c't 4/2016
S. 24
News
Musik-Produktion

Analoge Synthesizer boomen weiter

Knöpfe statt Touchscreen: Analoge Synthesizer wie der Arturia MatrixBrute bringen für jeden Klangparameter einen eigenen Regler mit, sodass man beim Klangtüfteln alles im Griff hat, ohne in tief verzweigte Menüs tauchen zu müssen.

Auf der Musikmesse NAMM in Anaheim bei Los Angeles haben mehrere Hersteller neue Synthesizermodelle mit analoger Klangerzeugung vorgestellt. Als wahren Preisbrecher bietet Korg seinen Minilogue an. Für 600 Euro bekommen Käufer eine vierstimmig polyphone analoge Klangerzeugung mit je zwei Oszillatoren, eigenem Filter und Hüllkurven. Auf dem dreioktavigen Mini-Keyboard lassen sich die Sounds (100 Presets und 100 User-Plätze) in polyphonen oder unisonen Modi spielen; ein vierspuriger 16-Step-Sequencer macht das auf Wunsch auch automatisch. Dazu laden über 40 Regler zum direkten Drehen an den Klangparametern ein. Ein kleines Oszilloskop zeigt dabei die aktuelle Wellenform an. Per USB, MIDI und Sync-Signal lässt sich der Minilogue mit anderen Geräten synchronisieren und fernsteuern; eine Audio-Ausgabe ist nur über die analogen Anschlüsse (Mono-Klinke In/Out) möglich.

Gut den dreifachen Preis von rund 2000 Euro ruft Arturia für seinen MatrixBrute mit 49 Tasten in voller Größe auf. Dieser spielt zwar nur monophon (beziehungsweise paraphon), erlaubt es aber, die einzelnen Module der Klangerzeugung über eine 16×16-Schaltmatrix frei zu verknüpfen. Die Matrix lässt sich aber auch zur Programmierung des internen Sequencers nutzen. Drei Oszillatoren und zwei Filter (Steiner-Parker, Ladder), drei LFOs und Envelopes erlauben wilde Klangexperimente. Ebenso wie die komplette Klangerzeugung ist auch die Effekt-Sektion (Delay, Chorus, Flanger) rein analog aufgebaut. An der Rückseite finden sich neben den Audio-, MIDI- und USB-Buchsen auch 12 CV-Ein- und Ausgänge, sodass der MatrixBrute auch andere Synthiemodule steuern kann.

Während der MatrixBrute hauptsächlich für Bass- und Lead-Sounds gedacht ist, sind die Spezialiäten des neuen OB-6 von DSI eher warme Akkorde, Pads und Streicherflächen. Die Synthie-Veteranen Dave Smith und Tom Oberheim haben sich bei der Entwicklung zusammengetan und einen 6-stimmigen Analog-Synth mit 49 Tasten konzipiert. Jede der sechs Stimmen spielt mit zwei Oszillatoren auf, die ihre Wellenform weich überblenden können, bevor ihr Signal durch den selbstresonierenden Multimode-SEM-Filter geht. Nur die Effektsektion mit Delay, Phase Shifter, Ringmodulator, Chorus und Flanger ist digital aufgebaut. Auf dem polyphonen Sequencer lassen sich bis zu 64 Tonschritte programmieren. Edel wie der Sound und die Verarbeitung ist auch der Preis, der – abhängig vom Dollarkurs – bei etwas über 3000 Euro liegen dürfte. (hag@ct.de)

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Klaviatur für Synthie-Module

Mit passenden Eurorack-Modulen kann man das Waldorf kb37 zu einem modularen Synthesizer ausbauen.

Um den Einsatz von Modulsynthesizern im Eurorack-Format auf der Bühne zu erleichtern, entwickelte die hessische Firma Waldorf das kb37. Es kombiniert ein hochwertiges 37-Tasten-Keyboard von Fatar mit einer Eurorack-Schiene (545 mm Breite, 107 HP). Das kb37 bringt acht CV-Ausgänge sowie Gate- und Trigger-Buchsen mit, die dank 16-Bit-Interface flexibel zu steuern sein sollen. Hinzu kommen drei MIDI-Buchsen und ein USB-Anschluss auf der Rückseite. Audio-Signale gibt das kb37 über einen Stereo- und Kopfhöreranschluss aus.

Passend dazu stockt Waldorf die hauseigenen Eurorack-Module auf: Das bisherige Wavetable-Modul nw1 ergänzt das mod1 um drei Modulationsquellen (Hüllkurven, LFO und sogenannte Multi-Stage-Kurven), dvca1 stellt zwei digital steuerbare Verstärker mit Klangfärbungs-Regler zur Verfügung, und der Kompressor des cmp1 komprimiert Signale auf Wunsch auch per Sidechain-Eingang.

Module und Keyboard sollen im ersten Halbjahr 2016 erhältlich sein, der Preis steht noch nicht fest. (Kai Schwirzke/hag@ct.de)

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Musik-Videos aus dem Sequencer

Der Teenage Engineering OP-Z steuert mit seinem Sequencer Musik und lässt dazu temposynchronisierte Video-Clips auf iOS-Geräten ablaufen.

