist, proprietäre Freeware gibt es genauso wie teure Open-Source-Produkte. Auch welche Produkte millionenschwere Marktführer sind und welche eine kleine Hobbybastelei, lässt sich nicht an der Lizenz erkennen.

Wir geben im Folgenden einen Überblick darüber, woher das Geld für Open-Source-Entwicklung kommt und welche verschiedenen Finanzierungsmodelle es dafür gibt. Doch zunächst gilt es, einige Missverständnisse und Unklarheiten zu beseitigen, die mit dafür verantwortlich sind, dass sich das genannte schiefe Bild so hartnäckig hält.

FOSS und FLOSS

Der Ausdruck Open-Source-Software wird gelegentlich genutzt, um Software zu bezeichnen, deren Quellcode zugänglich ist. Das ist naheliegend, weil „open source“ eben „offener Quellcode“ bedeutet, aber meistens ist mit „offen“ mehr gemeint als bloß „lesbar“. Sehr grob gesagt soll der Code eines Produktes – zumindest für dessen Käufer – auch veränderbar sein. Es geht dabei sowohl um das Recht als auch die praktische Möglichkeit, den Code zu verändern. Unter anderem will man sicherstellen, dass das Produkt dauerhaft und beliebig genutzt und auch verbessert werden kann. Open-Source-Software ist also Software, die beliebig eingesetzt werden darf, deren Quellcode zugänglich ist und deren Quellcode verändert werden darf.

Linux-Distributionen wie die von SUSE sind keineswegs grundsätzlich kostenlos. Open Source sind sie trotzdem.

Zur Unterscheidung spricht man auch von „source available“ oder „shared source“, wenn Quellcode einsehbar ist, aber nicht frei verändert werden darf. Diese Unterscheidung wird aber, auch aus Gründen des Marketings, nicht immer exakt eingehalten. Hinzu kommt die „offizielle“ Definition von Open Source, die die Open Source Initiative (OSI) verwaltet, siehe ct.de/ysp1. Die Definition der OSI schließt die obigen Punkte mit ein, spezifiziert aber noch anderes, etwa Verbote, Personengruppen oder Einsatzzwecke der Software zu diskriminieren.

Daneben wird auch von „freier Software“ gesprochen, eine deutlich politischere Wortwahl: Befürworter von „freier Software“ – allen voran die Free Software Foundation (FSF) – sehen unfreie Software als gesellschaftliches Problem an. Ihrer Meinung nach ist der Ausbau von freier Software moralisch geboten und muss aus gesellschaftlichen Überlegungen heraus vorangetrieben werden. Fürsprecher von „open source“ – hier ist die OSI maßgeblich – sehen mehr praktische Aspekte im Vordergrund und befürworten Open Source, weil sich damit bessere Programme schreiben ließen. Politische oder ideologische Implikationen wollen sie eher ausblenden, was die FSF ablehnt, siehe ct.de/ysp1. So unterschiedlich die Philosophien sind: Freie Software ist fast notwendigerweise auch Open-Source-Software im Sinne der OSI, und Open-Source-Software ist in den meisten Fällen auch frei nach den Regeln der FSF. Im Englischen wird solche Software daher häufig auch als „free and open source software“ bezeichnet – FOSS.