c't 24/2016
S. 178
Spielekritik
Action
Aufmacherbild
In der Kampagne von Battlefield 1 durchlebt der Spieler dramatisierte Helden-Geschichten, etwa im türkischen Gallipoli.

Im Westen wenig Neues

Vor rund 100 Jahren zerfetzten an den Kriegsschauplätzen Europas MG-Salven Millionen Männerkörper, Giftgas verätzte ihre Lungen, Flammenwerfer verbrannten Haut und Fleisch. Die Medien erneuerten die Erinnerung an die Blutmühlen von Verdun und Ypern im großen Stil im Gedenkjahr 2014; jetzt präsentiert Hersteller Electronic Arts Battlefield 1, in dem der Erste Weltkrieg als Kulisse für aufregende Schlachten dient – online und offline.

In der Solo-Kampagne schlüpft der Spieler in wechselnde Rollen, anfangs meist nur für einige Minuten, und zwar bis der unweigerliche Exitus eintritt, die Lebensdaten des Toten eingeblendet werden und traurige Musik aus dem Lautsprecher tönt. Die folgenden fünf Episoden stellen jeweils einen Soldaten in den Mittelpunkt, etwa einen italienischen Infanteristen, der mit Spezialrüstung in den Alpen gegen die Österreicher kämpft, um seinen Zwillingsbruder zu retten. Dieser persönliche Bezug wirkt kitschig, nicht zuletzt weil der Italiener wie ein typischer Actionspiele-Held auftritt: Er bombt, schießt und sticht Hunderte mitunter grenzdebile KI-Gegner nieder, bis er nach der Vernichtung einer halben Fliegerstaffel den Leichnam seines Bruders in den Arm schließt.