c't 16/2018
S. 84
Test
Curved-Displays fürs Büro
Aufmacherbild

Breit bei der Arbeit

Gebogene Büromonitore ab 34 Zoll

Monitore im Breitbild-Format liefern viel Arbeitsfläche und dienen bei Bedarf auch zwei Rechnern gleichzeitig als Anzeige. Fünf Displays mit Diagonalen zwischen 34 und 49 Zoll sollen zeigen, was sie taugen – im Büro und zu Hause.

Wer am Rechner mit vielen Anwendungen gleichzeitig arbeitet, etwa um aus mehreren Quellen eine Präsentation zusammenzustellen, verliert mit einem konventionellen 24-Zöller ob der Fensterfülle schnell mal den Überblick. Ein zweiter Monitor lindert das Problem, verschlimmert aber den Kabelsalat auf dem Schreibtisch. Außerdem zerteilen die Rahmen die Arbeitsfläche.

Breitbild-Monitore hingegen brauchen nur einen Satz Kabel und bieten viel Platz auf einer durchgängigen Anzeige. So passen auf ein 34-Zoll-Display gut dreieinhalb DIN-A4-Seiten in Originalgröße nebeneinander, bei einem 49-Zöller sind es sogar fünf – mit etwas Luft für Werkzeugleisten. Neuerdings findet man auch gebogene Breitbild-LCDs im Business-Bereich. Durch die Biegung variiert der Sehabstand nicht so stark wie bei einem planen Display, was die Augen weniger anstrengt. Beim Blick auf die Randbereiche bleibt der Einblickwinkel gleich und man muss den Kopf weniger drehen.

Fünf matte Curved-Displays mit Bildschirmdiagonalen zwischen 34 und 49 Zoll holten wir ins Labor und an den Arbeitsplatz. Das untere Ende des Preisspektrums markiert der Samsung C34H890 (650 Euro), gefolgt vom Fujitsu B-Line B34-9 UE (760 Euro) und dem NEC MultiSync EX341R (890 Euro). Sie zeigen auf 34 Zoll 3440 × 1440 Bildpunkte im Seitenverhältnis 21:9, was eine Pixeldichte von 110 dpi (Punkte pro Zoll) ergibt.

Samsungs C49H890 (1000 Euro) geht viel weiter in die Breite: Sein 49-Zoll-Panel im ungewöhnlichen 32:9-Format besteht aus 3840 × 1080 Pixeln. Das entspricht sowohl von der Fläche als auch der Pixeldichte (82 dpi) zwei nebeneinanderstehenden 27-Zoll-Displays mit Full-HD-Auflösung – nur ohne Rahmennaht in der Mitte. Seinen ähnlich teuren Gaming-Bruder mit Quantum-Dot-Display und HDR-Fähigkeiten haben wir bereits in [1] getestet.

Mit 1350 Euro ist der LG 38WK95C der teuerste Monitor im Test. Er bringt auf seinem 37,5 Zoll großen 24:10-Display 3840 × 1600 Pixel (112 dpi) unter. Zudem kann er bei der Ausstattung mit einigen Schmankerln aufwarten. Das gleiche Panel steckt übrigens auch im günstigeren Dell U3818DW [2]. Mit dem P3418HW hat Dell zudem ein mit 440 Euro sehr günstiges Curved-Display mit 34 Zoll im Portfolio, das aber nur 2560 × 1080 Pixel (82 dpi) zeigt [3]. Beide führen wir in der Tabelle am Artikelende mit auf.

Tabelle
Tabelle: Gebogene Office-Displays mit Bilddiagonalen ab 34 Zoll bereits getestet  

Anschlüsse

Die Monitore nehmen Bildsignale via HDMI 2.0 oder DisplayPort 1.2 an. Ältere Display-Anschlüsse bieten nicht genug Bandbreite, um die Panels mit ihrer vollen Auflösung und mindestens 60 Hz anzusteuern. Die Monitore von Samsung und LG kann man auch via USB-C anschließen. Dann fallen ihre USB-Ports allerdings auf USB-2.0-Geschwindigkeit zurück. An einem USB-C-Notebook wird der attraktive Ein-Kabel-Betrieb für Display- und USB-Signale sowie Stromversorgung somit stets zur USB-Bremse.

