c't 4/2021
S. 14
Titel
Die Windows-Werkzeugkiste: Gratis-Tools von Microsoft
Bild: Andreas Martini

Microsofts Werkzeugkoffer für Windows

Über 100 kostenlose System-Utilitys direkt von Microsoft

Systemwerkzeuge erleichtern Nutzern, ­Admins und Entwicklern den Umgang mit ­Windows, helfen beim Aufspüren und Lösen von Problemen und machen manches überhaupt erst möglich. Viele besonders nützliche Utilitys stellt Microsoft selbst kostenlos zum Download bereit.

Von Axel Vahldiek

Die Mitarbeiter bei Microsoft produzieren Windows nicht nur, sondern arbeiten auch selbst damit. Dabei kommen ihnen nicht nur immer wieder Ideen für hilfreiche Systemwerkzeuge, sondern – wie das so ist, wenn Fachleute ein eigenes Produkt einsetzen – sie setzen sie auch um. Zwar integriert Microsoft nicht alles in Windows, was dabei herauskommt, doch vieles können Sie kostenlos herunterladen. In dieser Ausgabe widmen wir diesen Werkzeugen gleich mehrere Artikel.

Der Beitrag auf Seite 22 präsentiert System-Utilitys, die das Leben mit Windows bequemer machen. Dazu gehört beispielsweise die aktuelle Neuauflage der beliebten PowerToys. Damit belegen Sie Tasten und Tastenkombinationen neu, verteilen Fenster flexibler auf dem Desktop, als das mit Bordmitteln möglich wäre, und erhalten einen kachelfreien Programmstarter.

Fans der Textkonsole kommen im Artikel ab Seite 24 auf ihre Kosten: Er stellt Utilitys vor, die Benutzern der Eingabeaufforderung und der PowerShell das Leben erleichtern. Auch Skript-Programmierer werden bei Microsoft fündig – ­Visual Studio Code ist einer der beliebtesten Editoren für diesen Zweck.

Los geht es aber im nachfolgenden Beitrag auf Seite 16, der die wohl größte Microsoft-Sammlung von Systemwerkzeugen vorstellt: die Sysinternals-Suite. Die enthält einige Klassiker: „Autoruns“ zeigt alle Programme, die Windows beim Hochfahren mitstartet, der „Process Explorer“ ist ein mächtiger Taskmanager und der „Process Monitor“ protokolliert alle (!) Zugriffe auf Dateien, Ordner und Registry. Doch in der Suite stecken noch über 70 weitere Werkzeuge. Der Artikel beleuchtet die komplette Sammlung und ­liefert Tipps und Tricks zu den spannend­sten Werkzeugen.

Sysinternals

Doch wie entstand die Sysinternals-Sammlung eigentlich? Sie ist untrennbar mit dem Na­men Mark Russinovich verbunden. 1995 wur­de er dadurch bekannt, dass er unabhän­gig von, aber zeitgleich mit c’t den Pseudo-­RAM-­­Verdoppler SoftRAM entlarvte [1].

Russinovich verfasste zusammen mit Co-Autoren wie Aaron Margosis, David Solomon und Alex Uinescu diverse ­Fachbücher zu Windows. Das bekannteste ist „Windows Internals“, welches einen sehr tiefen Einblick in die Windows-Eingeweide bietet. Da es die für ihre Forschungen nötigen Werkzeuge damals noch nicht gab, entwickelten die Autoren viele kurzerhand selbst. Sie stellten sie auch ihren Lesern zur Verfügung, damit diese die Beschreibungen nachvollziehen konnten.

Seit 1996 stehen viele der Tools kostenlos auf der Website sysinternals.com zum Download zur Verfügung. Betrieben wurde sie von der von Russinovich und Bryce Cogswell gegründeten Firma Winternals. Sie verdiente mit Diagnosesoftware ihr Geld.

2005 stand Russinovich erneut im Licht der Öffentlichkeit: Er deckte mithilfe seiner Tools auf, dass Sony BMG seine CDs mit einer Player-Software auslieferte, die ohne Hinweise oder Rückfragen die XCP-Kopierschutzsoftware mitinstallierte. Der Kopierschutz enthielt eine Komponente, die ähnlich wie ein Rootkit bestimmte Dateien, Verzeichnisse, Prozesse und Registry-Schlüssel ausblendete. Das hätten Schädlinge ausnutzen können, um sich ebenfalls zu verbergen [2]. Für Sony BMG war die Entdeckung seinerzeit ein PR-Desaster.

Mit selbstgeschriebenen Tools entdeckte Mark Russinovich 2005, dass Sony auf Musik-CDs einen ­Player integrierte, der im Hintergrund ein Rootkit mit installierte. Die Werkzeuge, mit denen er das herausfand, können Sie heute bei Microsoft kostenlos herunterladen.

Übernahme

2006 übernahm Microsoft die Firma Winternals. Russinovich wurde ebenfalls übernommen. Er ist heute als CTO für Microsoft tätig und für die hauseigene Cloud Azure zuständig. Weil er im Rahmen seines Jobs auch weiterhin seine eigenen Tools nutzt, kommt es bis heute immer mal wieder vor, dass ihm etwas Neues dazu einfällt. Daher gibt es die Sysinternals-Tools nicht nur bis heute, sie werden von ihm auch weiterhin gepflegt. Auch Fehler werden behoben. Herunterladen kann man die Tools heute direkt bei Microsoft.

Neugierig geworden, welche Werkzeuge Microsoft heutzutage für Sie bereithält? Dann starten Sie nun mit der Lek­türe der nachfolgenden Artikel. Viel Ver­gnügen! (axv@ct.de)

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