c't 23/2020
S. 124
Test & Beratung
Prepaid-Tarife
Bild: Thorsten Hübner

Mobil per Vorkasse

Prepaid-Tarife zum Surfen und Telefonieren

Prepaid-Karten bieten Tarife für jeden Bedarf und günstige Preise – gegen Aufpreis ist sogar der Zugang zum 5G-Mobilfunknetz möglich. Mit voller Kostenkon­trolle verhindert das Vorkasse-­Modell böse Überraschungen am Monatsende. Einige Provider bieten Jahrestarife an, die aber haben nur wenige Vorteile.

Von Urs Mansmann

Mobilfunkkunden haben beim Neuabschluss die Wahl zwischen einem Laufzeit- und einem Prepaid-Vertrag. Sie will gut überlegt sein, denn ein Wechsel ist aufwendig. Hat man sich einmal für einen Vertrag mit langer Laufzeit entschieden, muss dieser bis zum bitteren Ende bezahlt werden. Demgegenüber stehen Prepaid-Verträge mit günstigen Tarifen und ohne Verpflichtungen. Da der Anbieter kein kreditorisches Risiko eingeht, stehen sie auch Kunden offen, die aufgrund ihrer schlechten Kreditwürdigkeit nirgendwo einen Laufzeitvertrag erhalten könnten.

Das im Zusammenhang mit Prepaid-Angeboten gerne verwendete Schlagwort „ohne Vertrag“ ist bei näherer Betrachtung Humbug. Natürlich schließen auch Prepaid-Kunden einen Vertrag mit ihrem Anbieter, im Kern ist es ein „Leistung gegen Geld“. Es gelten umfangreiche allgemeine Geschäftsbedingungen, Preis- und Leistungsverzeichnisse, die genau festlegen, welche Gegenleistung der Anbieter im Rahmen eines solchen Vertrages erbringt. Nur ist das Vertragsverhältnis jederzeit von beiden Seiten kündbar und der Kunde ist zu Zahlungen nicht verpflichtet. Zahlt er nicht mehr, wird der Vertrag eben inaktiv geschaltet und womöglich irgendwann einmal endgültig gekündigt.

Im Hinterkopf vieler Kunden spukt immer noch die Vorstellung herum, dass Prepaid-Verträge teurer sind als Laufzeitverträge. Das war so, als Prepaid-Verträge eingeführt wurden. Statt einer hohen Monatsgebühr verlangten die Anbieter hohe Preise für Telefonate. Im Laufe der Jahre sanken die Preise im Prepaid-Sektor aber sehr deutlich. Prepaid-Kunden können jederzeit den Anbieter wechseln, und die Kundenbindung läuft hauptsächlich über den Preis. Das führte dazu, dass das Preis- und Leistungsniveau bei Prepaid-Verträgen inzwischen deutlich niedriger liegt als bei Laufzeitverträgen.

Die Anbieter locken die Kunden mit einigen Bonbons in Laufzeitverträge. Der wichtigste Unterschied ist die Möglichkeit, zusätzliche SIM-Karten oder eSIMs (Multi-­SIM) zu erhalten, etwa für Notebooks oder Tablets, aber zunehmend auch für Gadgets wie Fitnesstracker oder im Auto eingebaute Service- und Entertainment-­Systeme.

Laufzeitverträge richten sich in erster Linie an Geschäftskunden und private Vielnutzer. Prepaid-Verträge scheiden schon deswegen für professionelle Anwender aus, weil sie für das verbrauchte Guthaben keine Rechnung erhalten und die Quittung für die Guthabeneinzahlung für die Finanzämter kein brauchbarer Verwendungsnachweis ist. Schließlich könnte man den Vertrag jederzeit auflösen und sich das Guthaben erstatten lassen.

Privatkunden fahren mit Prepaid-Verträgen jedoch sehr günstig. Der Preis richtet sich vor allem nach dem Datenvolumen: Für 10 Euro im Monat bekommt man bei einem Prepaid-Vertrag um die 3 Gigabyte im Monat, bei vielen Anbietern inklusive einer Allnet-Flat für Telefonate. Und die Flatrate greift um sich: Telefonate in andere EU-Länder werden immer häufiger von den Pauschaltarifen erfasst. Wer mag, kann sogar eine echte Daten-­Flatrate als Prepaid-Vertrag bekommen.

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