Elektroauto Renault Twingo Electric im Test: Smarter als der Smart?

Seite 2: Kleiner Wendekreis, umklappbarer Beifahrersitz

Inhaltsverzeichnis

Der Schwerpunkt liegt wegen der Batterie (165 kg Eigengewicht, flüssigkeitsgekühlt) mittig und weit unten. Der Twingo electric ist also gut ausbalanciert und äußerst spurtreu. Dazu kommt ein weiterer Vorteil des Heckantriebs: Die Vorderräder können weit eingeschlagen werden, und der Wendekreis beträgt darum nur 8,6 Meter (VW e-Up: 9,8 m).

Das Kofferraumvolumen liegt bei 219 Litern, die mit umgeklappter Rückbank auf 980 Liter erweiterbar sind. Ein Clou und eine Empfehlung ist auch der umlegbare Beifahrersitz, mit dem längere Gegenstände transportiert werden können. Die Sitzposition und das Platzangebot für Menschen sind so, wie es bei Kleinstwagen üblich ist: Raum ist in der kleinsten Hütte, und es ist immer wieder erstaunlich, wie komfortabel die Fahrt in so einem elektrischen Kleinstwagen ist. Wunder dürfen trotzdem nicht erwartet werden, besonders bei der Innenraumbreite.

Renault Twingo Electric innen (4 Bilder)

Raum ist in der kleinsten Hütte. Körperlänge ist kein Problem, Breite schon eher. Das Radio-Navigationssystem ist nicht auf dem aktuellsten Stand. Ein gespiegeltes Smartphone ist leistungsfähiger.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Der Renault Twingo electric erzeugt das klassische Gefühl des kleinen Flitzers. Unter den aktuellen Wetterbedingungen – in Hamburg durchgehend Minusgrade – ist die kombinierte Reichweite nach WLTP von 190 Kilometern allerdings nicht erreichbar. Aus dem Durchschnittsverbrauch von 18,6 kWh/100 km resultieren 115 realistische Kilometer.

Hierzu muss gesagt werden, dass die Klimaautomatik permanent auf 20 Grad eingestellt war. Die Heizwirkung ist groß, es wird schnell warm im Innenraum und die Scheiben beschlagen nicht. Selbstverständlich waren Winterreifen montiert, und eine Wärmepumpe wie die Zoe hat der Twingo nicht. Ein weiterer erschwerender Faktor ist, dass der Kleinstwagen für kurze Strecken prädestiniert ist: Man nimmt also immer die energieintensive Aufheizphase mit, ohne hinterher eine große Strecke zu bewältigen. Für den Sommer sind Werte unter 15 kWh/100 km erwartbar.

Beim frostigen Laden zeigt der Twingo electric leider eine Schwäche, die bereits von der Zoe bekannt ist: Die nominal mit 22 kW angegebene Ladeleistung war zu keinem Zeitpunkt abrufbar. Sie pendelte um rund die Hälfte davon, mal waren es zehn, mal 13 kW. Das ist für die typischen Anwendungszwecke eines Kleinstwagens aber unproblematisch: Die Zahl der Ur-Twingo-Fahrer, die mit offenem Faltdach spontan nach Saint Tropez gereist sind, war wahrscheinlich klein. Dennoch muss jedem klar sein, dass die Reisefähigkeit des modernen Twingo electric nicht ausgeprägt ist.

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Er unterscheidet sich damit nicht vom einzigen Konkurrenten in Gestalt des Volkswagen e-Up sowie der baugleichen Seat Mii electric (Test) und Skoda Citigo e iV. Der Renault lädt dreiphasig Wechselstrom und damit ungleich schneller als die einphasigen Drillinge aus dem Volkswagen-Konzern. Die können zwar prinzipiell auch Gleichstrom laden, aber lediglich gegen Aufpreis und in unserem Praxis-Wintertest nur langsam. Derzeit ist ohnehin nur der Seat Mii electric erhältlich – Volkswagen behält sich vor, mehr zu produzieren oder die Modellreihen einzustellen.

Damit ist der Renault Twingo electric faktisch nahezu der einzige tatsächlich käufliche elektrische Kleinstwagen. Er kombiniert die Fahrdynamik und die Traktion des Heckantriebs mit den Tugenden des dreiphasigen 22-kW-Ladegeräts von Renault. Dass dessen Leistung im tiefsten Winter eingeschränkt ist, bleibt eine Momentaufnahme.

Er ist am besten geeignet für Pendelstrecken, für den Shuttle zur Schule oder die Tour zum Supermarkt. Dass er ein Parkplatzsuchgerät ist, versteht sich von selbst, man muss sich regelrecht daran gewöhnen, in wie kurze Lücken er in einem Zug einfach hineinzirkelt.

Luca de Meos Absage bezieht sich namentlich nur auf den in die Jahre gekommenen Twingo, nicht aber auf kommende elektrische Kleinstwagen von Renault wie den neuen R5 und einen möglichen R4, die frühestens 2023 erscheinen. Hoffentlich ebenfalls mit Heckantrieb.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt und überführt. Der Autor hat die Fahrenergiekosten getragen.