c't Retro 2018
S. 114
Praxis & Wissen
Ode an den CRT
Aufmacherbild

Ode an die Röhre

Warum Röhrenbildschirme so wichtig sind für Retro-Computing und wie man sie auf LCDs simuliert

Alte Computer an moderne Bildschirme anzuschließen geht zwar, sieht aber furchtbar unauthentisch aus: An C64 oder NES gehören flimmernde Röhren. Wir haben uns auf dem Gebrauchtmarkt umgeschaut und CRT-Simulationsfilter ausprobiert.

Röhrenbildschirme flimmern, stellen Farben ausgefranst dar und haben eine lachhaft niedrige Auflösung. Ihr Bild ist objektiv schlecht. Dennoch verursacht es bei Retro-Enthusiasten wohlige Gänsehaut – die Ausgabe eines Apple II oder einer alten Nintendo-Spielkonsole passt einfach nicht auf ein analytisch sauberes LC-Display. Sich allerdings einfach eine Röhre auf den Tisch zu stellen, kostet immens viel Platz – wenn man denn überhaupt intakte Geräte findet. Wir haben für diesen Artikel nicht nur auf dem CRT-Gebrauchtmarkt („Cathode Ray Tube“, also Kathodenstrahlröhren) gestöbert, sondern auch mit CRT-Simulationsfiltern herumexperimentiert, die den Röhren-Look auf modernen Monitoren nachempfinden.

Kathodenstrahler unterscheiden sich schon äußerlich durch ihr klobiges Gehäuse und ihre Glasröhre von Flachbildschirmen. Röhrenmonitore liefern einen ganz anderen Bildeindruck als aktuelle Displays, weil die Röhre Bilder fundamental anders erzeugt. Während LCDs jedes Pixel einzeln digital ansteuern können, funktionieren CRTs nach einem Prinzip, das einst Ferdinand Braun entwickelte: Eine Elektronenkanone erzeugt einen Strahl, der die Leuchtschrift auf der Innenseite der Röhre zeilenweise von oben nach unten abtastet. Beim Farbfernsehen sind dies drei Elektronenstrahlen, die jeweils eine korrespondierende Leuchtstoff-Farbschicht treffen – und so das Bild in den RGB-Farben aufbauen.