c't 14/2018
S. 46
News
Surround Sound
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Spielt nicht gut mit anderen

Dolby verbietet Cross-Format-Upmixing für 3D-Sound

Um 3D-Sound-Systemen voll auszunutzen, bei denen zu einem 5.1- oder 7.1-Setup noch Deckenlautsprecher hinzukommen, benötigt man Funktionen zum Upmixing. Doch deren Einsatz will Dolby nun beschränken.

Unterstützt ein Audio/Video-Receiver ein 3D-Sound-Format wie Dolby Atmos, DTS:X oder Auro-3D, so ist auch stets der dazugehörige Upmixer mit an Bord. Der rechnet über ausgefeilte Algorithmen bei gewöhnlichen Surround-Abmischungen Höhenkanäle hinzu. Das klappt in der Praxis erstaunlich gut und wird von vielen 3D-Sound-Fans so lange als unverzichtbar empfunden, wie die Auswahl an Titeln mit echten 3D-Ton-Spuren noch gering ist.

Aktuelle AV-Receiver gestatten dabei ein sogenanntes „Cross-Format-Upmixing“. Dabei lässt sich jeder der drei Upmixer „AuroMatic“ von Auro Technologies, „Dolby Surround“ (DSU) von Dolby und „DTS Neural:X“ aus dem Hause DTS – wenn implementiert – beliebig auf jeden Grund-Codec anwenden.

Nun erschienen jedoch Berichte, Dolby verbiete künftig bei Surround-Abmischungen in seinen Grundformaten Dolby Digital, Dolby Digital Plus oder Dolby TrueHD generell die Nutzung fremder Upmixer. Das hätte weitreichende Folgen, denn Dolbys Codecs kommen nicht nur auf Blu-ray Discs und Ultra HD Blu-rays zum Einsatz. Vielmehr sind Dolby Digital und Digital Plus die Standardformate für Mehrkanalton bei DVD, Digital-TV und Video on Demand.

Besonders brisant: Nach herrschender Meinung unter den 3D-Sound-Fans liegt der DSU im Vergleich qualitativ weit hinter den Konkurrenzsystemen. Auch in c’t-Tests zeigte sich immer wieder, dass AuroMatic und DTS Neural:X bessere Resultate liefern.

Tatsächlich bestätigten AV-Receiver-Hersteller gegenüber c’t, von Dolby die Aufforderung erhalten zu haben, die Nutzung alternativer Sound-Aufpolierer technisch zu unterbinden. Die Firmen sehen sich gezwungen, Folge zu leisten, da die Regelung an bestehende Lizenzvereinbarungen knüpft – die unter anderem auch das Format Dolby Atmos betreffen, das wiederum den Markt der nativen 3D-Sound-Titeln dominiert.

Machtkampf

Neu ist das Thema nicht: Bereits im vergangenen Jahr hatten Receiver-Hersteller c’t hinter vorgehaltener Hand berichtet, dass Dolby in Sachen Cross-Format-Upmixing durchgreifen will (siehe c’t 26/2017, S. 128). Später hieß es, die Hersteller hätten einen letzten Aufschub erhalten, da sie die Vorgaben nicht für die damals schon in Entwicklung befindliche 2018er-Receiver-Generation umsetzen konnten.

Bei den Modellen des Jahres 2019 soll aber endgültig Schluss sein mit dem Cross-Format-Upmixing – wobei zu befürchten ist, dass DTS im Gegenzug den Einsatz seines Upmixers DTS Neural:X nur noch auf DTS-Tonspuren erlaubt. Nur Auro Technologies macht definitiv keine Anstalten, seine beliebte AuroMatic einzuschränken.

Gegenüber c’t und dem Fachhändler Grobi widersprachen Receiver-Hersteller aber Berichten, wonach das Cross-Format-Upmixing bei bereits erhältlichen beziehungsweise noch in diesem Jahr erscheinenden Modellen nachträglich per Firmware-Update wieder herausgepatcht wird. Herstellereigene Sound-Algorithmen, etwa von Yamaha, bleiben ebenfalls voll nutzbar.

Nutzer können die Sperre umgehen, indem sie die Dekodierung des Grund-Codecs dem Zuspieler überlassen und den Ton über HDMI als Mehrkanal-PCM-Datenstrom in den Verstärker einspeisen. Allerdings sollten Betreiber eines 7.1-Setups auf der unteren Ebene darauf achten, dass der Player auch einen 7.1-kanaligen PCM-Strom ausgibt, was nicht immer der Fall ist. Für alle Betroffenen wird auf jeden Fall das Umschalten bei Vorliegen von nativem 3D-Ton nervig.

Über die Gründe für Dolbys Entscheidung lässt sich nur spekulieren. Das Unternehmen gab auch nach mehrfacher Nachfrage gegenüber c’t keinen Kommentar ab. Kritiker werfen Dolby vor, seinen Machtkampf mit Auro und DTS auf dem Rücken der Kunden auszutragen, statt einen konkurrenzfähigen Upmixer zu entwickeln. (nij@ct.de)