c't 6/2021
S. 76
Test & Beratung
Mini-PC-Barebone

Sparen mit ­Zukunft

Asrocks Deskmini-H470-Barebone als flexibel konfigurierbarer Spar-PC

Der kleine und günstige ­Asrock-Barebone Deskmini H470 nimmt einen Celeron-, Pentium- oder Core-i-Prozessor auf. Ein richtig guter Büro­computer wird aus ihm allerdings erst nach etwas Fein­tuning.­

Von Carsten Spille

Wer sich selbst einen kompakten, sparsamen und nicht zu teuren PC für das Homeoffice zusammenbauen will, hat mit Asrocks Deskmini H470 eine solide Basis. Zusätzlich zu den rund 155 Euro für den Barebone muss man noch einen Prozessor, Arbeits- und Massenspeicher anschaffen und auch für das Betriebs­system und WLAN selbst sorgen. Gehäuse, Mainboard und Netzteil sind beim Deskmini dabei, ebenso eine VESA-­Montageplatte, um den PC hinter einem Display mit entsprechenden Bohrungen verschwinden zu lassen.

Der Deskmini H470 eignet sich auch als Ausweichmodell zu einem unserer früheren Bauvorschläge: Die CPUs für den 7-Watt-­Sparmini mit AMD-Athlon-Prozessor sind nämlich kaum zu bekommen [1, 2]. Die für den H470 nötigen Intel-­Prozessoren sind hingegen gut lieferbar.

Der Deskmini H470 ist nach dem aufgelöteten Chipsatz benannt und für Prozessoren mit LGA1200-Fassung ausgelegt. Die Auswahl reicht vom 40 Euro billigen Celeron G5905 bis zum Zehn­kerner Core i9-10900 für 390 Euro. Damit lassen sich Varianten für den Einsatz als einfache Schreibmaschine bis zur kleinen Videoschnittmaschine realisieren. Man sollte allerdings darauf achten, keinen Prozessor mit dem „F“-Kürzel zu kaufen, der keine integrierte Grafikeinheit hat, auf die der Deskmini jedoch angewiesen ist. Intels UHD-Graphics kann maximal drei Monitore zugleich ansteuern, davon bis zu zwei 4K-Displays mit ergonomischen 60 Hertz über DisplayPort und USB-C im Alt-Mode. Der HDMI-Ausgang entspricht nur dem 1.4-Standard, sodass er oberhalb von 1920 × 1200 Pixeln nur ruckelige 30 Bilder pro Sekunde ans Display liefert. Der VGA-Ausgang taugt höchs­tens noch für die Bildausgabe in der Anlagensteuerung oder für uralte Beamer – mit Rocket-Lake-CPUs wird er stillgelegt.

Richtig schnelle USB-Transfers gibt es nur über die Typ-A-Buchse an der Front. Die schafft USB-3.2-Gen-2-Geschwindigkeit von 1 GByte/s. Die restlichen USB-­Anschlüsse inklusive beider Typ-C-Buchsen übertragen Daten nur mit höchstens 460 MByte/s. Ein zweiter M.2-Steckplatz („Hy­per M2“) auf der Rückseite des STX-­Main­boards funktioniert erst mit kommenden Rocket-Lake-Prozessoren, deren Xe-Grafik auch Videos im AV1-Format prozessorschonend ­dekodiert.

Kleine Core-Kunde

Wir haben bereits fünf billige Intel-Prozessoren für die Fassung LGA1200 miteinander verglichen [3]. Die beiden günstigsten sind die Celeron G5905 und 5920. Ersterer kostet weniger und ist trotz seiner niedrigeren Kennzahl etwas schneller. Dennoch reicht es mit ihm nur für eine bessere Schreibmaschine und E-Mail-Station. Sofern nicht allzu viele Browsertabs gleichzeitig aufwendige Webseiten anzeigen, taugt er auch zum Surfen. Schon merklich flotter ist der rund 60 Euro teure Pentium Gold G6400, vor allem dank seiner zusätzlichen, virtuellen Prozessor­kerne durch Simultaneous Multi­threading.

