c't 7/2017
S. 158
Hintergrund
Instagram
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Ästhetik vor Authentizität

Der rasante Aufstieg von Instagram

Das Bildernetzwerk Instagram boomt und wächst rasant. Nach Facebook ist es das zweitgrößte soziale Netzwerk, in dem die Mitglieder ihr Leben ein bisschen schöner und aufregender präsentieren, als es in Wahrheit ist. Auch Unternehmen gefällt es, sich auf Instagram von ihrer besten Seite zu zeigen.

Das Leben der anderen erscheint bei Instagram richtig schön. Auffallend viele Fotos im sozialen Bildernetzwerk wirken sorgfältig inszeniert: Das Essen ist schmackhaft angerichtet, der Körper in vorteilhafte Position geschoben und das Auto glänzt wie im Prospekt. Die typische Instagram-Ästhetik ist geprägt von Klarheit, Symmetrie und Minimalismus.

Jede dieser Bilderwelten hat ihre eigenen Hashtags: #foodporn steht für mundwässernde Speisen, #cleaneating für absurd Gesundes und #nopainnogain für hart erkämpfte Trainingserfolge. Instagram ist immer auch Wettkampf und ein Abgleich mit anderen Nutzern. Dass Instagrammer mit großer Vorliebe ihr Essen ablichten und online vorzeigen, persiflierte jüngst ein IKEA-Werbeclip, der den Trend ins 18. Jahrhundert versetzt: Ein Maler baut seine Staffelei vor der gedeckten Tafel auf und pinselt das lukullische Mahl auf die Leinwand. Das fertige Werk wird durchs Land getragen und den Bürgern gezeigt; bei Gefallen zeigen sie den Daumen nach oben. Irgendwann kommt die Leinwand samt Feedback wieder bei den hungrigen Wartenden an, die nun endlich, endlich zulangen dürfen.

In der Gegenwart besticht Instagram durch eine intuitive Bedienung: Jeder kann mit der App schnell Fotos machen, bearbeiten und online stellen. Vorgegebene Filter veredeln zu blass geratene Handyfotos, ohne viel Aufwand sehen sie vorzeigbar aus. User, die auf nachträgliche Verschönerungen verzichten, markieren die unbearbeiteten Werke stolz mit dem Hashtag #nofilter. Für unauffälligere Korrekturen bietet die App eine Bildbearbeitungsfunktion, mit der sich Helligkeit, Kontrast oder Sättigung per Schieberegler verändern lassen. Anfangs erlaubte Instagram nur Bilder im quadratischen Format, inzwischen dürfen es auch Panoramabilder und kurze Videoclips sein.