Mindestens zwei USB-A-Ports sind überall dabei, Samsung, Fujitsu und NEC haben drei respektive vier an Bord. Sie erreichen die erwarteten Datenraten, allerdings kommt es bei Samsungs C49J890 auf die Kombi aus Kabel und Gegenstelle an.

Die Hersteller legen Tools bei, um die große Arbeitsfläche zur sinnvollen Nutzung zu unterteilen und andere Einstellungen vorzunehmen.

Zur Anzeige

Die Testgeräte decken den sRGB-Farbraum ab und gehen teils darüber hinaus. Den Grauraum haben die Displays ebenfalls gut im Griff: Sie stellen einen fließenden Grauverlauf von Schwarz nach Weiß ohne Streifen dar. Allerdings schaffen es der Fujitsu B34-9 UE, der LG 38WK95C und der Samsung C49J890 nicht, die hellsten Grautöne sauber vom Reinweiß abzusetzen, was sich im Verlauf als Helligkeitssprung äußert; das fällt aber nur bei sehr speziellen Bildinhalten auf.

Das tiefste Schwarz zeigte der superbreite Samsung-Monitor. Ausgerechnet LGs HDR-Display 38WK95C, das besonders hohe Kontraste verspricht, bekommt indes nur ein sehr dunkles Grau hin, das mit rund 1 cd/m2 schimmert.

Die Ausleuchtung gelingt LG, Fujitsu und dem kleinen Samsung gut, aber nicht perfekt. Mal sind bei Schwarz Einstrahler an den Rändern oder den Ecken sichtbar, mal bei vollflächigem Weiß Abdunkelungen oder Streifen. Das große Samsung-Modell bekommt weder Schwarz noch Weiß vollflächig einwandfrei hin. NEC punktet bei aktivierter Uniformity-Funktion mit einer vorbildlichen Ausleuchtung.

Ordentliche Ergebnisse gibt es bei den Kontrastmessungen: Die IPS-Panels in den Displays von Fujitsu und LG kommen in der Spitze auf über 1000:1, NEC- und Samsung mit ihren kontraststarken VA-Panels auf gut 2600:1 bis knapp 4700:1. Im minimalen Sichtfeld, das der üblichen Bewegungsfreiheit vor dem Display Rechnung trägt und den Kontrast deshalb in der Fläche bewertet, schrumpfen die Kontraste. Bei den IPS-Panels bleiben zwischen 800:1 und 1000:1 übrig, bei den etwas blickwinkelabhängigeren VA-Panels zwischen 1500:1 und 2600:1. Je stärker die Krümmung und je größer die Diagonale, umso mehr sackt der gemessene Kontrast wegen der größeren Einblickwinkel ab. Deshalb trifft es den 49-Zöller am härtesten.

Bei maximalen Bildfrequenzen liegen weit auseinander: Während NEC klassisch 60 Hz anbietet, darf man beim LG bis zu 75 Hz anwählen. Fujitsu und der kleine Samsung-Monitor zeigen bis zu 100 Bilder pro Sekunde, Samsungs 49-Zöller sogar 144. Damit wirken Bewegungen auf dem Bildschirm flüssiger, etwa wenn man ein Fenster über den Desktop zieht. Bei den Samsung-Displays kann man die Interpolation nicht abschalten. Wird eine kleinere Auflösung als die native angeliefert, skalieren sie das Bild entweder auf die volle Fläche oder versuchen, es im richtigen Seitenverhältnis darzustellen.

