c't 23/2017
S. 20
News
Nachhaltigkeits-Ranking

Tech-Hersteller im Greenpeace-Ranking

Der „Guide to Greener Electronics 2017“ nimmt 17 Technik-Firmen unter die Öko-Lupe

Greenpeace vergleicht IT-Firmen in Sachen Nachhaltigkeit. Top: Fairphone, Apple, HP und Dell. Flop: Xiaomi, Amazon und Samsung.

Greenpeace hat in seinem diesjährigen Guide to Greener Electronics 17 Technologieunternehmen in Bezug auf die Verwendung erneuerbarer Energien, den Einsatz von Chemikalien sowie das Recycling von Rohstoffen überprüft. Außerdem geht in die Wertung ein, wie einfach sich Produkte wie Smartphones, Tablets oder Laptops reparieren lassen – als Grundlage hierfür dienen 40 Reparatur-Bewertungen der US-Firma iFixit.

Nachhaltigkeit: Energie, Chemikalien, Reparaturen

Auf dem ersten Platz des Greenpeace-Branchenrankings landet die Firma Fairphone, die bei ihrem Smartphone auf ein modulares Konzept und möglichst transparente Lieferketten setzt. Erst vor Kurzem hatte das niederländische „Social Business“ zwei neue Kameramodule für das Fairphone 2 auf den Markt gebracht, mit denen man dem Handy ein Hardware-Upgrade verpassen kann. So bleibt dieses länger aktuell und landet nicht so schnell beim Elektroschrott – für die erste Generation des Fairphone wurde allerdings vor Kurzem die Ersatzteilproduktion eingestellt. Darüber hinaus stammen vier der wichtigsten Rohstoffe im Fairphone 2 aus konfliktfreien Quellen – darunter Gold.

Platz 2 geht an Apple: Der iPhone-Hersteller will künftig nicht nur seine Datenzentren und Büros mit erneuerbarer Energie versorgen, sondern auch die gesamte Lieferkette. Auf den Plätzen 3 und 4 finden sich Dell und HP wieder. Beide Unternehmen bieten laut Greenpeace gut reparier- und aufrüstbare Geräte an. In Sachen Reparatur kritisierten die Umweltschützer Apple und Microsoft. Die Geräte der Riesenkonzerne sind mittlerweile so verklebt und „aus einem Guss“, dass sich nicht einmal mehr der Akku wechseln, geschweige denn ein beschädigtes Bauteil einzeln einfach austauschen ließe.

Als „Wegwerfhandys“ bezeichnet Greenpeace Geräte der chinesischen Firmen Huawei, Oppo und Xiaomi. Diese seien auf eine Nutzungsdauer von maximal zwei Jahren ausgelegt. Auf die Verwendung von umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien wie PVC und bromierte Flammschutzmittel verzichten dem Bericht zufolge nur Apple und Google.

Kritik am Umweltgewissen vieler Firmen

Weit abgeschlagen findet sich der südkoreanische Geräte-Gigant Samsung im Greenpeace-Check. Grund dafür ist die Fertigung in Südkorea und China mit klimaschädlichem Kohlestrom. Lediglich ein Prozent der 2016 von Samsung verbrauchten 16.000 Gigawattstunden stammt laut Greenpeace aus erneuerbaren Energien.

Auch beim Recycling handelt sich Samsung die Kritik der Umweltschützer ein. Erst auf Druck von Greenpeace seien 4,3 Millionen zurückgerufene Note-7-Smartphones wiederverwertet worden. Manfred Santen, Elektronik-Experte von Greenpeace, empfiehlt Kunden, die Notwendigkeit einer geplanten Neuanschaffung grundsätzlich zu überdenken. Außerdem sollte man beim Kauf darauf achten, dass sich neue Geräte einfach reparieren und aufrüsten lassen.

Weitere Ergebnisse

Generell lässt die Transparenz bei Lieferketten fast überall zu wünschen übrig. Das erschwert Identifikation und Einschätzung von Umweltrisiken. 11 der 17 bewerteten Hersteller liefern keine Angaben zu ihren Lieferketten. Nur Fairphone und Dell geben umfangreiche Einsicht.

Fairphone und Apple schneiden gut ab – chinesische Firmen wie Oppo und Xiaomi, aber auch Amazon und Samsung stehen nicht gut da. Bild: Greenpeace

Auf die Lebensdauer gerechnet ist die Herstellung der Geräte für 70 bis 80 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Ursache ist der weiterhin verstärkte Verlass auf nicht erneuerbare Energien: Die 17 Hersteller produzierten 2016 zusammen geschätzte 103 Millionen Tonnen CO2.

Der Marktanteil chinesischer Firmen wächst – die Umweltverträglichkeit ihrer Geräte sinkt. Huawei, Oppo und Xiaomi machen 2017 ein Viertel des Marktes aus. Sie erhielten von Greenpeace in allen Bereichen miese Noten. Um Lieferketten-Transparenz und Nutzung erneuerbarer Energien steht es besonders schlecht.

Amazon ist in Sachen Transparenz und Umweltverträglichkeit seiner Kindle- und Fire-Geräte der größte Geheimniskrämer. Der Konzern gibt weder Daten zur CO2-Bilanz frei noch veröffentlicht er Informationen zu Chemikalien und Schadstoffen.

Allgemein bemängelt Greenpeace das geringe Umweltbewusstsein beim Umgang mit Elektroschrott. Von den für 2017 geschätzten 65 Millionen Tonnen E-Abfall, werden weniger als 16 Prozent effektiv recycelt. Große Mengen wertvoller Materialien gehen verloren oder landen bei inoffiziellen Recyclern – die sich oft wenig um die Umwelt oder die Gesundheit der Arbeiter scheren. (jube@ct.de)