c't 21/2022
S. 138
Wissen
Energieautarkes Wohnen
Bild: Thomas Kuhlenbeck

Warme Platte

Ein Plattenbau wird teilautark

Die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft hat sich bei der Sanierung eines Plattenbaus auf ein Pilotprojekt eingelassen. Durch eine große PV-Anlage, verschiedene Speicher, gute Dämmung und ausgerechnet eine strombetriebene Heizung soll das Gebäude zu 60 Prozent energieautark werden.

Von Kathrin Stoll

Wir machen das ja für zukünftige Generationen“, sagt AGW-Geschäftsführer Mike Eley, während er – offenbar völlig schwindelfrei – auf dem Gerüst des alten Plattenbaus in der Kopernikusstraße in Aschersleben, Sachsen-Anhalt, herumturnt. Daraus entstehen soll ein zu 60 Prozent energieautarkes Wohngebäude. Die alte Platte soll also nach der Sanierung mindestens 60 Prozent der im Gebäude benötigten Energie für die Heizung und die Stromversorgung selbst erzeugen. Auf der Baustelle befördert ein Kran lange Holzbretter aufs Dach. Im Inneren des Rohbaus ist es gleich merklich kühler, viel zu sehen gibt es neben den nackten Betonwänden noch nicht. Von draußen ist Baulärm zu hören.

Zum Abreißen zu schade: Die Bausubstanz alter DDR-Plattenbauten ist offenbar nicht schlecht.
Zum Abreißen zu schade: Die Bausubstanz alter DDR-Plattenbauten ist offenbar nicht schlecht.

Ungewöhnliches Heizkonzept

Das Haus soll den angestrebten Autarkiegrad mit einer guten Dämmung, Photovoltaik-Panels auf dem Dach und an der Fassade sowie einer Lüftungsanlage erreichen. Selbst entwickelte Warmwasserboiler mit 200 Litern Fassungsvermögen und eine strombetriebene Infrarotheizung, die von den Wohnungsdecken strahlt, ergänzen das ungewöhnliche Konzept. Eine wassergeführte Heizung gibt es nicht. Statt der ursprünglichen fünf hat der Wohnblock jetzt nur noch drei Stockwerke und statt 60 kleiner Wohnungen 22 größere. Das für einen Plattenbau ungewöhnlich große, schräge Dach ist aus Holz. Hier und an der Fassade – überall, wo die Sonne draufscheint – sollen später einmal Solar-Panels angebracht werden. Die senkrechten Flächen dienen vor allem dazu, auch mit der tiefer stehenden Wintersonne möglichst hohe Erträge zu erzielen. Insgesamt soll die PV-Anlage einmal eine Spitzenleistung von 176,6 kWPeak bereitstellen.

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