c't 9/2017
S. 24
News
Forschung

Herzmonitor mit Handy-Anschluss

Deutsche Kardiologen haben Patienten erstmals einen solchen Herzmonitor mit Bluetooth-Schnittstelle implantiert, der EKG-Daten an Smartphones versendet. Bild: Armin Kühn

Kardiologen des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen haben Anfang April zum ersten Mal Patienten einen kleinen Herzmonitor mit Bluetooth-Modul implantiert, der erfasste EKG-Daten an handelsübliche Smartphones übermittelt. Nach Angaben der Ärzte handelt es sich dabei um eine „Weltneuheit der Telemedizin“. Zwar existieren solche miniaturisierten kardiologischen Überwachungssysteme schon länger. Bislang hätten die vom Herzmonitor aufgezeichneten Daten aber über hochfrequente Sendegeräte oder Transmitter beim Arzt ausgelesen oder an ihn übermittelt werden müssen.

Mit der Bluetooth-Variante soll das jetzt deutlich einfacher werden. Nach der Implantation unter der Haut kann das von St. Jude Medical (inzwischen Abbott) entwickelte Gerät „Confirm Rx“ zwei bis drei Jahre lang EKG-Daten kontinuierlich erfassen und diese über die integrierte Bluetooth-Low-Energy-Schnittstelle versenden. Verarbeitet werden die Daten von der Smartphone-App „myMerlin“, die verschlüsselt mit dem „Patient Care Network“ von St. Jude Medical kommuniziert, auf das auch der behandelnde Arzt Zugriff hat.

Mobile EKG-Geräte lieferten oft keine ausreichenden Informationen über seltene beziehungsweise nur zeitweise auftretende Ereignisse, erklärt Prof. Dieter Horstkotte, Direktor der Klinik für Kardiologie im HDZ NRW. Solche Informationen seien aber wichtig, um den Ursachen von Herzrhythmusstörungen, Ohnmachtsanfällen (sogenannte Synkopen) oder auch Schlaganfällen auf die Spur zu kommen. Eine europaweite Zulassung (CE-Zertifizierung) für den neuen Bluetooth-Herzmonitor liegt den Angaben zufolge vor. Patienten müssen aber eine Einverständniserklärung unterzeichnen, wollen sie den Herzmonitor in Verbindung mit einem Smartphone nutzen. (pmz@ct.de)

Sie wollen wissen, wie es weitergeht?

Hirnsonde mit Medikamenten-Depot

Bei Patienten, die an Parkinson, Epilepsie, Zwangserkrankungen oder schwerer Depression leiden, kann eine gezielte Hirnstimulation helfen, die Lebensqualität zu verbessern. Betroffenen werden dann bidirektionale Mikrosonden implantiert, die einerseits Hirnströme messen, andererseits bei Bedarf elektrische Impulse abgeben. Allerdings erkennt das Immunsystem solche Sonden, die eigentlich über einen längeren Zeitraum im Schädelinneren verbleiben sollen, oft nach einer gewissen Zeit als Fremdkörper. Entzündungsreaktionen schränken die Funktionsweise dann so stark ein, dass die Sonde kaum noch Signale verarbeitet.

Mikrosystemtechniker und Neurochirurgen der Universität Freiburg haben jetzt eine Methode vorgestellt, die das verhindern soll. Dazu beschichteten die Wissenschaftler Elektroden einer aus Polyimid gefertigten Mikrosonde mit dem elektrisch leitfähigen Polymer PEDOT (Poly-3,4-ethylendioxythiophen). In das PEDOT-Polymer hatten die Forscher schon während des Polymerisationsprozesses das entzündungshemmende Corticosteroid Dexamethason (Dex) eingelagert. PEDOT funktioniert vereinfacht ausgedrückt wie ein Netz mit Löchern, die sich beim Anlegen einer negativen Spannung öffnen. Die gespeicherten Dex-Moleküle strömen dann kontrolliert nach außen und verteilen sich um das Implantat.

„Auf diese Weise können wir Dosierung und Abgabe des Medikaments gezielt regulieren“, erläutert Mikrosystemtechniker Christian Böhler. In Tierversuchen zeigte sich, dass ein solches Implantat mit medikamentöser Beschichtung entzündungsfrei ins Nervengewebe einwächst und auch nach zwölf Wochen noch die volle Signalstärke liefert. Böhler ist davon überzeugt, dass mit der neuen Technik eine ganz neue Generation von langlebigen neuronalen Schnittstellen möglich wird. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler im Fachjournal Biomaterials veröffentlicht. (pmz@ct.de)