c't 18/2021
S. 126
Test & Beratung
Smart Garden

Ventil-Spiel

Sechs smarte Gartenbewässerungssysteme

Rasen und Blumen ausreichend gießen und dennoch Wasser sparen? Dank smarter Ventile zwischen Wasserhahn und Gartenschlauch ist das problemlos möglich. Selbst mehrere Zonen lassen sich so bewässern – und per App hat man alles auch aus der Ferne im Blick.

Von Sven Hansen

So schön es im eigenen Garten ist, früher oder später zieht es einen in die Ferne. Dann muss eine Bewässerungslösung her, die das Grün während der Abwesenheit am Leben hält. Früher nutzte man zu diesem Zweck einfache Zeitschaltuhren, die eine oder mehrere Bewässerungskreise im Garten nach festem Plan öffneten. Den tatsächlichen Wasserbedarf der Pflanzen berücksichtigte diese simple Lösung jedoch nicht: Die Sprenger liefen auch fröhlich bei Sommerregen.

Systeme zur automatischen Bewässerung sollen den Job besser machen. Professionelle Anlagen arbeiten dabei mit unterirdisch verlegten Leitungen und mehreren Zonen. Der Einstieg gelingt aber wesentlich preiswerter und einfacher: mit per Funk vernetzten Ventilen, die zwischen Wasserhahn und Gartensprenger den Wasserzulauf an- und ausschalten.

Über einen Verteiler am Wasserhahn lassen sich meist mehrere Ventile parallel betreiben. So lässt sich schon mit einem einfachen Vierfachverteiler und mehreren Ventilen ein Setup aufbauen, das vier Grünzonen mit unterschiedlichen Mengen und zu verschiedenen Zeiten bewässert.

Auf in den Garten!

Mit Cloudrain aus Deutschland und Viratec aus Österreich schicken zwei Hersteller Geräte ins Rennen, die sich komplett dem Thema smarte Bewässerung widmen. Die B-Hyve-Serie wiederum stammt vom US-Unternehmen Orbit, das hierzulande noch kaum bekannt ist.

Mit dem Smart Water Control ist Gartenspezialist Gardena mit von der Partie, während Elgato sich der Thematik aus der Smart-Home-Richtung nähert und das Schlauchventil Eve Aqua beisteuert. Die günstigsten Geräte im Test stammen von Pearl: Unter der Hausmarke Royal Gardineer verkauft der Versender ein vom chinesischen Tuya-Universum abgeleitetes Bewässerungssystem, das baugleich auch unter anderen Namen (etwa Wesmartify, Baldr oder Essentials) vertrieben wird.

Gardena verzichtet bei seinem Ventil als einziger Hersteller auf die Einteilung in eine IP-Schutzklasse. Erwartungsgemäß sind aber alle Modelle laut Hersteller für den dauerhaften Außeneinsatz gedacht.

Wasser & Wellen

Startpunkt für unseren Test-Parcours ist ein Wasserhahn mit 1-Zoll-Gewinde, wie er in den meisten Gärten zu finden ist. Falls der eigene Hahn einen anderen Durchmesser hat, helfen meist Adapter zum Anschrauben, die man für wenige Euro im Baumarkt bekommt. Vom Hahn zapft man entweder Leitungswasser oder Brunnenwasser von einer elektrischen Gartenpumpe; moderner Exemplare springen nur an, wenn auch wirklich Wasser entnommen wird. Die nächste Stufe wäre ein Hauswasserwerk mit Druckbehälter, bei dem das Brunnenwasser mit stets gleichmäßigem Druck aus der Leitung kommt.

Ein Vierfachverteiler unter dem Wasserhahn ermöglicht es, unterschiedliche Zonen zu bewässern.

Alle getesteten Ventile nutzen Funktechnik und haben eine eigene Energieversorgung, sodass man sie ohne zusätzliche Kabelage direkt unter den Wasserhahn schrauben kann. Die Funkstandards reichen von 433 MHz bei Pearl über 868 MHz bei Cloudrain, Gardena und Viratec bis zu Bluetooth (2,4 GHz) bei Elgato und Orbits B-Hyve.

Eve Aqua und das B-Hyve-Ventil lassen sich dank Bluetooth auch direkt vom Handy steuern. Spätestens beim Thema Fernsteuerung von unterwegs oder dem Einsatz mehrerer Ventile kommt man aber auch bei diesen Kandidaten um eine zusätzlichen Bridge nicht herum. Die übrigen Ventile sind grundsätzlich nur über einen Bridge ansprechbar. Sie stellt die Verbindung ins WLAN und damit zu den Cloud-Diensten her.

Bei Cloudrain, Gardena, Orbit und Viratec ist diese Bridge ein Kistchen, das – einmal installiert – eher unbeachtet sein Dasein fristet. Bei Pearl steckt die Funkbrücke in einem Zwischenstecker, den man ebenfalls per App schalten kann. Bei Orbit ist der B-Hyve Hub 4 für maximal vier Bewässerungszonen dabei. Der Hersteller hat daneben noch eine Variante für bis zu acht Zonen im Sortiment.

Die Cloudrain-Box bietet die Möglichkeit, neben den Funkventilen auch kabelgebundene Ventile anzusteuern – und zwar bis zu fünf. Beim B-Hyve Hub 4 sind es derer vier. Bei Gardena läuft die Steuerung fest verdrahteter Bewässerungssysteme über eine zusätzliche Komponente („Smart Irrigation Control“ für rund 200 Euro).

Die Bridge von Cloudrain bietet Anschlüsse für bis zu fünf 24-Volt-Ventile, die sich über die App schalten lassen.

Eve fällt mit Eve Aqua aus dem Rahmen, da der Hersteller auf Apples HomeKit setzt. Als Bridges lassen sich das neue Apple TV (4K) der zweiten Generation und der HomePod Mini als Bridge nutzen – aber auch nur diese Geräte, da sie das verwendete „Thread”-Protokoll unterstützen.

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