Alltagshorror
Mosaic: Das Spiel zum Burn-out
Das norwegische Entwicklerstudio Krillbite inszeniert einen Albtraum der ganz anderen Art: den Alltagsjob als Horrorvision. Das Spiel Mosaic lässt sich nur schwer in Worte oder Genres fassen und rangiert irgendwo zwischen Point-&-Click-Abenteuer und Echtzeitstrategie – surreal, unbequem und ganz schön schräg.
Für die namenlose Hauptfigur beginnt jeder Tag mit demselben scheppernden Klingelton, einer selbstverordneten Ohrfeige zum Wachwerden und dem gleichen eintönigen Weg zum ungeliebten Job. Mühsam schleppt der Mann sich vorbei an den anonymen, gesichtslosen Kollegen, die jeden Blickkontakt meiden, lässt sich von der Masse treiben und quetscht sich im Großraumbüro an seinen Schreibtisch. Dort heißt es für ihn vor allem: liefern, liefern, liefern. Bloß nicht aufmucken, bloß nicht auffallen. Doch plötzlich hat unser braver Büroangestellter die Chance, aus der Monotonie des Alltags auszubrechen. Den grauen Alltag visualisiert Krillbite mit wunderschöner Grafik in Graublau-Tönen, erst wenn kleine Ereignisse das Muster durchbrechen, kommen Farben ins Spiel.
Das Thema des Spiels könnte unspektakulärer nicht sein: der Alltag. Morgens aufstehen, zur Arbeit gehen, Job erledigen. Dazwischen auf dem Smartphone zocken und in Dating-Apps erfolglos nach der Liebe des Lebens suchen. Ähnlich wie im Film-Hit „Und täglich grüßt das Murmeltier“ verfolgt der Spieler die Lebenstristesse der Hauptfigur in immer wiederkehrenden Handlungsabläufen. Nie wird klar, ob man sich in der Gegenwart oder in einer düsteren Dystopie befindet. Ein Hauch von 1984 weht durch das Spiel, wenn Werbebotschaften über großflächige Plakatwände verteilt und Dating- oder Spiele-Apps angepriesen werden. Kurioserweise kann die Spiele-App BlipBlop auch im realen Leben abseits von Mosaic heruntergeladen werden. In dem sogenannten Idle Game geht es wie in Cookie Clicker nur darum, eine Taste zu drücken, um Punkte zu gewinnen – simpel, sinnlos und zeitraubend. So wie der Alltag des Helden.