c't 17/2022
S. 98
Test & Beratung
Energiekostenmessgeräte
Bild: Rudolf A. Blaha

Stromwaagen

10 Energiekostenmessgeräte im Vergleich

Energiekostenmessgeräte erfassen, wie viel Leistung Verbraucher aus der Steckdose ziehen. So helfen sie, Stromverschwender im Haushalt aufzuspüren. Dazu taugen schon 10-Euro-Modelle, wie unser Vergleichstest zeigt.

Von Ernst Ahlers

Dreiste 109,15 Cent pro Kilowattstunde, also mehr als einen Euro pro kWh, forderte ein Stromversorger Mitte Juli 2022 von Neukunden im niedersächsischen Sehnde. Wäre der Kraftstoffpreis in den letzten Monaten im selben Maß geklettert wie der Strompreis, dann müsste man jetzt wohl fünf Euro pro Liter hinlegen. Zum Glück für die Automobilen ist das Sprit-Oligopol besser eingefahren als der Strommarkt, wo die Preise für dieselbe Ware viel weiter auseinanderklaffen.

Doch selbst wenn man solch extreme Ausreißer meidet, sind für elektrische Energie mittlerweile 40 bis 50 Cent/kWh fällig, Tendenz steigend. Da liegt Stromsparen nahe. Dazu gilt es, jene elektrischen Verbraucher im Haushalt aufzuspüren, die am meisten schlucken. Denn bei denen zahlt sich Sparsamkeit besonders schnell aus.

Hier helfen Energiekostenmessgeräte, kurz EKM: Zwischen Steckdose und Verbraucher gesetzt, erfassen sie die durchfließende Energie. Anhand der angezeigten Wirkleistung (Watt) sieht man, was ein Gerät aktuell aus dem Stromnetz zieht. Das wird bei einem Verbraucher mit schwankender Last wie einem Kühlschrank die meiste Zeit recht wenig sein, vielleicht ein halbes Watt. Doch wenn er seinen Kältemittelkompressor anwirft, schnellt die Leistung hoch auf ein paar Dutzend Watt, um nach einigen Minuten wieder abzufallen. Ähnlich verhalten sich andere, vergleichsweise selten gebrauchte Haushaltsgeräte wie Waschmaschine oder Wäschetrockner.

Was im Mittel fällig wird, erfährt man mit einer längeren Messung: Über die Betriebszeit integriert ergibt sich aus der Wirkleistung die bezahlte Energie (Wattsekunden, umgerechnet Kilowattstunden). Die Zeit ist elektronisch dank preisgünstiger Quarze beziehungsweise Quarzoszillatoren um mehrere Größenordnungen genauer messbar als die Wirkleistung am Stromnetz. Deshalb bestimmt letztere Messung über die Güte der EKM und steht im Fokus unseres Tests.

Kleinviehs Mist

Dabei ist das Messen kleiner Leistungen unter 10 Watt besonders interessant. Denn bei selten laufenden Schwergewichten lässt sich wenig sparen: Reinigen Sie beispielsweise mit einem 1000-Watt-Staubsauger die Auslegeware an 40 Stunden im Jahr, dann fallen bei 40 ct/kWh insgesamt 16 Euro an. Ein gleich saugstarkes 800-Watt-Modell würde nur 3,20 Euro einsparen.

Das Ersetzen eines noch funktionierenden Altgerätes wäre also nicht nur eine Umweltsünde, sondern auch fragwürdig. Denn der Neukauf amortisiert sich schon bei solch einem vergleichsweise preiswerten Helfer erst nach vielen Jahren. Bei teureren Geräten wie Waschmaschinen oder Trocknern lohnt sich der vorzeitige Austausch wegen etwas weniger Stromverbrauch gewiss ebenso selten.

Bei den kleinen, unauffälligen Stromschweinchen, die ständig an der Steckdose nuckeln, ist viel mehr zu holen: Manche Halogen-Leseleuchte aus dem letzten Jahrhundert, aber auch ältere Kompakt-Hi-Fi-Anlagen gönnen sich mal eben 5 bis 10 Watt für einen ständig am Stromnetz hängenden Trafo. Das macht pro Gerät allein 18 bis 35 Euro jährlich für den Standby-Betrieb, denn mit 8766 Stunden pro Jahr und 40 ct/kWh kostet jedes dauerlaufende Watt 3,50 Euro. Hier rentiert es sich schnell, bei Nichtgebrauch den Stecker zu ziehen oder die Verschwender per Schalt-Zwischenstecker für ein paar Euro vom Netz zu trennen. Der Nachteil: Es wird etwas unbequemer.

Wenn Sie schon messen wollen, dann messen Sie auch bei jedem Verbraucher mit Netzkabel nach: Ein moderner Wasserkocher mit Temperaturvorwahl und LED-Lichtspiel zieht im Standby im guten Fall unter 0,5 Watt, ein schlecht konstruierter aber womöglich 2 Watt.

Bezogen auf PCs ist das Messen kleiner Leistungen beim Idle-Betrieb – das Betriebssystem wartet auf Benutzereingaben – interessant: Zeigt ein EKM in diesem Bereich zuverlässig an, dann kann man leicht erkennen, welche praktische Wirkung Eingriffe an den Energiesparoptionen haben. Beispielsweise maßen wir durch Aktivieren des SATA-Energiesparens pro genutztem Port bis zu einem Watt weniger Leistungsaufnahme. Doch auch nach Aktivieren aller Sparmöglichkeiten ist es sinnvoll, den Rechner bei längerem Nichtgebrauch ins Standby schlafen zu legen oder lieber ganz herunterzufahren.

Tipps und weiterführende Hinweise zum Energiesparen im Haushalt, nicht nur beim Strom, liefert zum Beispiel die Deutsche Energie-Agentur (siehe ct.de/y5b8). So bieten beispielsweise auch die Verbraucherzentralen Beratungstermine an.

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