Teenage Engineering entwickelt derzeit einen neuen mobilen Hardware-Sequenzer OP-Z, den sie erstmals auf der NAMM in Anaheim demonstrierten. Das an einen großen Lego-Stein erinnernde Gerät kommt ohne Display aus und kann über seine leuchtenden Kunststoffknöpfe 16 Spuren über 16 Schritte sequenzieren. Neben den acht eingebauten Instrumenten lassen sich auch deren Parameter-Änderungen per Sequencer aufnehmen.

Der Clou ist jedoch, dass der OP-Z per Bluetooth eine MIDI-Verbindung zu einem iOS-Gerät aufnehmen kann. Über eine zugehörige App lassen sich nicht nur die Einstellungen des OP-Z darstellen und überprüfen, sondern auch Videos steuern. Dazu entwickelt Teenage Engineering mit mehreren Video-Künstlern kurze Video-Clips, die in der Unity-Engine ablaufen, und sich dynamisch mit dem OP-Z-Sequenzer steuern lassen. Der Sequencer beeinflusst das Tempo der Sequenzen, triggert rhythmische Schnitte und Glitch-Effekte. So lassen sich bunte, psychedelische Video-Clips erstellen und beispielsweise auf einem iPhone, iPad oder Apple TV ausgeben. Es wird allerdings noch mindestens ein Jahr dauern, bis der OP-Z auf den Markt kommt.

Darüber hinaus erweitert der Hersteller seine Pocket-Operator-Serie. Drei neue Modelle gesellen sich zu den bisherigen Drum-, Bass- und Synth-Modulen. So verspricht der PO-20 Arcade witzige Chiptunes, die an das Gedudel aus alten Spielhöllen erinnern. Der PO-24 Office klingt hingegen so, als würde ein Percussionist eine Schreibmaschine malträtieren. Und der PO-28 Robot spielt seine Synthie-Klänge von verschiedenen 8-Bit-Engines ab. Die nackten Platinen kosten knapp 70 Euro, passende Silikonhüllen 39 Euro. (hag@ct.de)

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Musikbox mit Lightshow-Ring

Der ARQ Aero Rhythm Track von Zoom ist ein spaciges Performance-Instrument.

Auf den ersten Blick wirkt der Zoom ARQ wie ein überkandideltes Spielzeug-UFO. Bei näherem Hinsehen entpuppt er sich als nicht minder schrille Kombination aus Klangerzeugung und Performance-Controller. Im Innern des scheibenförmigen Geräts ist die Basisstation untergebracht. Diese übernimmt die Klangerzeugung und arbeitet gleichermaßen als Synthesizer, Drum-Sampler und Effektmaschine. Die außen angebrachte Controller-Einheit – sie erinnert entfernt an einen Schellenkranz – lässt sich für eine kunterbunte Bühnenshow abnehmen und ist mit immerhin 160 programmierbaren RGB-LEDs sowie 96 anschlagsdynamischen und druckempfindlichen Pads bestückt.

Über die Pads des Ring-Controllers können Anwender Instrumente spielen, Drum-Sounds steuern und Sequenzen starten. Der eingebaute 3D-Beschleunigungssensor kann zusätzliche Controller-Befehle generieren. Der Ring Controller kommuniziert via Bluetooth und nimmt so nicht nur mit dem Mutterschiff, sondern auch mit DAWs oder iOS-Geräten Verbindung auf. Der empfohlene Verkaufspreis für den Zoom ARQ Aero Rhythm Track liegt bei 600 Euro.

(Kai Schwirzke/hag@ct.de)

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Musikproduktion in der Wolke

Mit der Veröffentlichung von Pro Tools 12.5 will Avid endlich den lange angekündigten Cloud-Dienst für die Profi-Software starten. Damit können Produzenten Projekte in die Cloud laden und andere zur Mitarbeit einladen. Ebenso soll es möglich werden, gemeinsam mit anderen in Echtzeit oder offline an Projekten zu arbeiten, Audio- und MIDI-Spuren, Edits, Änderungen im Mix sowie Automation zu teilen und mit Teilnehmern über den Text-Chat zu kommunizieren.

Zunächst ist die Avid Cloud Collaboration allerdings nur in einem Early-Access-Programm zugänglich. Einen Termin für Pro Tools 12.5, konnte Avid noch nicht nennen. (Kai Schwirzke/hag@ct.de)

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MIDI-Handschuh als Musik-Controller

Musizieren mit Handschuh: Der T8 von Remidi möchte das Musikmachen revolutionieren.

Das texanische Startup Remidi entwickelt einen Handschuh mit MIDI-Sensoren, der es Musikern erlauben soll, auf beliebigen Oberflächen zu spielen. Auf der NAMM zeigte der Hersteller einen Prototypen des T8 getauften „ersten Wearable Music Instrument“, wie es Remidi nennt. Der Handschuh besitzt acht Sensoren – fünf an den Fingerspitzen, drei auf der Handfläche – , und wird über einen Encoder am Handgelenk sowie eine Software am Computer konfiguriert. Ein Beschleunigungssensor im Encoder soll weitere Steuerungsmöglichkeiten erlauben. Der T8 kommuniziert über Bluetooth und soll sich problemlos mit Computern, Tablets und Smartphones verbinden lassen. Remidi verspricht Kompatibilität mit gängiger Musikproduktions-Software. Dabei sollen sich nicht nur Controller-Daten, sondern auch Noten über den Handschuh eingeben lassen. Preise und Marktstart sind noch unbekannt. Das Projekt will in Kürze auf Kickstarter um finanzielle Unterstützung werben.

(Kai Schwirzke/hag@ct.de)