c't 22/2021
S. 154
Praxis
Cloudserver im Cluster betreiben
Bild: Sven Hauth

Wolkenformation

Cloudserver redundant und flexibel im Cluster betreiben

Ein Verbund aus Servern, die als Cluster einen Dienst redundant bereitstellen und Daten stets untereinander abgleichen, ist der Endgegner beim Umzug in die Cloud. Mit Open-Source-Mitteln können Sie ihn besiegen und betreiben dann Datenbanken und Dateispeicher ausfallsicher.

Von Jan Mahn

Piqup Ventures heißt das fiktive Start-up, dessen erste Schritte in die Cloud wir in Ausgabe 21/2021 begleitet haben [1]. Was bisher geschah: Die Entwickler, die sich neben der Programmierarbeit auch um den Betrieb der Infrastruktur für ihre Foto-App kümmern müssen und jetzt „DevOps Engineer“ in ihren Lebenslauf schreiben können, wollen ganz ohne eigene Server auskommen und alle Ressourcen für ihr Angebot bei Cloudprovidern mieten. Die Geschäftsidee ist schnell erklärt: Nutzer sollen per Handy-App oder Weboberfläche Fotos hochladen, mit Freunden teilen und kommentieren können. Klingt verdächtig nach Instagram & Co., soll aber vollständig in Europa gehostet werden und Datenschutzfreunde ansprechen. Im Hintergrund muss also ein Backend auf europäischen Servern arbeiten, das ein API anbietet und Nutzerdaten sowie Fotos abspeichert und wieder anzeigt.

Damit alle Schritte zum Aufbau der Infrastruktur reproduzierbar sind, verzichten die Entwickler komplett auf Klicks in den Weboberflächen von Cloudprovidern und haben stattdessen Rezepte für das Kommandozeilenwerkzeug Ansible geschrieben. Damit bestellen sie Server, konfigurieren DNS-Einträge und richten die Linux-Maschinen automatisch per Ansible ein. Die Rezepte finden Sie als Inspiration für eigene Projekte über ct.de/y2fe.

Nach etwa einer Woche Skriptarbeit haben die Entwickler mit viel Schweiß, Mate-Tee und Kaffee ein Ansible-Rezept für ihre Infrastruktur erbrütet – zunächst laufen alle Dienste in Docker-Containern auf einer Maschine, ohne Redundanz und nicht skalierbar. Doch für einen Prototyp reicht das aus: Während sich die Entwickler an Optimierungen ihrer Anwendung machen, hat der Geschäftsführer einen wagemutigen Kapitalgeber gefunden und kann stolz verkünden, dass die App mit einer großen Marketingkampagne an den Start gehen soll. Dass ein einzelner Server für das Backend nicht ausreicht, wenn an jeder Bushaltestelle in Deutschland demnächst Plakate für die App hängen, ist allen Beteiligten im Co-Working-Büro klar. Über die Mobil-Apps und eine Weboberfläche sollen demnächst Millionen Nutzer täglich Fotos hochladen und mit ihren Freunden teilen.

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