Mazda CX-30 e-Skyactiv X 2.0 M Hybrid im Test: Freie Mildbahn

Seite 2: Zwei Motorhauben

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Mit ihrem konstanten Drehmomentaufbau über die Drehzahl trägt die Motorcharakteristik dazu bei. Man gewöhnt sich schnell daran, die Gänge etwas länger zu halten, früher und häufiger herunterzuschalten. Bei dem leicht schaltbaren Getriebe macht das sogar Spaß. Schwach fühlt sich der Motor trotz seiner Saugmotor-Drehmomentkurve mit 240 Nm bei 4000/min aber nie an, nicht einmal knapp über Leerlauf, ab dem er überraschend brummfrei und gleichmäßig hochzieht. Im Vergleich zur ähnlich aufgestellten Konkurrenz wie VW T-Roc, Seat Ateca, BMW X1 fährt der CX-30 aber hinterher, und zwar sowohl nach den Werksangaben wie auch gefühlt, wie es heute so schön heißt.

Die Geräuschentwicklung verrät dabei nichts über das neue Brennverfahren, das Verbrennungsgeräusch wirkt nur vonm Charakter her kerniger, aber nie lauter. Offenbar ist es das aber, was man allerdings erst beim Blick unter die Haube erkennt: Mazdas Skyactiv-X ist der einzige Motor mit einer derart ausladenden Lärmkapsel – sie besitzt sogar zwei eigene Scharniere an der Spritzwand und eine Halterung zum Arretieren innen an der Motorhaube.

Während man vorn auch auf langen Strecken gut sitzt und auch als große Person in jede Richtung noch ausreichend Platz findet, ist der Passagierraum hinten sowohl für die Oberschenkel als auch für den Kopf so weit eingeengt, dass man ihn auf Langstrecken guten Gewissens nur Menschen unter 1,75 Metern empfehlen kann. Für den begabten Reisegleiter, der das Auto ist, fand ich die Sitzwangen vorn etwas zu steil – aber das ist nicht nur eine Anatomiefrage sondern auch Geschmackssache.

Wohltuend ruhig und mit gut verarbeiteten Materialien gestaltet bietet der Innenraum eine zum Äußeren und zum Fahrverhalten passend unaufgeregte Atmosphäre. Zum Glück kommt das Lenkrad ohne den weit verbreiteten, für Augen und Hände mühsamen Materialmix aus für die Funktion völlig unnötigen Holzeinlagen und Metallspangen aus. Das rundum belederte Volant fasst sich gut an und bekommt ein Sonderlob, weil es einfach rund ist – heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr.

Mazda CX-30 2.0 M-Hybrid Details (5 Bilder)

Gutes LED-Licht, auf Wunsch auch mit dynamischem Fernlichtassistenten und 40-Segment-Matrix.
(Bild: Florian Pillau)

Die Bedienbarkeit ist insgesamt passend angenehm. Immer noch unschlagbar bei schneller, sicherer Ablesbarkeit sind die analogen Rundinstrumente. Das mittlere hat Mazda allerdings bereits animiert, um Zusatzinformationen einblenden zu können. Die wichtigsten Fahrdaten, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Navigationshinweise werden im Sichtfeld direkt in die Windschutzscheibe gespiegelt statt auf eine ausfahrbare Scheibe, wie etwa beim VW Tiguan. So geht HUD.

Weit oben am Armaturenbrett ist der zentrale Bildschirm angebracht, das verkürzt die potenziell gefährliche Blickabwendung. Als einer der wenigen bietet er keine Berühr-Oberfläche für Eingaben, was dem gleichen Ziel dient. Dafür muss man sich an den Dreh-Drücksteller mit vier Tasten gewöhnen. Er ermöglicht die Kommunikation mit dem Bediensystem ohne Bildschirmberührung. Sicherer, aber auch bisweilen etwas umständlicher, etwa bei der Eingabe eines Ziels.

Die Sicht nach schräg hinten ist vergleichbar miserabel wie bei ähnlichen branchenüblichen Modellen. Leider hat sich auch bei den Karosseriekonstrukteuren bei Mazda – allen sinnvollen Details zum Trotz – die Mode gegen die Vernunft durchgesetzt. Das Problem löst zum Teil die Kameraausstattung: Die virtuelle Aufsicht aus vier Kamerabildern zeigt beim Rangieren auch den Lenkeinschlag an, ein nettes Detail. An der Linse der hinteren bleiben allerdings bei Regen Tropfen hängen und stören durch ihre Lichtbrechung besonders bei Dunkelheit das Bild recht erheblich. Auf Dauer sammelt sich Dreck auf dem Ojektiv. Nach vorn unterstützt gutes LED-Licht die Sicht, auf Wunsch auch mit dynamischem Fernlichtassistenten und 40-Segment-Matrix.

Das Soundsystem kommt von Bose und arbeitet zwar druckvoll und mit sauberen Bässen, löst aber akustisch nicht gerade gut auf. Freunde eines transparenten Klangbilds werden das insbesondere bei guten Aufnahmen von Jazz- und Klassikstücken schmerzlich vermissen. Rock und Disco hingegen: läuft.

Der räumliche Nutzwert ist trotz des "U" und "SUV" eher kleiner als bei einem Kombi: Der Boden klappt sich bei Bedarf zu einer Ladungstrennwand mit dem schönen Namen "3-Wege-Faltbrett". Lässt man es weg, sollen 430 Liter hineinpassen, bei umgelegter Rückbanklehne bis zu 1406. Zum Vergleich: Der zwar nicht große, allerdings 41 cm längere Mazda 6 Kombi (Test) bietet zwischen 522 und 1664 Liter. Das Gepäcksortiersystem beeindruckt eher durch seine clevere Einfachheit als durch besonderen Zusatznutzen. Die Rückbank leider nicht verschiebbar, immerhin gibt es aber eine Durchreiche für Langgut, die auf 74 Zentimetern liegende Ladekante ist typisch für ein SUV.

Unter seinesgleichen, also etwa Audi Q3, BMW X2 (Test), Mercedes GLA, Nissan Qashqai, Renault Kadjar, Seat Ateca, VW Tiguan (Test), ist der Mazda CX-30 eines der interessantesten Angebote, nicht zuletzt auch wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses: Im Grundpreis von 27.290 Euro sind unter anderem Abstandstempomat, Totwinkelassistent, LED-Scheinwerfer, Head-Up-Display, Navigationssystem, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff, Spurwechselassistent, Ausparkhilfe, Einparkhilfe hinten, Verkehrszeichenerkennung und ein kontaktloser Schlüssel bereits enthalten. Sein innovativer Antrieb bietet Potenzial für künftige synthetische Kraftstoffe, löst aber bereits heute sein Sparversprechen ein. Er tut das, ohne sich zäh anzufühlen, selbst wenn andere den Kraftakt auf den ersten Metern nach der Ampel sicher besser beherrschen.