c't 16/2018
S. 64
Know-how
Mobile Payment
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Handy kickt Bargeld

Darum kann man auf einmal fast überall mit Smartphone oder -watch bezahlen

Handy oder Smartwatch ans Kassen-Terminal halten, piep, bezahlt: Das klappt inzwischen tatsächlich fast überall, wo auch Bankkarten angenommen werden. Wir zeigen, woher der Kontaktlos-Boom auf einmal kommt und was Kunden davon haben.

Bezahlen mit dem Handy galt in der Technikbranche als ähnlicher Kopfschüttel-Dauerbrenner wie der Internet-Kühlschrank: Bereits seit Jahrzehnten trommelten Firmen für die vermeintlich bahnbrechende Erfindung, präsentierten jede Menge Prototypen – und am Ende kam nichts dabei raus. Es gab zwar Dutzende von Mobile-Payment-Systemen, aber im Supermarkt-Drogerie-Tankstellen-Alltag ist keine davon angekommen.

Video: Nachgehakt

Das hat sich nahezu schlagartig geändert: Dank diverser Bezahl-Apps können Sie heute mit Ihrem Telefon schnurstracks in den nächsten Supermarkt gehen und Ihren Einkauf bezahlen – die Wahrscheinlichkeit, dass das funktioniert, ist sehr groß. Man braucht also keine Karten mit sich herumzuschleppen und das Bezahlen geht viel schneller als mit Bargeld.

So gut wie alle Einzelhandelsketten haben ihre Bezahl-Terminals auf den sogenannten EMV-Kontaktlos-Standard umgerüstet, der nahfunktaugliche Kredit- und Bankkarten und damit auch NFC-Payment-Apps unterstützt. Bei Beträgen unter 25 Euro muss man nicht einmal die PIN eingeben. Erkennbar ist die Funktion am ans WLAN-Symbol erinnernde Kontaktlos-Logo mit drei Wellen (siehe Bild rechts). Der ursprüngliche EMV-Standard (steht für Europay International, Mastercard und Visa) wurde in den 90er Jahren entwickelt. Ein Chip sollte den unsicheren und unzuverlässigen Magnetstreifen ablösen.

Dieses Symbol bedeutet: Hier kann man kontaktlos mit Karte oder NFC-Smartphone bezahlen.

Die Kontaktlos-Funktion ist lediglich eine Erweiterung von EMV, die dafür sorgt, dass der Chip nicht nur durch Kontakte im Lesegerät, sondern auch kontaktlos über Nahfunk ausgelesen werden kann. Anders als der Magnetstreifen ist der Chip auf den Karten kein passiver Datenspeicher, sondern ein vollwertiger Minirechner, der mit dem Kassenterminal kommuniziert.

Dass man heute an fast allen Kassenterminals mit dem Smartphone bezahlen kann und die Zahl täglich wächst, liegt jedoch weniger am traditionsreichen EMV-Standard als an der EU und an Banken und Finanzdienstleistern. So hatte Mastercard schon vor einigen Jahren gefordert, dass ab Januar 2015 alle neu installierten Bezahlterminals dem NFC-Standard entsprechen. Mittlerweile hat die Interessenvertretung der hiesigen Banken, die Deutsche Kreditwirtschaft, nachgelegt und verlangt, dass bestehende Terminals bis 2018 gegen NFC-fähige ausgetauscht werden.

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