Fürs Büro weniger wichtig, aber für Heimarbeiter nicht uninteressant, die einen Allround-Monitor suchen: die Spieletauglichkeit. In dieser Disziplin macht der ultrabreite C49H890 die beste Figur, dicht gefolgt vom LG 38WK95C. Fujitsus B34-9 UE und Samsungs C34H890 können da nicht mithalten; ihr Metier sind eher Runden- und Echtzeitstrategie oder Autorennspiele. Das gelingt auch mit dem NEC EX431R, der aber merklich träger agiert. Ein Problem aller Testkandidaten: Viele ältere Spiele-Engines können mit den teils extremen Breitformaten nicht umgehen und strecken das Bild auf die volle Breite. Manche neueren bieten nur Standardauflösungen, die sie dann zentriert darstellen, oder verhalten sich in Zwischensequenzen merkwürdig.

Vier der fünf Geräte verfügen über Lautsprecher, Samsungs C34H890 gibt Ton einzig an der Kopfhörerbuchse aus. Für Windows-Systemsounds und das gelegentliche YouTube-Video reichen alle aus, wenngleich speziell der Fujitsu B34-9 UE sehr dumpf und lustlos klingt. Beim LG 38WK95C kann man dagegen auf zusätzliche Lautsprecher verzichten. Einen analogen Audio-Eingang hat keines der Geräte. Stattdessen kommt der Sound per HDMI, DisplayPort oder USB-C-Verbindung vom Rechner.

Raumteiler

Die breite Displayfläche lässt sich mit Anwendungen im Vollbildmodus nicht sinnvoll nutzen. Immerhin bringen alle aktuellen Desktop-Betriebssysteme, egal ob Windows, macOS oder Linux-Distributionen, Hilfestellungen mit. So kann man Fenster in Ecken ankleben, den Bildschirm halbieren oder Ähnliches.

Dennoch bleibt das Aufteilungsschema recht grob. Zum Beispiel lassen sich nicht drei Fenster nebeneinander gruppieren oder asymmetrisch anordnen. Das und vieles mehr gelingt mit den Tools, die die Hersteller beilegen oder zum Download anbieten. So kann man etwa ein Fenster auf voller Breite oben anzeigen lassen und zwei kleinere nebeneinander darunter oder das Display in sechs Bereiche unterteilen.

Alle Testgeräte bringen via PbP (Picture by Picture) die Inhalte zweier Rechner nebeneinander auf den breiten Bildschirm. PiP (Picture in Picture), also das Bild eines zweiten Rechners als Einblendung anzuzeigen, gelingt allen außer LG.

Weil der NEC EX341R und Samsungs 49-Zöller zwei USB-Eingänge besitzen, steuern sie bei Bedarf mit einem Satz Eingabegeräte zwei Rechner. Per Bildmenü oder Tasten-Shortcut schaltet man Maus und Tastatur auf das zweite System um. Doch Vorsicht: Hängt auch ein USB-Laufwerk an den USB-Ports, wird dieses dann unsanft ausgeworfen – fatal, wenn man gerade etwas kopiert. Dem 38WK95-C fehlt zwar der zweite USB-Upstream-Port, doch LG bietet eine KVM-Switch-Funktion (Keyboard, Video, Mouse) in Software an.

Ergonomie und Bedienung

Wie für Office-Displays üblich, lassen sich die Testgeräte in Höhe und Neigung einstellen. Fujitsu und NEC darf man zudem auf dem Fuß zur Seite drehen. Die Samsung-Displays schwenken stattdessen an einem Scharnier in einem recht spitzen Winkel; das reicht nicht aus, um dem Kollegen am anderen Tisch den Bildschirminhalt zu zeigen – was zumindest beim C49J890 ohnehin an der schieren Breite scheitern würde. LGs 38-Zöller lässt sich überhaupt nicht drehen. Bei keinem Gerät kann man das Panel hochkant nutzen. Das gelänge mit einer optionalen VESA-Wandhalterung, für die alle vorbereitet sind.

