c't 22/2020
S. 96
Wissen
ATX12VO-Netzteilstandard

Spannungs­konzentrat

Der energiesparende PC-Netzteilstandard ATX12VO

Intel hat eine Alternative zur ATX-Spezifikation entwickelt, bei der Mainboards und Netz­teile ausschließlich mit 12 Volt arbeiten – also ohne 5 und 3,3 Volt. Die halbiert nach unseren Messungen den Energiebedarf von Desktop-PCs im Leerlauf auf unter 10 Watt, wovon Umwelt und Geldbeutel profitieren.

Von Christian Hirsch

Die Netzteilnorm Advanced Technology Extended (ATX) für Desktop-­Rechner ist inzwischen ein Vierteljahrhundert alt. Zwar wurde sie alle paar Jahre aktualisiert, aus Gründen der Abwärtskompatibilität schleppen ATX-Netzteile aber inzwischen eine Menge unnötigen Ballast aus der Anfangszeit mit. Dieser treibt den Energiebedarf bei schwacher Belastung unnötig nach oben, obwohl moderne Prozessoren dank besserer Energiesparfunktionen immer sparsamer werden.

Um die immer strikteren Richtlinien in der EU, den USA und in Japan für den Energiebedarf von Elektrogeräten im Allgemeinen und Desktop-PCs im Speziellen zu erfüllen, hat Intel den Standard ATX12VO (ATX 12 Volt only) aus der Taufe gehoben (Download unter ct.de/ycj9). Der Chiphersteller stellte uns für erste Tests Vorserienexemplare des LGA1200-Mainboards Asrock Z490 Phantom Gaming 4SR sowie des Netzteils High Power HP1-P650GD-F12S mit der neuen Technik zur Verfügung.

Hauptänderung zur bisherigen ATX-Norm ist, dass das PC-Netzteil das Mainboard ausschließlich mit 12 Volt Spannung versorgt. Das macht an einigen Stellen im Rechner geänderte Steckverbindungen notwendig. Zudem müssen die ATX­12VO-Netzteile mit einem höheren Mindestwirkungsgrad als bisher arbeiten, der vor allem im Schwachlastbetrieb über die 80-Plus-Vorgaben hinausgeht.

Geänderter Spannungsbedarf

Mit ATX12VO macht Intel einen harten Schnitt. Im PC-Netzteil gibt es nur noch einen einzigen Transformator, der die Netzspannung auf 12 Volt wandelt. Weitere benötigte Spannungen wie 3,3 Volt und 5 Volt erzeugt stattdessen das Mainboard. Das hat den Vorteil, dass die dafür notwendigen Bauelemente passend für die jeweiligen Anforderungen des Boards wie der Anzahl der USB- und SATA-Ports dimensioniert sind und deshalb effizienter arbeiten.

ATX-Netzteile müssen hingegen auf der 3,3- und der 5-Volt-Schiene Ströme im zweistelligen Amperebereich liefern können, weil vor über 20 Jahren daraus der Prozessor gespeist wurde. Seit Pentium-4-Zeiten treten solche hohen Ströme für die beiden Spannungen aber nicht mehr auf und die üppig dimensionierten Wandler sind überflüssig, denn für die CPU-Kernspannung dient seitdem die 12-Volt-Schiene. Dieser Wechsel hatte den Vorteil, dass bei gleicher Leistung weniger Strom fließt und deshalb Leitungen mit kleinerem Querschnitt ausreichen.

Kommentieren