c't 4/2017
S. 35
News
Forschung

Elektronische Haut

Wissenschaftler der Stanford University haben einen Halbleiter auf Polymer-Basis entwickelt, der sich auf die Haut auftragen und als dehnbares Schaltelement nutzen lässt. Bild: Stanford University

Flexible Elektronik zählt zu den Technologien, denen Marktforscher ein besonders starkes Umsatzwachstum in den kommenden Jahren prognostizieren. Von bis zu 90 Milliarden US-Dollar ist die Rede, die in Zukunft mit dehnbaren Displays, elastischer Biosensorik, intelligenten Implantaten oder auch mitdenkender Kleidung umgesetzt werden könnten.

Experimentiert wird derzeit vor allem mit neuen Materialkompositionen sowie Fertigungsverfahren, um möglichst dünne und sehr biegsame – dabei aber trotzdem robuste – Elektronik herstellen zu können. Materialwissenschaftler der kalifornischen Stanford University haben nun eine Technik vorgestellt, mit der sich organische Halbleiter auf Polymer-Basis um das Doppelte ihrer ursprünglichen Länge auseinanderziehen lassen, ohne dabei ihre Schalteigenschaften zu verlieren. Die Wissenschaftler arbeiteten dazu Nanometer-dünne Fibrillen aus leitfähigem DPPT-TT (eine Polythiophen-Verbindung) in ein gummiartiges Elastomer-Substrat ein.

Das transparente Material reicherten die Forscher mit Elektroden aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen an und fertigten daraus einen dehnbaren Dünnschichttransistor-Streifen (TFT), der sich wie eine Art unsichtbare elektronische Haut auf den Körper auftragen lässt. Aufgeklebt auf ein Fingergelenk beispielsweise lässt sich durch Beugung (und damit Dehnung des TFT) sowie Streckung des Fingers eine angeschlossene Leuchtdiode reproduzierbar ein- und ausschalten. (pmz@ct.de)

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Kriminalprävention über Social Media

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit 1,8 Millionen Euro ein multidisziplinäres Forschungsprojekt, in dessen Verlauf die Nutzung sozialer Medien bei der Kriminalprävention getestet werden soll. Zentrales Element des auf zwei Jahre angelegten Projekts „PräDiSiKo“ (Präventive digitale Sicherheitskommunikation) wird der Aufbau einer technischen Plattform sein, über die Polizeibehörden künftig „dialogorientiert und interaktiv präventive Botschaften in sozialen Netzwerken verbreiten“ wollen.

Bislang habe sich die Polizei bei der Kriminalprävention vor allem auf den Einsatz klassischer Medien wie Flyer, Anzeigen oder TV-Spots fokussiert, heißt es beim BMBF. Dies sei aber mit erheblichen Kosten verbunden; außerdem würden nicht alle Zielgruppen gleichermaßen erreicht. Insbesondere Jugendliche, die verstärkt neue Kommunikationswege wie soziale Netzwerke nutzen, wolle man künftig „gezielt über ein ihnen vertrautes Medium ansprechen“.

Beteiligt sind an dem Projekt Kriminologen, Präventionsforscher, Kommunikationswissenschaftler, IT-Experten, Medienethiker, Webdesigner sowie Ökonomen. Nach einer Bestandsaufnahme im In- und Ausland will man unter anderem „realitätsnahe narrative Szenarien“ zur Vermittlung kriminalpräventiver Informationen erarbeiten. Diese sollen dann als Videos auf der Plattform bereitgestellt und nachfolgend in sozialen Netzwerken verbreitet werden.

Laut BMBF entsteht mit dem Projekt erstmals „eine wissenschaftlich fundierte Datengrundlage“, um Kosten und Wirksamkeit klassischer Kriminalprävention mit neuen Verbreitungswegen über Social Media vergleichen zu können. Zu den PräDiSiKo-Projektpartnern gehören die Hochschule der Medien in Stuttgart, die Uni Hannover, die Deutsche Hochschule der Polizei, das Bundeskriminalamt, die LKAs von Niedersachsen und Baden-Württemberg sowie die Stuttgarter Internet-Marketing-Agentur MOSAIQ. (pmz@ct.de)