c't 9/2021
S. 130
Wissen
Kollaboratives Routing
Bild: Henning Rathjen

Im Schwarm unterwegs

Intelligente Navi-Technik für bessere Straßenauslastung

Kollaborative Navigation verspricht, möglichst staufreie Strecken vorzuschlagen und dabei Straßen gleichmäßig auszulasten. Der Dienst NUNAV wertet dafür alle Fahrdaten ­anonym aus und schlägt bei ­gleichen Anfragen unterschiedliche Routen vor. Das soll zu ­kürzeren Fahrzeiten führen. In Niedersachsen nutzen auch Verkehrsplaner dieses Know-how.

Von Arne Grävemeyer

Routenvorschläge für Autofahrer sind keine Wettervorhersage, denn im Unterschied dazu beeinflussen sie selbst den Verkehrsfluss, den sie prognostizieren. Wenn das Navi zur Fahrt über die Autobahn rät, dann bedeutet das meistens, dass dort im Moment kein Stau ist, aber nicht, dass dort nicht bald einer ­entsteht. Zwar nutzen die Navigationssysteme sowohl amtliche Verkehrs­warnungen als auch die Floating-Car-­Daten (FCD) ihrer Nutzer, also im Grunde deren Ort und Geschwindigkeit. Aber die Aus­wirkung der eigenen Routen­vorschläge bleiben bei den Berechnungen unberücksichtigt. Selbst wenn eine ­Verkehrswelle heranrollt, die sich schon durch die Suchanfragen ankündigt, reagieren die Navis erst mit Ausweichempfehlungen, wenn ein Stau bereits ent­standen ist.

Verkehrsmanager kennen daher das Phänomen des oszillierenden Verkehrs: Eine Autobahn läuft voll, der Stau ist da, dann füllt sich die Ausweichstrecke, bis sich der Verkehr auch hier staut, während sich gleichzeitig die Autobahn wieder leert. So geht es hin und her, weil die ­Navigations-Tools zu jedem Zeitpunkt alle vergleichbaren Anfragen auch mit den gleichen Routenvorschlägen beantworten.

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