Wer merklich mehr Performance braucht, kann ab circa 115 Euro zum Core i3-10100 greifen, dessen vier Kerne anders als die der Pentium- und Celeron-­CPUs auch die Befehlssatzerweiterung AVX2 beherrschen. Besonders beim Video­schnitt oder beim 3D-Rendering mit Blender bringt das noch mal einen deutlichen Leistungsschub. Hauptsächlich bei Multithreading-Anwendungen noch einmal flotter sind Core i5-10400, Core i7-10700 und Core i9-10900, die aber allesamt ins enge TDP-Korsett von 65 Watt geschnürt werden und die Leistung ihrer vielen Kerne nicht mehr richtig ausspielen können. Denn je höher die Last, desto weiter wird der Takt der einzelnen Kerne gesenkt. Dasselbe Schicksal ereilt übrigens die teuren T-Modelle mit 35 Watt TDP.

Flachkühler

Egal wie viele Kerne vorhanden sind: Die CPUs dürfen im Deskmini H470 maximal eine Thermal Design Power von 65 Watt haben, verbraten damit laut Spezifikation aber im Turbo-Modus für kurze Zeit auch deutlich mehr als 90 Watt. In den kompakten Bare­bone passen jedoch nur Kühler mit maximal 4,6 Zentimetern Höhe – wie etwa der Intel Boxed-Kühler oder als 40 Euro teure Luxus-Alternative Noctuas NH-L9i. Bei flotteren CPUs ist eine leise Kühlung daher eine Herausforderung.

Der Boxed-Kühler des schwächlichen Celeron G5905 kann den Prozessor nur deshalb leise kühlen, weil dieser selbst unter Dauerlast mit gerade einmal 17 Watt auskommt; der Deskmini braucht dann insgesamt rund 34 Watt. Bestückt mit einem Core i5-10400 dreht dessen Boxed-Kühler unter Volllast mit ohrenbetäubenden 3000 Umdrehungen pro Minute.

Sparsam nur nach Eingriff

Ärgerlich war die im Test hohe Leistungsaufnahme im Leerlauf. Mit knapp 14 Watt lag der Deskmini H470 deutlich über den hohen Erwartungen, die seine sparsamen Vorgänger geweckt hatten. Die Installation von Intels RST-Treibers brachte nur eine schwache Verbesserung von einem Watt. Des Rätsels Lösung steckte im BIOS-Setup: Die Stromsparfunktionen („C-States“) C3 bis C10 sowie der Package C-State-Support waren allesamt nicht explizit aktiviert, sondern standen auf „Auto“. Nachdem wir alle auf „Enabled“ schalteten, lag die Leistungs­aufnahme im Leerlauf mit zwei SO-DIMMs und NVMe-SSD bei knapp 8 Watt.

Alternativer Bauvorschlag

Wer eine Option zum seit Monaten kaum verfügbaren Athlon-Prozessor für unseren 7-Watt-Sparmini, einem immer noch häufig nachgefragten Bauvorschlag des optimalen PCs 2020, sucht, kann auch gut den Deskmini H470 verwenden. Speicher und SSD funktionierten im Test problemlos, nur die C-State-Einstellungen sollten Sie im BIOS-Setup anpassen wie oben beschrieben. Wer auf die Grafikleistung Wert legt, ist erst mit Core-i-Prozessoren und deren integrierter UHD-620-Grafik ungefähr auf dem Niveau des Athlon.

Die besonders billigen Celeron-G-­CPUs sind etwas schwächer auf der Brust als der Athlon 200GE und der Athlon 3000G. Wer deren Leistungsniveau wünscht, greift zum Pentium Gold 6400 für knapp 60 Euro. Celeron und Pentium sind auch noch mit den mitgelieferten Boxed-Kühlern bei guter respektive vertretbarer Lautstärke zu betreiben. Wer allerdings die 65 Watt TDP-Grenze ausnutzt, also etwa einen Core i5-10400 installiert, sollte zu einem alternativen Kühler wie dem rund 40 Euro teuren Noctua NH-L9i greifen, der auch auf LGA1200-CPUs passt. Mit einer optimierten Lüfterkurve (siehe ct.de/yuez) blieb er im Deskmini H470 auf unserem i5-10400 bei knapp 1500 U/min unter Volllast. Im Alltagsbetrieb war der Lüfter mit 500 bis 1200 U/min selbst in ruhiger Umgebung nicht bis kaum hörbar. Alternativ lässt sich im BIOS-Setup die PL2-Grenze für die Leistungsaufnahme auf 55 Watt absenken, was den lauten Boxed-Lüfter auch ohne Zusatzkosten etwas ruhiger arbeiten lässt und nur wenig Performance kostet.

