c't 15/2017
S. 96
Test
Dual-SIM-Smartphones
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Doppelt funkt besser

Dual-SIM-Smartphones mit Android

Zwei SIM-Karten sind einfach praktischer als eine: Sie verbessern die Erreichbarkeit und helfen, Beruf und Freizeit zu trennen. Clevere Tarif-Kombinationen sparen auch im Inland Geld beim Telefonieren und Surfen. Smartphones mit zwei SIM-Slots gibt es in allen Preisklassen, von 50 bis über 600 Euro – doch bei der Umsetzung der Dual-SIM-Technik gibt es deutliche Unterschiede.

Smartphones mit zwei SIM-Slots sind in Deutschland noch immer echte Exoten. In Asien sind sie dagegen gang und gäbe, denn es spricht wenig dagegen: Die Technik ist ausgereift und steckt ohnehin in nahezu jedem Mobilprozessor. Android kann zwei und mehr Karten einfach verwalten und in der Regel kosten Dual-SIM-Modelle nicht mal einen Aufpreis gegenüber den Single-SIM-Varianten.

Wenn man zwei Mobilfunktarife kombiniert, lässt sich bares Geld sparen. So telefoniert man im Inland günstig mit der einen Karte und holt sich mit der anderen ein besonders dickes LTE-Datenpaket, eine SMS-Flatrate oder ruft für wenig Geld im Ausland an. Zwei SIM-Karten erlauben, mit der Firmennummer auf dem Privatgerät erreichbar zu bleiben oder optimieren die Erreichbarkeit in der Stadt und auf dem Land, indem sie die Stärken von zwei Providern kombinieren.

Wer das volle Potenzial von Dual-SIM nutzen will, muss allerdings ein paar Dinge beachten. Kleine Unterschiede in der Umsetzung, unterschiedliche Bezeichnungen und zum Teil schlechte Dokumentation durch die Hersteller stiften zusätzlich Verwirrung. Wir führen durch den Dschungel der Dual-SIM-Varianten und haben dazu fünf Geräte mit zwei SIM-Karten-Slots getestet, die zwischen 50 und 600 Euro jeweils exemplarisch für ihre Preisklasse stehen.

Es treten Alcatel Pixie 4, bq Aquaris X Pro, Motorola G5, Huawei Mate 9 und OnePlus 3T an. Nur Mate 9 und G5 gibt es auch in einer Single-SIM-Variante. Auf LTE muss lediglich das gerade mal 50 Euro billige Pixie 4 verzichten, welches Daten nur über UMTS funkt (maximal 21,1 MBit/s). Der Rest beherrscht nicht nur den schnelleren Mobilfunkstandard, sie können inzwischen alle auf der zweiten SIM-Karte parallel im UMTS-Netz bleiben. Bei der letzten Smartphone-Generation war lediglich GSM (2G) auf dem zweiten Slot üblich.

In den teuren Dual-SIM-Smartphones kommen meistens nur Kombi-Schubladen für SIM-Karten und MicroSD zum Einsatz. Beim Motorola G5 muss man den Akku entnehmen, kann aber zwei SIM- und eine Speicherkarte parallel nutzen.

Je nach Netzabdeckung kann die UMTS-Nutzung nicht nur die Erreichbarkeit erhöhen, sondern in vielen Netzen auch für eine bessere Sprachqualität sorgen – o2 und Vodafone bieten HD-Voice lediglich hier an. In einigen Ländern ist die Abschaltung des GSM-Netzes zudem bereits voll im Gange oder geplant, etwa in Australien und der Schweiz ab 2020.

Ärgerlich ist es, wenn sich die zweite SIM und die MicroSD-Karte einen Slot teilen müssen, wie bei Huawei und bq. Gerade hochpreisige Geräte neigen aus Platzgründen zu dieser Variante oder zum kompletten Verzicht auf eine MicroSD-Karte. Dass es selbst bei Schubladenlösungen anders geht, zeigt Motorola etwa beim G5 Plus, bei dem alle drei Karten auf einen Träger passen.