c't 13/2022
S. 36
Aktuell
Notebooks
Bild: Asus

Mobiles zum Mittsommer

Notebook-Neuheiten für die zweite Jahreshälfte 2022

Etliche Hersteller haben im Mai Notebooks angekündigt, die in den nächsten Wochen und Monaten in den Handel kommen sollen – sofern die Lieferketten halten. Die zu Jahresbeginn angekündigten 2022er-Prozessorgenerationen von AMD und Intel gibt es hauptsächlich in Geräten jenseits der 1000-Euro-Marke; dann sind häufig weitere Schmankerl wie etwa OLED-Bildschirme an Bord.

Von Florian Müssig

Zu Jahresbeginn haben sowohl AMD als auch Intel neue Prozessorgenerationen für Notebooks enthüllt [1]. Früher hätte das bedeutet, dass es zum jetzigen Zeitpunkt bereits etliche damit bestückte Notebooks gibt. Doch bislang kann man nur etwa eine Handvoll Intel-Modelle kaufen (siehe S. 78 und [2]); Notebooks mit Ryzen 6000U sind bislang gar nicht im Handel angekommen.

Die Ursachen sind komplex und noch vielschichtiger als bislang. So haben sich die Notebookhersteller dem Vernehmen nach zuletzt noch dick mit Prozessoren der elften Core-i-Generation eingedeckt. Vielleicht war der Weiterverkauf älterer Designs bei so manchem Hersteller aber sowieso der Plan, denn die 2022er-Notebookgeneration ist die erste, die vollständig während der Coronapandemie entwickelt wurde: Homeoffice und Lockdowns könnten die Entwicklung ausgebremst haben. Zudem haben Prognosen schon länger einen Einbruch der Verkaufszahlen nach dem Corona-Absatzboom antizipiert – der jetzt inflationsbedingt noch heftiger ausfällt.

Nicht zuletzt wurde die bereits gebeutelte Logistikbranche weiter unter Stress gesetzt: Wegen der Sanktionen gegen Russland können Spediteure keine Produkte mehr per Transsibirischer Eisenbahn von Asien nach Europa schaffen. Damit fehlen nicht nur Transportkapazitäten, sondern auch der gern gewählte Mittelweg zwischen Flugzeug (schnell, aber teuer) und Schiff (günstig, aber langsam).

Chinas Null-Covid-Politik wiederum hat dem wichtigen Logistik- und Fertigungsstandort Shanghai im Frühjahr einen wochenlangen harten Lockdown beschert. Inzwischen läuft die Fertigung dort wieder an, doch der riesige Stau an Containerschiffen, die weiterhin unabgefertigt vor Shanghai auf Reede liegen, wird womöglich noch Auswirkungen bis Weihnachten haben.

Diese volatile Gesamtsituation hat je nach Hersteller unterschiedliche Auswirkungen. Dells im Januar präsentiertes 2022er-Topmodell XPS 13 Plus war bislang noch gar nicht zu kaufen. Wer als einer der Ersten im April blind vorbestellt hat, soll zum Quartalswechsel beliefert werden. Auch bei vielen anderen zu Jahresbeginn enthüllten Notebooks ist „Ende Juni“ das neue „ab März“. Insofern wundert es wenig, dass die Hersteller für jetzt vorgestellte Notebookneuheiten Lieferdaten im dritten Quartal anpeilen – ohne Gewähr, versteht sich.

Gaming-Notebooks mit Intels potenten ADL-HX-Prozessoren brauchen starke Kühlsysteme, die bei Lenovos Legion 7i auch bunt beleuchtet sind., Bild: Lenovo
Gaming-Notebooks mit Intels potenten ADL-HX-Prozessoren brauchen starke Kühlsysteme, die bei Lenovos Legion 7i auch bunt beleuchtet sind.
Bild: Lenovo

Nischenneuzugänge

Für besonders leistungsstarke Geräte hat Intel eine neue Ausbaustufe seiner zwölften Core-i-Generation ersonnen, nämlich ADL-HX. Lenovos Legion 7i ist eines davon, das dann auch in anderer Hinsicht aus dem Vollen schöpft: Es gibt Grafikchips bis hinauf zum GeForce RTX 3080 Ti und 16-Zoll-16:10-Bildschirme auch mit Mini-LED-beleuchtetem 165-Hertz-Panel. Schon für einfachere Ausstattungsvarianten muss man mindestens 3000 Euro auf den Tisch legen.

Das Asus-Gegenstück heißt RoG Strix Scar 17 und ähnelt bei CPU und GPU dem Legion. Der 17-Zoll-Bildschirm hat aber 16:9-Format und keine Mini-LEDs, schafft im Gegenzug jedoch bis zu 240 Hertz. Ebenfalls erwähnenswert: Es gibt eine LAN-Buchse, und die dann gleich mit 2,5-Gbit/s-Controller. Der 3-Kilo-Brocken kostet mindestens 3200 Euro. Auf ähnliche Preise (und Ausstattungen) muss man sich auch bei ADL-HX-Notebooks anderer Hersteller gefasst machen.

Viele neue Notebooks haben farbstarke OLED-Bildschirme. Eines der günstigsten ist das Acer Swift 3, das ab 1000 Euro kosten soll., Bild: Acer
Viele neue Notebooks haben farbstarke OLED-Bildschirme. Eines der günstigsten ist das Acer Swift 3, das ab 1000 Euro kosten soll.
Bild: Acer

OLED-Flut

Für seine Nicht-Gaming-Notebooks nutzt Asus wiederum einen anderen Paneltyp ausgiebig: OLEDs. Bei kompakten 13-Zöllern wie dem ZenBook S 13 (ab 2000 Euro) ist das nichts Ungewöhnliches mehr, wohl aber bei Geräten wie dem ZenBook Pro 15 Flip (ab 1400 Euro) und dem ZenBook Pro 16X (ab 3000 Euro): Wie schon die Bezeichnungen verraten, haben die OLED-Bildschirme dort große Diagonalen von bis zu 16 Zoll.

