c't 14/2017
S. 37
News
UHD-BD-Kopien

Ultra HD Blu-ray: Erste illegale Kopien

Die illegale 1:1-Kopie der Ultra HD Blu-ray „La La Land“ tauchte kurz vor Redaktionsschluss im Internet auf.

Auf einschlägigen Websites sind in den vergangenen Wochen kurz nacheinander Kopien der Filme „Smurfs 2“ (deutscher Titel „Die Schlümpfe 2“), „Patriots Day“ („Boston“), „Inferno“ und „La La Land“ in ultrahoher Auflösung aufgetaucht, bei denen es sich nachweislich um 1:1-Kopien der jeweiligen US-amerikanischen Ultra HD Blu-ray handelt. Dabei hatte Hollywood aus Angst vor derartigen Kopien die Hürden bis zum UHD-Videogenuss enorm hoch gelegt – unter anderem mit einem überarbeiteten Kopierschutz auf den 4K-Discs und einem neuen Schnittstellenschutz. Lange ließen sich ultrahochaufgelöste „4K“-Videos von Ultra HD Blu-rays sogar nur über Stand-alone-Player abspielen, erst Mitte April erschien Cyberlinks Media-Player-Software „PowerDVD 17 Ultra“ für Windows-PCs (siehe c’t 9/17, S. 34). Der Software-Player setzt wiederum für die Wiedergabe zusätzlich einen gesicherten Datenweg durch den Rechner voraus.

Spannend ist nun die Frage, ob Cyberlinks Media-Player-Software bei der Erstellung der Kopien eine – wie auch immer geartete – Rolle spielte. Allerdings lässt sich bislang auch nicht ausschließen, dass die Kopie während der Produktion der Scheibe gezogen wurde oder dass es auf anderem Wege gelungen ist, den Kopierschutz der Ultra HD Blu-ray zu überwinden. Auffällig ist, dass die jeweiligen Ultra HD Blu-rays vor dem Auftauchen der Kopie bereits seit einiger Zeit im US-Handel waren. Zudem stammen alle Titel von nur zwei Studios – Lionsgate und Sony Pictures Home Entertainment (SPHE).

Letzteres Studio kassierte bei „Inferno“ eine zusätzliche Ohrfeige, als neben der 1:1-Kopie im Netz noch eine „Remux-Fassung“ auftauchte. Sie enthält die deutsche Tonspur in einer verlustfrei komprimierten Dolby-TrueHD-Fassung, während auf der weltweit vertriebenen Original-Disc die Synchronfassung nur als verlustbehaftet komprimierte Dolby-Digital-Spur vorliegt. Die alternative Tonspur stammt von der deutschen Blu-ray-Version, die die Ultra HD Blu-ray diesbezüglich überbietet. Im Ergebnis ist die Remux-Fassung damit besser als das Original.

Umgekehrt könnte wiederum das Abgreifen der 3D-Sound-Spur von Ultra HD Blu-rays künftig Schule machen, um diese mit den Full-HD-Fassungen von Blu-ray Discs zu verknüpfen. Solche Remux-Versionen würden das Geschäftsmodell von SPHE unterlaufen: Das Studio versucht, der Ultra HD Blu-ray einen exklusiven Anstrich zu verpassen, indem es 3D-Sound wie Dolby Atmos nur auf den 4K-Scheiben bietet – obwohl es keine technische Notwendigkeit dafür gibt, nicht auch die Blu-ray-Versionen mit 3D-Ton auszustatten. (nij@ct.de)