c't 18/2017
S. 102
Praxis
Windows-Werkzeugkasten
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Der c’t-Windows-Werkzeugkasten

Windows-Tools zum Testen, Analysieren und Reparieren

Von all den vielen Windows-Programmen für Hardware-Tests und Software-Analyse bewähren sich nur wenige immer wieder in unserem Redaktionsalltag. Dazu zählen sowohl Tools zur Fehlersuche und -analyse als auch solche für Verwaltungsaufgaben – wie das Umziehen eines Systems auf eine neue Hardware, das Entfernen vorinstallierter Apps oder die Rettung versehentlich gelöschter Fotos. Benchmark-Tools messen zudem die Leistung vom CPU, SSD & Co.

Oft werden wir gefragt – sowohl von unseren Lesern als auch von Freunden oder Kollegen –, welche Windows-Tools wir für ein bestimmtes Problem oder eine Fehlersuche empfehlen. Die Antwort lautet fast immer: Nimm zuerst das Bordmittel, das Windows schon mitbringt! Doch oft genug helfen die nur begrenzt weiter oder sind fürchterlich zu bedienen.

In diesen Artikeln stellen wir daher die Tools vor, die sich bei uns immer wieder bewähren. Wir nutzen sie nicht nur gerne selbst – es sind auch Programme, die wir immer wieder weiterempfehlen, wenn die Windows-Bordmittel an ihre Grenzen stoßen. Die Programme reichen von Hardware-Tests und -Benchmarks über klassische Hilfsmittel zur Windows-Problemanalyse bis hin zu praktischen Programmen, die im Alltag immer wieder die Arbeit erleichtern oder aus der Patsche helfen – falls aus Versehen ein paar wichtige Fotos gelöscht oder der Bootloader vergurkt wurde. In der Summe sind das über 20 Tools, und wir nennen Sie den c’t-Windows-Werkzeugkasten.

Video: Nachgehakt

Alte Bekannte

Möglicherweise sind einige der Programme, die wir auf den folgenden Seiten vorstellen, für Sie alte Bekannte – sie sind auch Bestandteil des c’t-Notfall-Windows, das wir jährlich neu auflegen. Allerdings: Der Zweck unseres Windows-Werkzeugkastens ist ein anderer. Sein Einsatzziel sind PCs, die noch mehr oder weniger problemlos Windows starten können. Im Gegensatz dazu ist das Notfall-Windows ein Rettungssystem, das Ihnen dann weiterhilft, wenn schon das Starten des Betriebssystems scheitert.

Aus einem ähnlichen Grund steckt kein klassischer Virenscanner im Werkzeugkasten – er sollte stets zur Grundausstattung eines jeden Windows-Systems gehören, und in Viren-Notfällen ist unser Desinfec’t ohnehin die bessere Wahl (siehe c’t 12/17, S. 86).

Schon an Bord

Ein gutes Beispiel dafür, was die oft unterschätzten Bordmittel leisten, liefert ein Systemlaufwerk C:, das viel voller ist als erwartet. In einem solchen Fall lassen wir zunächst die Windows-Datenträgerbereinigung auf das Laufwerk los – speziell nach einem Windows-10-Feature-Upgrade kann sie durchaus 20 GByte oder mehr freischaufeln.

Dicke Brocken kann auch der Windows-Explorer finden – für Verzeichnisse mit Massen von kleinen Dateien braucht man ein spezialisiertes Tool.

Verschafft die Datenträgerbereinigung keine Linderung, muss analysiert werden, was das Laufwerk C: zumüllt. Auch für die Suche nach einzelnen dicken Dateien bedarf es nicht unbedingt eines Zusatz-Tools. Das lässt sich ebenso mit dem Windows-Explorer erledigen: Öffnen Sie den Explorer und geben Sie oben rechts ins Suchfeld größe:>500mb ein. Der Explorer durchforstet Ihr System daraufhin nach Brocken, die größer als 500 MByte sind. Möglicherweise fördert das schon den oder die Platzfresser zutage – zum Beispiel Videodateien, die Sie irgendwann einmal auf der Festplatte abgelegt und seitdem vergessen haben, oder ein paar virtuelle Festplatten. Erst wenn das nicht hilft, schlägt die Stunde spezialisierter Tools.

