c't 16/2019
S. 98
Test
Fahrzeug-Infotainment
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Smart auf Achse

Drei Top-Infotainment-Systeme von Audi, BMW und Mercedes

Die automobile Oberklasse hat die Nase vorn, wenn es um die Integration von Autoradio, Navigation, digitalen Diensten und Smartphone geht – möchte man meinen. Im Test läuft in Sachen High-End-Infotainment und Smartphone-Kopplung dann doch nicht alles rund.

WhatsApp, Spotify und Google Maps sind mittlerweile in jeder Lebenslage wie selbstverständlich. Aber beim Einsteigen ins Auto schneidet man sich vom digitalen Datenstrom weitestgehend ab, denn der Griff zum Smartphone ist während der Fahrt verboten.

Mittlerweile haben die Autohersteller verstanden, dass die Kunden auf ihre Apps nicht verzichten wollen. Entsprechend schnüren sie Pakete aus Infotainment-Radios und Digitaldiensten, die das Auto zur Online-Plattform ausbauen.

Audi, BMW und Mercedes nutzen die jeweiligen Einstiegsmodelle verstärkt als Technologieträger, um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. Audi schickte uns den aktuellen A1, Mercedes die A-Klasse mit MBUX-System. Bei BMW hätte es eigentlich der 3er sein sollen, für den Test war dann aber nur der nicht ganz so frische X5 verfügbar. Er ist wie der neue 3er mit dem kürzlich vorgestellten Infotainment mit BMW OS 7.0 ausgestattet, das – wie das Mercedes-System – mit einem eigenen Sprachassistenten kommt.

Bedienkonzept

Bedienen lassen sich die Systeme per Touch am Infotainment-Display in der Mittelkonsole, über die diversen Taster vom Lenkrad aus, per Touchpad oder Dreh-/Drücksteller in der Mittelkonsole, per Sprache oder bei BMW und Audi mit Gesten. Zentrale Funktionen wie die Navigationsansicht sind zusätzlich über spezielle Tasten erreichbar. Echte Knöpfe findet man zudem für Basisfunktionen wie Lautstärke oder Ein/Aus – auch der Beifahrer sollte das Radio ohne Blick ins Bordbuch ausschalten können. BMW macht den Zugriff auf Medieninhalte und Wunschfunktionen über eine Reihe gut zugänglicher Favoritentasten besonders einfach, allerdings ließen sie sich nicht mit beliebigen Online-Inhalten belegen.

Eigentlich ist das Auto der perfekte Einsatzort für hilfreiche Sprachassistenten: Man ist durch die Freisprecheinrichtung ohnehin von Mikrofonen umgeben und bleibt mit Augen und Händen immer voll beim Verkehrsgeschehen.

BMW und Mercedes werben mit „natürlichsprachlicher“ Eingabe. Statt also vorgestanzte Befehlsschablonen abspulen zu müssen, soll der Fahrer reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. In der Praxis funktionierte das bei beiden Systemen nur mäßig. Ein Grund dafür dürfte die in Deutschland nach wie vor löchrige LTE-Abdeckung sein – denn die Spracherkennung findet in der Cloud statt und benötigt deshalb eine schnelle Datenverbindung. Ob die gerade vorhanden ist oder nicht, lässt sich bei den Systemen von außen nicht erkennen. So entsteht für den Nutzer ein uneinheitliches Ansprechverhalten, das auf Dauer zu Frustration führt.

Und dann ist da noch das Problem mit den Aufwachworten: Wer im Mercedes über Mercedes redet, dem fällt der Assistent dauernd ins Wort. Das Aussprechen des Markennamens lernte man nach ein paar Tagen in der A-Klasse nach dem Vorbild Lord Voldemorts gekonnt zu umschiffen. Das BMW-System war diesbezüglich deutlich weniger aufdringlich und erlaubt sogar, ein individuelles Aufwachwort zu vereinbaren.