Das Doppel-Display-Gerät ZenBook Pro Duo kommt in zwei Größen mit 14- oder 15-Zoll-OLED (ab 1900 Euro) als Hauptbildschirm und einem IPS-Panel als Zweitbildschirm. Letzteres hat die volle Breite des Hauptschirms, aber nur etwa die halbe Höhe.

Und auch bei der günstigeren Notebookserie VivoBook setzt Asus im großen Stil auf OLEDs. Sowohl das VivoBook S als auch das VivoBook Pro gibt es in den Größen 14, 15 und 16 Zoll sowie mit AMD- oder Intel-Prozessoren. Die Preise starten bei 1300 Euro; teurere Modelle mit X im Namen haben ein Vollmetallgehäuse.

Noch etwas günstiger wird es bei Acer: Das Swift 3 kostet ab 1000 Euro und bringt in der 2022er-Version (SF314-71) erstmals ebenfalls ein 14-Zoll-OLED mit. Ungewöhnlich: In dem 1,4 Kilogramm schweren Notebook arbeiten Core-i-Prozessoren der H-Familie ohne Zusatz-GPU.

Bei Lenovo findet man OLED-Panels in den Yoga-Baureihen Slim 9i (ab 1900 Euro), 7 (ab 1300 Euro) und Slim 7(i) Pro (ab 1000 Euro), doch nur beim 9i ist es quer durch alle Ausstattungsvarianten an Bord. Alle eben genannten Notebooks mit OLED(-Option) haben Bildschirme im 16:10-Format.

Ein OLED mit noch mehr Bildhöhe bietet nur HPs Spectre x360 13,5 (ab 1500 Euro) – dank 3:2-Seitenverhältnis. Die diesjährige Neuauflage ist eines der ersten Notebooks mit einer neuen CPU-Klasse, nämlich Intels ADL-U-Prozessoren mit nur 9 bis 15 Watt Abwärme. Deren Kombination aus zwei P- und acht E-Kernen sollte es in etwa ebenbürtig zu den bislang verwendeten Vierkernern der elften Core-i-Generation machen – an die 28-Watt-Prozessoren ADL-P, die in vielen anderen kompakten Notebooks des Jahrgangs 2022 ihren Dienst verrichten, kommt es aber nicht heran.

Ebenfalls mit OLED werden das Envy x360 13,3 (ab 1300 Euro), das Spectre x360 16 und Envy x360 16 (beide ab 1700 Euro) bestückt, aber jeweils nur in teureren Konfigurationen. Die beiden 16-Zöller nutzen optional Grafikchips aus Intels neuer Arc-Serie.

Laptop-Upgrade

Nicht mit OLED, aber dennoch meldenswert: Framework hat kürzlich das versprochene Mainboard mit zwölfter Core-i-Generation angekündigt. Damit bestückte Laptops sollen ab Juli ausgeliefert werden; bisherige Modelle mit elfter Core-i-Generation gehen in den Abverkauf. Zum gleichen Zeitpunkt soll man das neue Mainboard mit aufgelöteten Prozessoren als separates Ersatzteil bekommen können, um den reparaturfreundlichen Laptop (siehe auch [3]) aufzurüsten.

Upgrade-Versprechen eingelöst: Framework liefert in Kürze Mainboards mit der zwölften Core-i-Generation, mit denen man bisher verkaufte Laptops selbst aufrüsten kann., Bild: Framework
Upgrade-Versprechen eingelöst: Framework liefert in Kürze Mainboards mit der zwölften Core-i-Generation, mit denen man bisher verkaufte Laptops selbst aufrüsten kann.
Bild: Framework

Ausblick

Dass AMD inzwischen PC-Prozessoren der Ryzen-7000-Generation angekündigt hat (siehe S. 38), lässt Notebookinteressierte erst mal kalt: Das ist zunächst nur was für Desktop-PCs. Wie eingangs erwähnt haben es bislang noch nicht einmal Ryzen-6000U-Notebooks in die Läden geschafft. Schon jetzt ist aber klar, dass die Mittelklasse weiterhin mit älterer Ryzen-5000-Technik vorliebnehmen muss.

Am Intel-Ufer verwenden Hersteller für Mittelklassegeräte wiederum gerne die schwächeren ADL-U-Modelle, um dadurch ein Unterscheidungsmerkmal zu teureren Baureihen mit ADL-P zu schaffen. Mit abgespecktem Core i3-1215U (2P + 4E) findet man vereinzelt schon Brot-und-Butter-15-Zöller wie Lenovos IdeaPad 3 (15IAU7) ab 600 Euro bei ersten Händlern gelistet – aber nicht auf Lager.

Künftig könnte sich das noch weiter fragmentieren: Für günstige Notebooks soll noch vor Jahresende eine neue AMD-Prozessorbaureihe mit Codenamen „Mendocino“ debütieren. Die neuen Low-End-CPUs vereinen vier ältere Zen-2-Kerne mit einer neueren RDNA-2-Grafikeinheit – das erinnert stark an den Spezialchip, der in Valves mobiler Spielkonsole Steam Deck arbeitet [4]. (mue@ct.de)

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