c't 20/2017
S. 182
Spielekritik
Echtzeit-Strategie
Aufmacherbild
Neben drei Solo-Kampagnen stellt Sudden Strike 4 den Spielmodus „Scharmützel“ bereit, bei dem man Einzelschlachten gegen den Computer austrägt. Im Spiel verdiente Punkte lassen sich beispielsweise in Luftaufklärung, Bomberangriffe und Fallschirmjäger investieren.

Zweiter Weltkrieg, Prachtausgabe

Die Nacht der Entscheidung ist da. Die feindlichen deutschen Einheiten haben Leningrad abgeschnitten; die Bevölkerung hungert. Über den gefrorenen Fluss eilen die Versorgungskonvois unserer Roten Armee, doch die Wehrmacht schläft nicht. Von ihren Panzern prallen die Projektile unserer Geschütze ab. Aber ihre Stärke ist zugleich ihr Untergang: Wir schießen auf das Eis vor ihren Ketten, und die Newa verschlingt die Angreifer. Der Große Vaterländische Krieg ist noch nicht verloren!

Beim Jonglieren mit den Einheiten hat der Stratege viel Bewegungsfreiheit auf den groflen Schlachtfeldern. Die detailreiche Grafik und etliche frische Ideen heben Sudden Strike 4 aus dem Bereich der durchschnittlichen Echtzeit-Kriegsstrategiespele heraus.
Jede Kriegspartei bietet drei Generäle zur Auswahl, deren Spezialisierungen bestimmte Sonderfähigkeiten freischalten. Vor allem die Option, angeschlagene Fahrzeuge im Feld zu reparieren, ist in den großen Panzerschlachten ein sinnvolles Extra.
Es gibt je eine Kampagnen aus der Sicht der deutschen Wehrmacht, der Roten Armee und der Alliierten. Jede dieser Kriegsparteien muss sich in sieben Schlachten beweisen, die jeweils in mehrere Teile mit wechselnden Zielen gegliedert sind.
Der Spieler kann Teile seiner Streitkräfte nach Belieben in Untergruppen organisieren. Die geballte Schlagkraft lässt sich auf einzelne Ziele lenken - wie etwa den britischen Superpanzer "Matilda", bei dem die Wehrmacht auf Granit - oder besser Stahl - beißt.
Die Stationen der Kampagne werden von Tagebüchern namenloser Soldaten begleitet. Dabei kommt der Standpunkt der Männer ungefiltert zum Ausdruck. So können etwa die Tagebucheinträge kriegsbegeisterter Wehrmachtssoldaten schon ein flaues Gefühl im Spielermagen hinterlassen. Die Schilderungen aus russischer Sicht haben eine deutlich melancholische Grundstimmung.
Die nächtliche Schlacht um Leningrad ist eine besonders spannende frühe Episode der russischen Kampagne. Der beste Helfer der Verteidiger ist hier die Umgebung. Der gefrorene Fluss verschluckt bei Beschuss Soldaten und Kettenfahrzeuge.

Sudden Strike 4 vom ungarischen Entwicklerstudio Kite Games knüpft an die umstrittene Strategiereihe an, die den Zweiten Weltkrieg als historischen Hintergrund nutzt. Die Spiele gefielen unter anderem auch ewig gestrigen Wehrmachts-Fans und wurden vielfach als kriegsverherrlichend kritisiert. Die Darstellung lässt auch beim jüngsten Serienspross Distanz vermissen. Wer etwa die Auszüge aus den Tagebüchern begeisterter Soldaten in der deutschen Kampagne liest, dem kann es schon kalt den Rücken herunterlaufen. Dieses Element stammt aus „Codename: Panzers“, an dem einige der ungarischen Entwickler mitwirkten, und hat trotz oder gerade wegen des unbestreitbaren historischen Realismus einen faden Beigeschmack.

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