c't Retro 2018
S. 172
Test
Semimodulare Hardware-Synthesizer
Aufmacherbild

Musik auf Draht

Mit Synthesizern auf den Spuren von Pink Floyd: Sieben analoge Tischgeräte im Vergleichstest

Mitte der 60er Jahre kamen sie erstmals auf und veränderten die Rockmusik: Schrankwandgroße Synthesizer mit vielen bunten Kabeln prägten den Sound von Emerson, Lake & Palmer bis Kraftwerk. Heute können Sie den Sound mit kleinen Desktop-Kisten wiederbeleben.

Viele Hits entstehen nur noch am Laptop. Doch mancher Musiker vermisst die „gute alte Zeit“, als er nicht nur Mäuse geschubst, sondern Kabel verlegt und zahllose Knöpfe gedreht hat, um elektronische Musik zu machen. Trotz immer besserer Software stehen daher analoge Hardware-Synthesizer hoch im Kurs. Den Markt bedienen neben wenigen großen Herstellern wie Moog und Behringer auch viele kleine Bastelbuden, die für eine große Vielfalt kleiner bunter Kästchen sorgen.

Wer in diese Welt einsteigen will, kann mit einem kleinen Tischgerät anfangen. In diesem Vergleichstest nehmen wir sieben Modelle zwischen 340 und 650 Euro unter die Lupe. Sie bringen die wichtigsten Synthesizer-Module mit, die intern bereits vorverdrahtet sind. Man kann mit ihnen also Musik machen, ohne ein einziges Kabel zu stecken. Erst wenn man andere Verbindungen ausprobieren will, etwa um die Filterfrequenz per Oszillator zu steuern, steckt man Patch-Kabel in die entsprechenden Buchsen.

Alle hier vorgestellten semimodularen Synthesizer sind elektrisch kompatibel zum Eurorack-Format, das Dieter Doepfer Ende der 90er Jahre entwickelte. Manche lassen sich sogar in Euroracks einbauen – die Maße finden Sie in der Tabelle auf Seite 179.

Architektur

Die Synthesizer sind alle ähnlich aufgebaut: Der Grundklang wird von einem oder mehreren Oszillatoren (VCO) erzeugt. Deren Signal wird gemischt, anschließend von einem Filter (VCF) bearbeitet und schließlich von einem Verstärker (VCA) verstärkt und ausgegeben. Unter anderem lassen sich die Tonhöhe (Pitch) des Oszillators, die Grenzfrequenz (Cutoff) des Filters sowie die Lautstärke (Loudness) des VCA über Steuerspannungen (CV) kontrollieren, die beispielsweise Hüllkurvengeneratoren (Envelope Generator, EG) und niederfrequente Oszillatoren (LFO) ausgeben. Wichtig ist zudem ein Mixer, der Steuersignale mischen, abschwächen oder verstärken kann. Ist ein Sequencer oder Arpeggiator an Bord, lässt sich dessen Tempo mit Trigger und Clock-Signalen synchronisieren. Die Funktionsweise der Module erklären wir genauer in der FAQ auf Seite 182.

Das Grundprinzip der Klangerzeugung nennt man subtraktive Synthese: Obertöne, die etwa durch die Oszillatoren oder Verzerrungen im Mixer entstehen, werden durch das Filter entfernt. Diesem Prinzip gehorchen der Analogue Solutions Treadstone, der Behringer Model D, der Doepfer Dark Energy III sowie der Moog Mother 32.