Der PC reagiert zäh und die Festplatte rödelt wie irre? Am besten werfen Sie zunächst einen Blick in den Ressourcenmonitor – vielleicht spielt Windows einfach nur gerade App-Updates ein, wie im hier gezeigten Fall.

Andere Bordmittel sind einfach nur unbequem: So kann die Windows-Ereignisanzeige zwar eine Übersicht der in letzter Zeit protokollierten Fehler aufrufen; doch eine direkte Auflistung aller Bluescreen-Fehler samt Bugcheck-Fehlercode und die Möglichkeit, danach per Klick in Google zu suchen, fehlt.

Ein weiteres Beispiel: Will man in Windows 10 vorinstallierte Apps aus dem Benutzerprofil oder gleich ganz aus dem System entfernen, lässt sich das ebenfalls durchaus mit Bordmitteln erledigen. Das gilt auch, wenn es dabei um jene Apps geht, die bei einem Rechtsklick auf ihre Kachel keine Option zum Deinstallieren bieten. Die Bordmittel sind dann allerdings reichlich umständliche Powershell-Kommandos und dism.exe-Befehlszeilen. Das geht mit dem richtigen Tool viel schneller – ein paar Klicks genügen (siehe S. 117).

Kommerziell?

Alle Tools, die wir auf den folgenden Seiten vorstellen, sind für die private Verwendung gratis – das war Voraussetzung, um es in die Artikel zu schaffen. Dieses Bild ändert sich allerdings, wenn es um kommerziellen Einsatz geht, also vor allem darum, als Servicetechniker mit dem Einsatz der Programme Kunden-PCs zu warten.

Einige Programme sind quelloffene Software unter der GNU General Public License (GPL) und damit nach Gusto auch geschäftlich nutzbar. Andere sind ausdrücklich nur für den Privatgebrauch gratis zu haben – wer sie beruflich nutzen will, kommt nicht um den Erwerb einer Lizenz herum. Für alle Tools erwähnen wir deshalb auch, ob eine kommerzielle Gratis-Nutzung zulässig ist.

Das ist tragbar

Besonders unkompliziert lassen sich PCs mit solchen Programmen prüfen, die nicht erst installiert werden müssen, sondern die sich direkt starten lassen – zum Beispiel von einem USB-Stick aus. Erfreulicherweise stellen viele Hersteller ihre Tools als portable Software bereit; manche sind sogar sowohl als installierbare als auch als portable Version zu haben.

… und der Process Monitor?

Als eines der mächtigsten Tools, das für die Analyse von Windows-Systemen geeignet ist, gilt der Process Monitor aus der Sysinternals-Suite von Mark Russinovich. Und tatsächlich: Weil das Programm jede einzelne Aktion jedes Prozesses unter Windows aufzeichnen kann, lässt sich damit bis ins kleinste Detail nachvollziehen, was unter der Haube abläuft. Die Protokolle, die es füllt, sind ellenlang – pro Sekunde entstehen im Regelfall einige tausend bis zigtausend Einträge.

Aus diesem Grund eignet es sich kaum als Tool zur schnellen Abklärung von Fehlerursachen – wer das Potenzial des Process Monitor zur Fehlersuche ausschöpfen will, kommt nicht um eine intensive Einarbeitung herum. Aus diesem Grund haben wir dem Process Monitor eine mehrteilige Artikelserie gewidmet. Sie finden die Artikel in Ausgabe 16/17 ab Seite 148, in Heft 17/17 ab Seite 154 und in dieser Ausgabe ab Seite 162. (jss@ct.de)