c't 19/2016
S. 110
Kaufberatung
Displaytechnik fürs TV
Aufmacherbild

Showtime: Ultra HD, HDR, Dolby Vision …

Neue Techniken fürs TV

Der TV-Kauf war noch nie so kompliziert wie heute: Die Hersteller buhlen mit irren Schlagwörtern und bunten Logos um die Gunst der Kunden. Wann und für wen bringen 4K, HDR & Co. tatsächlich Mehrwert?

Wer sich heute einen Fernseher kaufen möchte, sieht sich mit vielen Versprechen konfrontiert: ultrahohe Auflösung, bessere Farben, super Kontrast, knackscharfe Darstellung. Das Ganze wird mit diversen Logos, markigen Schlagwörtern und beeindruckenden Zahlen unterlegt – 2700 PMI, Pixel Precise Ultra HD oder Mega Dynamic Contrast Ratio, Studio Master Drive, ColorPrime Plus oder Ultra HD Premium. Das klingt alles super, ist aber zugleich ziemlich verwirrend.

Was davon ist reines Marketing-Geschwätz und was brauchen die Nutzer wirklich? Worauf sollte man beim Kauf achten, damit sich das heute investierte Geld auch morgen noch als Investition in die Zukunft erweist?

Ultrahohe Auflösung

Die ultrahohe Auflösung hat sich trotz der zunächst dünn gesäten Inhalte deutlich schneller etabliert als etwa Full HD bei seiner Einführung vor zehn Jahren. Inzwischen nennt ein Drittel aller TV-Interessenten die höhere Auflösung als Kaufgrund. Im Jahr 2015 wurden bereits 1,1 Millionen 4K-TVs verkauft, bis Ende 2016 sollen weitere 2,4 Millionen hinzukommen. Damit wird etwa ein Drittel aller 2016 in Deutschland verkauften Fernseher 4K-Auflösung zeigen. Auch die steigende Bilddiagonale – 40 Prozent aller neuen TVs messen in diesem Jahr 45 Zoll und mehr – spricht für die höhere Displayauflösung. Zumal es inzwischen diverse Quellen für 4K-Inhalte gibt und damit mehr Einsatzgebiete, in denen die ultrahochauflösenden Fernseher ihr Potenzial richtig ausspielen können.

So kommen qualitätsbewusste Anwender, die häufig Filme aus der Konserve oder im Stream schauen, kaum um ein Display mit 4K-Auflösung herum. Die ersten 4K-Player sind im Handel (später mehr dazu) und Video-on-demand-Dienste wie Amazon oder Netflix haben diverse Serien und Kinofilme mit UHD-Auflösung im Angebot. Für das Zusammenspiel mit den neuen Ultra-HD-Playern muss der Fernseher mindestens einen HDMI-2.0-Port besitzen. Außerdem ist HDCP 2.2 Pflicht, damit er die über HDMI eingespielten 4K-Inhalte entschlüsseln kann. Zusätzlich muss das Gerät H.265 HEVC (High Efficiency Video Coding) beherrschen; ältere TVs verstehen nur die Kompression gemäß H.264. Das Ultra-HD-Logo der Initiative Digital Europe signalisiert, dass ein Fernseher die genannten Anforderungen erfüllt.

Zum Kasten: Hier gibt es 4K-Inhalte

Auch auf YouTube findet man Videos in 4K-Auflösung – allerdings mit unterschiedlicher Qualität; einige Videos wurden einfach von niedrigen Auflösungen auf 4K hochgerechnet. Umgekehrt beherrschen die meisten 4K-Fernseher die Umrechnung von Full-HD-Inhalten auf ihre höhere Bildschirmauflösung sehr gut. Wer aktuell vornehmlich HD-Inhalte schaut, muss sich deshalb keine Sorgen machen, dass die Bildqualität unter der höheren Displayauflösung leidet – das Gegenteil ist der Fall.

Während Fernsehzuschauer heute über Satellit und Kabel bestenfalls HD-Auflösung serviert bekommen – und seit Kurzem per DVB-T2 HD auch Full HD –, können Fußballfans demnächst von 4K-Sendungen profitieren: Sky will ab Herbst 2016 jede Woche ein Top-Bundesligaspiel und wichtige Champions-League-Spiele in 4K-Auflösung ausstrahlen. Für den Empfang benötigt man zusätzlich zum 4K-Display den neuen Sky+ Pro-Receiver. Außerdem will Sky weitere Sport-Events live übertragen und Filme sowie Serien über Sky On Demand bereitstellen. Derzeit gibt es nur eine Handvoll Werbeplattformen und Testprogramme wie Pearl-TV, fashion One oder UHD-1, die in ultrahoher Auflösung senden.

Wer aktuell einfach nur Fernseh gucken will und kein Fußballfan ist, braucht deshalb eigentlich kein 4K-TV. Allerdings überdauern Fernsehgeräte nicht nur ein, zwei Jahre im Wohnzimmer, sondern stehen dort eher vier bis fünf Jahre – und viele werden anschließend als Zweitgerät etwa im Schlafzimmer genutzt. In drei Jahren dürfte es aber mehr 4K-Ausstrahlungen geben. Die Mehrausgabe von 150 Euro gegenüber einem vergleichbaren Full-HD-TV könnte sich deshalb schon jetzt lohnen.

Besitzer einer riesigen Sammlung von Blu-ray Discs oder DVDs, die nicht planen, diese um Ultra HD Blu-rays zu erweitern, brauchen keinen teuren 4K-Fernseher. Allerdings wird auch hier die Darstellung nicht schlechter, sondern eher besser, wenn das Display die Full-HD-Inhalte auf die höhere Displayauflösung umrechnet. Außerdem gibt es etliche Serien und Blockbuster in 4K bei Amazon & Co.

Interessant sind 4K-TVs allemal für Anwender, die selbst gemachte Videoaufnahmen und Fotos am großen Bildschirm schauen wollen. Wenn die Fotoauflösung die Anzahl der Pixel am Bildschirm übersteigt, muss entweder das TV-Gerät oder das angeschlossene Notebook das Bild auf die verfügbare Pixelanzahl herunterrechnen – die Darstellung gewinnt, wenn hier statt zwei über acht Millionen Pixel zur Verfügung stehen.

High Dynamic Range

Gerade Fotos, aber auch Videostreams, Filme und TV-Sendungen profitieren von einem hellen Display, das zugleich ein sattes Schwarz zeigt. Um die kontrastreichere Wiedergabe (High Dynamic Range, HDR) am TV zu etablieren, wurde ein neuer Standard entwickelt – oder besser gesagt gleich zwei: HDR 10 und Dolby Vision.