c't 16/2021
S. 138
Wissen
Informatik in der Grundschule
Bild: Thorsten Hübner

Kleine Coder

Projekt AlgoKids: So gelingt Programmieren in der Grundschule

Erst einmal den eigenen Lehrer programmieren, bevor es später daran geht, die Scratch-Katze über den Bildschirm zu steuern – mit unkonventionellen Methoden gelingt es im Modellversuch „AlgoKids – Algorithmen für Kinder“ der Technischen Universität München, Kindern bereits in den ersten Schuljahren Informatikkenntnisse zu vermitteln.

Von Katharina Geldreich

Kinder sind fasziniert von der digitalen Welt. Doch während Grundschüler in anderen Ländern schon munter programmieren, wird hierzulande noch über den Sinn von Informatikunterricht in der Primarstufe diskutiert. Dabei sind grundlegende informatische Fertigkeiten unabdingbar, um an der durch die Digitalisierung geprägten Welt teilzuhaben und sie mitzugestalten. Das gilt bereits für Grundschüler. Die Ergebnisse der neuesten KIM-Studie (siehe ct.de/yc39) zeigen jedoch, dass sich der Einsatz digitaler Medien an deutschen Grundschulen hauptsächlich darauf beschränkt, Texte zu schreiben, im Internet zu recherchieren und Lernprogramme zu nutzen – ein Blick hinter die Funktionsweisen solcher Anwendungen oder gar das Entwickeln eigener Programme stehen in der Regel nicht auf dem Lehrplan.

In die Lehrpläne der weiterführenden Schulen hat die Informatik immerhin nach und nach Einzug gehalten. Der „Informatik-Monitor“ der Gesellschaft für Informatik (siehe ct.de/yc39) vergleicht die Lehrpläne aller Bundesländer. Demnach haben Schüler in 14 Bundesländern in der Sekundarstufe I Zugang zu informatischer Bildung – entweder als Pflicht- oder als Wahlfach. Für Kritiker einer frühen informatischen Grundbildung stellt sich daher die Frage, warum das Thema bereits in der Grundschule unterrichtet werden sollte.

Früher Einstieg

Das Ziel informatischer Bildung in der Grundschule ist es keinesfalls, alle Kinder zu Informatik-Profis auszubilden oder ihnen den Berufswunsch des Programmierers oder der Programmiererin nahezulegen. Vielmehr geht es darum, bei Jungen und Mädchen gleichermaßen Interesse zu wecken und sie zu motivieren, sich mit Themen der Informatik auseinanderzusetzen. Sie sollten verstehen, dass Computer keine mystischen Zauberkisten sind, sondern nur das ausführen, was ein Mensch programmiert hat. Zentral dabei ist die Erfahrung, dass sie die digitale Welt auch selbst mitgestalten und so aus der bloßen Nutzerrolle heraustreten können.

Die Erfahrung zeigt, dass es Vorteile bietet, diese Grundlagen früh zu legen, denn stereotype Vorstellungen und genderspezifische Zuschreibungen zur Informatik festigen sich in der Pubertät. Wenn der Informatikunterricht erst in den weiterführenden Schulen einsetzt, sind viele Rollenbilder bereits im Bewusstsein der Schüler verankert; Informatik ist dann bereits als „Männerfach“ abgestempelt. Wenn Kinder dagegen vor der Pubertät positive Erfahrungen mit informatischen Inhalten machen, trägt das zu einer vorurteilsfreien Sicht der MINT-Berufsfelder bei – insbesondere auch bei den Mädchen.

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