c't 8/2022
S. 64
Titel
Android privat und sicher
Bild: Rudolf A. Blaha

Nicht ganz dicht

Wie Sie Ihr Android-Smartphone vor unkontrollierten Datenabflüssen absichern

Smartphones plappern fortwährend mit dem Hersteller und mit Google, Werbetreibende destillieren aus dem Benutzerverhalten ein Persönlichkeitsprofil, Apps kratzen alle auffindbaren Informationen zusammen. Manche dieser Datenabflüsse nerven nur, aber hinter anderen drohen Sicherheitsrisiken. Wir zeigen, wohin die Daten fließen und welche Maßnahmen Ihnen zu mehr Privatsphäre verhelfen.

Von Jörg Wirtgen

Es bleibt im Dunkeln, was mit den ganzen Daten passiert, die von den Smartphones an die Gerätehersteller, die App-Entwickler, die Werbenetzwerke und Google ausposaunt werden – selbst wenn man die hundert Seiten Datenschutzinformationen wirklich lesen würde, falls sie denn vorhanden sind und stimmen. Können chinesische oder US-Firmen ihre Server wirklich nach DSGVO abgesichert in der EU betreiben oder müssen sie ihren Behörden Zugriff gewähren? Wissen die Werbenetzwerke nur, dass ich ein männlicher Europäer mit seltsamem Musikgeschmack bin, oder rühren sie weitere Interessen, politische Ansichten oder finanzielle Möglichkeiten hinein? Fließt etwas davon in die mir angezeigten Angebote der Preissuchmaschinen ein? Verkaufen solche Datensammler nur an Werbetreibende oder kumulieren sich gefährlichere Angreifer daraus etwas zusammen? Welche hinterlistigen Schlüsse könnten aus für Entwickler sogar nützlichen Debug-Logs gezogen werden?

Manche dieser Risiken mag man aktuell für harmlos halten, auch weil man glaubt, nichts verbergen zu müssen. Doch die Datenoffenheit schadet indirekt denen, die eine andere Einstellung zur Privatsphäre haben, indem sie einem gesellschaftlichen Veröffentlichungsdruck zumindest nicht widerspricht. Zudem passieren schon bei weit harmloseren Auswertungen unzählige Fehler: Möglicherweise wird man selbst dann mit etwas in Verbindung gebracht, was andere nicht privat gehalten haben. Und nicht zuletzt zeigt die aktuelle krisengebeutelte Zeit brutal, wie schnell manche Gewissheit kippt. Die wirksamste Antwort auf diese Probleme bleibt, solche kritischen Daten gar nicht erst in die Welt zu funken.

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