Auch wenn das Displaymenü meist nur bei der Ersteinrichtung des Monitors zum Einsatz kommt, wünscht man sich eine einfache Bedienung über logische Menüs und gut funktionierende Bedienelemente. Diesem Ideal kommt Fujitsu sehr nahe: Als einziger trägt er klar beschriftete Knöpfe an der Gehäusefront, die zudem fest mit Funktionen belegt sind. LG und Samsung ziehen sich mit der Joystick-Bedienung noch ordentlich aus der Affäre. NEC macht es den Nutzern dagegen mit unzuverlässig reagierenden Touch-Sensoren, die das textlastige Menü steuern, unnötig schwer.

Eine Funktion, die auf Wunsch den Blaulichtanteil reduziert, um so die Augen zu entlasten, gehört inzwischen zum Standard. Darüber hinaus beherbergen die Displaymenüs Farb-Presets, die fürs Lesen am Bildschirm, den Kinoabend oder Spiele optimiert sein sollen. Einige davon schlagen allerdings auch spektakulär fehl, etwa der künstliche HDR-Effekt beim LG, der Farben so fies überzeichnet, dass Farbgrenzen ausfransen. Davon lässt man besser die Finger und freut sich über die schöne Darstellung bei echten HDR-Inhalten. Ein Alleinstellungsmerkmal des NEC EX341R sind der Umgebungslicht- und der Anwesenheitssensor im Displayrahmen.

Die Leistungsaufnahme bewegt sich bei für den Bürobetrieb ergonomischen 120 cd/m2 zwischen 28 und 38 Watt. Bei voller Helligkeit sind es zwischen 51 und 67 Watt – wobei sich die Testgeräte nicht nur in der Bilddiagonalen, sondern auch in der maximalen Leuchtdichte unterscheiden. Immerhin reicht die von 270 bis 350 cd/m2. Im Standby leistet sich NEC einen Ausrutscher und kommt nicht unter 4 Watt, der Rest pendelt sich bei unter 0,5 Watt ein.

Tabelle
Tabelle: Leistungsaufnahme und Leuchtdichte

Fazit

Viel Fläche bieten alle Testgeräte. Wer nicht gerade Musik- oder Videoschnitt im Vollbild daran betreibt, kann sie allerdings nur sinnvoll nutzen, wenn er die Herstellertools einsetzt, um gleichzeitig laufenden Programmen einen festen Platz auf dem Bildschirm zuzuweisen.

Zudem zielen die Monitore auf unterschiedliche Ansprüche. Fujitsu kann eine einfache Bedienung, ein gutes Bild sowie die beste Verarbeitung und Mechanik im Test für sich verbuchen. Zum perfekten Büromonitor fehlen ihm ein KVM-Switch und eine automatische PbP-Funktion, die das Bild nicht staucht. Alle drei findet man zusammen mit der gleichmäßigsten Ausleuchtung und einem Anwesenheitssensor beim etwas wackeligen NEC MultiSync EX341R.

Mehr Arbeitsfläche als Samsungs C49J890 bietet keiner, und schon nach kurzer Eingewöhnungszeit wirkt sie nicht mehr so übertrieben – wenn man den nötigen Platz für den 49-Zöller hat. Der asymmetrische PbP-Modus und die KVM-Funktion mit zwei USB-C-Eingängen, die sich allerdings ein wenig speziell gibt, sind praktische Ergänzungen. Zudem taugt das 144-Hz-Panel auch zum Spielen, löst aber nicht besonders hoch auf.

LG liefert den Allrounder im Test, der mit knackiger Darstellung, schönen Farben und gutem Sound überzeugt – und über den üblichen Anforderungskatalog hinausschießt. Dass er HDR10 beherrscht, ist vor allem für Heimanwender interessant, die mit dem 38-Zöller auch Videos schauen und spielen wollen. Seine Mankos: nur zwei USB-A-Buchsen, keine Drehfunktion und der saftigste Preis im Testfeld. (bkr@ct.de)