Freies WLAN über Freifunk anbieten: So geht's

Seite 3: Routerauswahl

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Liefert die Community keine Empfehlungen, schauen Sie in deren Firmware-Übersicht nach den typischen Verdächtigen: TP-Link und GL.iNet etwa erlauben bei den meisten Modellen einen besonders einfachen Firmwaretausch.

TP-Links Archer-C7-Serie ist bei Freifunkern besonders beliebt, denn diese Router sind günstig gebraucht erhältlich und akzeptieren die Firmwares per Browser-Upload. Auf den Kleinanzeigenportalen ist so ein Gerät für 20 bis 40 Euro erhältlich. Tückisch ist lediglich, dass TP-Link gelegentlich eine neue Hardwarerevision in den Handel bringt, die nicht zwangsläufig kompatibel zum Vorgänger ist und eine andere Firmware benötigt. Achten Sie in der Firmware-Übersicht deshalb penibel auf die unterstützten Revisionen, also etwa v1, v2 und so weiter.

GL.iNet bietet hauptsächlich Minirouter für den Reisegebrauch. Das eingesetzte Betriebssystem ist eine abgewandelte Version des quelloffenen Routerbetriebssystems OpenWrt, das auch von Freifunk eingesetzt wird, und der Hersteller steht dem Austausch der Software positiv gegenüber. Die Router akzeptieren die Freifunk-Firmware-Dateien entweder direkt oder über ein Bootloader-Webinterface. Wie die Installation funktioniert, steht wahlweise im OpenWrt-Wiki-Eintrag des Geräts (siehe beispielsweise TP-Link Archer C7 und AVM FRITZ!Box 4040), oder auch in GL.iNets Dokumentation des jeweiligen Modells (beispielsweise GL.iNet GL-AR750S, GL.iNet GL-AR750S, GL.iNet: Firmware über Uboot installieren).

Ein ebenso allseits beliebter Klassiker ist die Fritzbox 4040 von AVM. Sie bringt nicht nur Wi-Fi 5 auf 2,4 und 5 GHz mit je zwei MIMO-Streams mit, sondern auch einen vierkernigen ARM-Prozessor sowie hinreichend Flash-Speicher und RAM. Häufig setzen die Routerhersteller auf CPUs mit MIPS-Architekturen, die zwar flott routen können, aber in puncto Verschlüsselung weniger potent sind, was sich im Freifunkbetrieb bei der VPN-Datenrate bemerkbar macht – denen zieht diese Fritzbox davon.

Die Fritzbox 4040 von AVM lässt sich nicht nur mit FritzOS nutzen, sondern auch mit der Freifunk-Firmware. Die schnelle ARM-CPU des Routers macht das Gerät beliebt bei Freifunkern.

Neu kostet die 4040 etwa 90 Euro, gebraucht rund 50. Das Installieren der Freifunk-Firmware ist allerdings nicht so einfach wie bei den zwei zuvor genannten Herstellern: Man muss die Box über per FTP geschickte Befehle im Bootloader-Modus bespielen.

Von alten Routern wie dem TP-Link WR841N oder gar dem Dinosaurier Linksys WRT54G sollten Sie die Finger lassen. Beide waren eine Zeit lang das Aushängeschild der Freifunk-Bewegung, weil sie günstig und leicht umzufunktionieren waren; noch heute taucht der WR841N häufig in Einrichtungsanleitungen auf. Mittlerweile sind sie aufgrund winziger Speicherausstattung und historischer WLAN-Standards überholt.

Unabhängig davon, ob eine Community einen Router als unterstützt listet, sollten Sie vor dem Kauf dessen Speicherausstattung in Erfahrung bringen, damit er lange durchhält. Auch beim Freifunk-Unterbau OpenWrt läuft die Entwicklung weiter und durch den wachsenden Speicherbedarf werden Geräte wie der WR841N – er hat 4 MByte Flash-Speicher und 32 MByte Arbeitsspeicher – nicht mehr aktualisiert. Aktuell warnen die OpenWrt-Entwickler davor, Geräte mit 8 MByte Flash und 64 MByte RAM noch zu kaufen. Sie empfehlen, Router mit mindestens 16 MByte Flash und 128 MByte RAM einzusetzen.

Wie viel Speicher ein Router hat, erfahren Sie in dessen OpenWrt-Wiki-Eintrag, der neben der Installationsanleitung auch die technischen Daten bereithält. Auf der OpenWrt-Website können Sie die Modellbezeichnung suchen; haben Sie keinen Erfolg, geben Sie nur den Hersteller ein. Die Herstellerübersicht listet alle von OpenWrt unterstützten Router einer Firma.

Genau auf die Hardwareausstattung eines Geräts zu gucken ist wichtig, damit man ein Routermodell erwischt, das noch einige Jahre durchhält. Der Freifunk-Unterbau, das Betriebssystem OpenWrt, braucht aufgrund des gewachsenen Funktionsumfangs immer mehr Speicher.

Auch in puncto WLAN sollte das Gerät Ihrer Wahl nicht zu alt sein. Ältere unterstützte Fritzboxen wie die 7362 SL oder die 7412 für 5 bis 10 Euro zu kaufen, ist zwar verlockend, bringt einem aber langsames WLAN und VPN ein. In Nachbarschaften mit vielen Funknetzen macht das Surfen wenig Spaß, wenn moderne Funkbeschleuniger und 5-GHz-Unterstützung fehlen. Dual-Band-fähige Wi-Fi-5-Router sind auf dem Gebrauchtmarkt nur wenig teurer.

Trotzdem dürfen Sie auch Ausnahmen machen: Viele Communities haben einen kleinen Bestand an Routern, die gerade nicht im Einsatz sind und derer Sie günstig habhaft werden können. Wohnen Sie auf dem Land, wo Ihr WLAN mit vielleicht ein oder zwei anderen Netzen konkurriert, hat der gebrauchte Single-Band-Router eine Chance.

Geräte mit Wi-Fi 6, das in funkmäßig dichten Umgebungen effizienter arbeitet als seine Vorgänger, sind im Freifunk-Kosmos noch selten, weil sich die Router- und noch mehr die WLAN-Chip-Hersteller ungern in die Karten schauen lassen. Für OpenWrt essenzielle Beschreibungen über Pinbelegungen und den Quelltext für WLAN-Treiber geben die Firmen oft nicht heraus, sodass die Entwickler neue Geräte nur mithilfe von Reverse-Engineering und anderen Tricks zum Laufen bekommen.

Dramatisch ist das nicht, denn nur wenn beide Seiten – Router und Client – den neuen Standard sprechen, wird die Datenübertragung auch schneller. Bis eine neue WLAN-Variante Verbreitung gefunden hat, vergeht einige Zeit.