Test Kia Xceed Plug-in-Hybrid: Crossover auf eigenem Weg

Seite 2: Einschränkungen

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Der E-Modus leistet sich ein paar Auffälligkeiten. Dazu gehört, dass schon bei geringer Lastanforderung unter einem Ladestand von 20 Prozent der Benziner schnell wieder mit im Spiel ist. Auf weniger als sechs Prozent haben wir es im Test nicht gebracht. Erstaunlicherweise sprang der Verbrenner manchmal auch bei voller Batterie an, obwohl weder Wärme noch Leistung gefragt waren – und das ziemlich hartnäckig. Erst ein Neustart konnte ihn davon überzeugen, den Benziner schweigen zu lassen. In manchen Autos ist der Unterschied zwischen den Modi, in denen der Verbrenner irgendwie mitackert und dem E-Modus gut kaschiert. Im Xceed besteht daran kaum ein Zweifel. Dämmmaterial wurde eher sparsam verklebt. Wind- und Abrollgeräusche sind hier spürbar lauter als in einem VW Golf (Test).

Der Verbrauch ohne vorherige Aufladung schwankt enorm, wobei die Steuerung den Speicher intensiv mit einbindet. Der Ladestand ohne Vorladung variiert zwischen 9 und 13 Prozent. Minimal kamen wir überland auf 4,4 Liter, die gleiche Strecke lässt sich auch mit drei Litern mehr absolvieren. Wer den Kia schnell auf der Autobahn bewegt, kann auch über 8 Liter durchschleusen. Wie so oft ist auch hier der Vorteil einer Hybridisierung am größten, je niedriger und ungleichmäßiger das Geschwindigkeitsprofil ist. Ist das Profil entsprechend, fährt der PHEV also auch ohne Aufladung mit spürbar weniger Kraftstoff als der 140-PS-Benziner-Xceed.


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Der Tank ist nur noch 37 Liter groß, hier fordern die Batterien ebenso eine gewisse Kompromissbereitschaft des Nutzers ein wie auch beim Kofferraum. Mit 291 ist der 135 Liter kleiner als im Xceed mit alleinigem Verbrenner. Als Reiseauto für Familien ist der Xceed Plug-in-Hybrid damit aus dem Rennen.

Der Plug-in-Hybrid-Fahrer muss auch an einer anderen Stelle mit Nachteilen leben. Der Xceed PHEV ist weit davon entfernt, lahm zu sein, doch im Vergleich zum Ceed-Benziner mit 140 PS (Test) wirkt er zäh. Die Werksangaben im praxisfernen Standardsprint geben den Eindruck nur eingeschränkt wider, wobei die Differenz mit 11 zu 9,2 Sekunden schon beträchtlich ist. Soll es im Hybridmodell flott vorangehen, wirkt der Antriebsstrang gequält, Freunde einer flotten Fahrweise werden damit nicht glücklich. Ruhiges Vor-sich-Hinwurschteln liegt ihm ganz eindeutig mehr, dann verteilt er die Antriebsleistung mit einigem Geschick.

Test Kia Xceed Hybrid (33 Bilder)

Der Xceed ist momentan der gefragteste Ceed. Er und der Kombi sind als Plug-in-Hybrid lieferbar.
(Bild: Florian Pillau)

Kritik bekommt von uns auch die Entscheidung, die ersten Xceed Hybrid mit der Abgasnorm Euro 6d-Temp zu den Kunden zu lassen. Spätestens im Herbst 2020 wird Kia auf die Euro 6d-ISC-FCM umstellen, die ab Januar 2021 für alle erstmals zugelassenen Autos in der EU das neue Mindestmaß sein wird. Wie einige andere Hersteller baut auch Kia darauf, dass die Kunden einfach nicht so genau hinsehen. Nachhaltig scheint das nicht, denn wer von der anstehenden Verschärfung erst nach der Unterschrift unter einen Kaufvertrag erfährt, dass er ein neues Auto erworben hat, das bald veraltet ist, wird den Strategen bei Kia sicher nicht dankbar sein.

Auch abseits von diesem sich bald lösenden Problem hinterlässt der Xceed einige Fragezeichen. Ein brandneues Auto ohne die Option auf Matrixlicht oder Head-up-Display? Ein schlüsselloser Zugang ist eine bequeme Sache. Wenn ich aber erst den vorderen Türgriff betasten muss, um auf der Rückbank vor Fahrtantritt noch etwas ablegen zu können, verliert die Idee für mich schon wieder einiges an Charme. Dass der Tempomat bei jeder Fahrt erst wieder eingeschaltet werden muss, bevor eine Geschwindigkeit programmiert werden kann, ist lästig, bei der Handbremsautomatik nur noch unverständlich. Die Sitze haben einen großen Verstellbereich und eine wirksame Lordosenstütze, die sich leider nur horizontal verstellen lässt. So bequem, wie die Sessel im ersten Moment wirken, sind sie auf längeren Strecken nicht.

Ein richtiges Ärgernis war im Testwagen die Klimatisierung. Die Bedienung ist, sieht man von der dunkelroten Temperaturanzeige ab, zwar übersichtlich aufgebaut. Kia hat sogar an eine Taste gedacht, die mit der nur der Fahrerplatz belüftet wird – das spart Energie. Doch im Automatikmodus wurde ich ständig kalt angepustet, teilweise auch bei 20 Grad Außen- und eingestellten 22 Grad Innentemperatur. Einziger Ausweg: Die Gradzahl hochregeln. Teilweise war die Klimaanlage auf 25 Grad gestellt.