Fazit

Der Deskmini H470 ist zwar teurer als seine Pendants für AMD-Prozessoren, leidet dafür aber nicht unter der knappen Verfügbarkeit günstiger Prozessoren. Zwei 4K-Monitore mit 60 Hz, zumindest ein schneller USB-A-Anschluss und sechs weitere mit 5 GBit/s reichen für die meisten Anwendungen etwa als Homeoffice-Zentrale aus. Ein bisher nur theoretischer Pluspunkt ist der geplante BIOS-Support für Rocket-Lake-­Prozesso­ren. Mit etwas Nacharbeit im BIOS-­Setup wird aus der vermeintlich grauen Maus ein guter, sparsamer Mini-PC. Wer in einen besseren Kühler investiert, kann auch mit flotten Prozessoren einen leisen Büro­arbeiter bauen. (csp@ct.de)

Asrock Deskmini H470
Mini-PC-Barebone für LGA1200-Prozessoren bis 65 Watt
Hersteller Asrock, asrock.com
Prozessor, Fassung Intel Celeron G, Pentium Gold, Core i3, i5, i7 oder i9 bis 65 Watt TDP, LGA1200
Mainboard / BIOS H470M-STX / P2.00
RAM (Slots / max.) 2 × SO-DIMM, DDR4-2666 bis DDR4-2933 (Core i7, i9)/ 64 GByte (2 × 32 GByte)
Anschlüsse vorn 1 × USB-C 3.2 Gen 1, 1 × USB-A 3.2 Gen 2, 2 × Audio-Klinke
Anschlüsse hinten 1 × DisplayPort 1.2a, 1 × HDMI 1.4, 1 × USB-C 3.2 Gen 1 (inkl. DP & PD60), 1 × RJ45, 4 × USB-A 3.2 Gen 1, 1 × VGA
Festplattenschächte / M.2 2 × 2,5 Zoll (SATA 6G, max. 9,5 Millimeter Höhe) / 2 × 2280 (M-Key, PCIe 3.0 x4, je 1 × NVMe und 1 × SATA), 1 × 2230 (M-Key, PCIe 2.0 x1, WiFi+BT)
Gigabit Ethernet / Soundchip 1 × Intel I219V / Realtek ALC233
Netzteil AcBel ADC027, 19 V/6,32 A (120 W), 15 cm × 3,6 cm × 6,5 cm, Kabel (zum Rechner) 180 cm + Länge Kaltgerätekabel
Abmessungen Gehäuse 15,9 cm × 16,5 cm × 8 cm (inkl. Füßchen & Schlosslasche)
optionales Zubehör VESA-Halterung, WLAN-Kit, RGB-LED-Leiste
Messwerte (Full-HD-Display, USB-Tastatur/-Maus, Celeron G5905)
Cinebench R20 (Singlethreading) 636 (328) Punkte (mit Core i5-10400: 3188 (446))
Cinebench R23 (Singlethreading) 1663 (853) Punkte (mit Core i5-10400: 8284 (1153))
3DMark Fire Strike 716 Punkte (mit Core i5-10400: 1216)
BAPCo SYSmark 25 782 Punkte (mit Core i5-10400: 1395)
Leistungsaufnahme Soft-off / Energie sparen 0,8 W (0,5 W) / 1,1 W
Leerlauf / Volllast CPU / GPU / CPU + GPU 14 W (mit aktivierten C-States: 7,9 W) / 34 W / 49 W
Geräusch im Leerlauf / CPU- / CPU + GPU-Volllast plusplus (<0,1 Sone) / plusplus (0,4 Sone) / neutral (1,1 Sone)
analoge Signalqualität Wiedergabe: plusplus / Aufnahme: neutral
Preis 155 €
plusplus sehr gut plus gut neutral zufriedenstellend minus schlecht minusminus sehr schlecht – funktioniert nicht

Einstellungen Lüfterkurve mit NH-L9i: ct.de/yuez

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