c't 18/2020
S. 106
Test & Beratung
Server für kleine Netze: Hardware-Auswahl

Netz-Zentrale

Tipps zur Server-Auswahl für kleine Netze

Als zentrale Ablage für ein kleines Heim- oder Büronetzwerk genügt oft eine fertig gekaufte NAS-Box oder ein sparsamer Mini-PC. Aber ein richtiger kleiner Server bewältigt noch ganz andere Aufgaben.

Von Christof Windeck

Was der optimale Server für ein kleines Netzwerk können soll und wie er folglich aufgebaut sein muss, ist je nach Einsatzzweck höchst unterschiedlich. Im einfachsten Fall geht es bloß um eine gemeinsame Dateiablage, die sich wenige Client-Computer teilen. Manch einer braucht dagegen 50 Terabyte Massenspeicher für seine riesige Videosammlung. Für die einen muss der Server besonders sparsam und leise sein, andere hingegen verlangen einen starken Mehrkernprozessor und mehr als 64 GByte Arbeitsspeicher mit ECC-Fehlerschutz. Wer einen bezahlbaren Server für ein kleines Netz sucht, muss sich deshalb gründliche Gedanken um die konkrete Nutzungsweise machen. Denn manche Eigenschaften sind schwer miteinander vereinbar, beispielsweise hohe Rechenleistung und lüfterloser Betrieb.

Mini-PCs wie Intels NUC (ganz links) und Zotac Zbox nano (2. v. l.) eignen sich für einfache Serverdienste, lassen sich aber kaum erweitern. Der Asrock Deskmini (ganz rechts) nimmt immerhin je zwei SSDs und Notebookplatten auf. Ein Fertig-NAS (2. v. r.) spart viel Aufwand bei Installation und Konfiguration.

Was kann der Admin?

Die erste Frage hat nichts mit der Server-Hardware zu tun, sondern mit deren Betreuung: Was traut sich der künftige Administrator selbst zu? Wer gerne an PCs herumschraubt und sich mit Linux oder Windows Server auskennt, kommt vielleicht alleine zurecht. Falls der Server allerdings für den Geschäftsbetrieb wichtig ist, braucht man einen Problemlöser, wenn der eigentliche Admin im Urlaub oder krank ist. Bei gewerblicher Nutzung ist der Server-Selbstbau ohnehin nicht zu empfehlen: Hier schreibt man die Investition ab und geht Haftungsrisiken aus dem Weg, wenn ein fachkundiger Dienstleister die Einrichtung und Wartung erledigt. Nichtsdestotrotz muss man dem Dienstleister mitteilen, was man braucht – das notwendige Know-how vermittelt dieser Artikel.

Wer bisher wenig Erfahrung mit der Serververwaltung hat, sollte sich bei den fertigen Netzwerkspeichern (Network Attached Storage, NAS) umsehen. Dank riesiger Funktionsfülle und Plug-ins als leicht nachrüstbare und kompatible Erweiterungen decken NAS-Boxen sehr viele Aufgabenbereiche ab, für die man früher einen kleinen Server gekauft hätte. Etablierte NAS-Marken wie Synology, Qnap und Netgear pflegen ihre jeweilige NAS-Firm­wares schon seit mehreren Gerätegenerationen und bieten zahlreiche Plug-ins für Zusatzdienste wie Backup, Cloud-Ersatz, Mail-Server, Videoüberwachung, Docker-­Container und virtuelle Maschinen (VMs) an. Bei NAS-Firmware handelt es sich meistens um ein angepasstes Linux, das man über eine mehr oder weniger komfortable Web-Oberfläche per Browser verwaltet. Für solche Standardfunktionen bekommt man Support und die Hersteller unterhalten Kompatibilitätslisten für Festplatten und SSDs, die die Wahrscheinlichkeit von Problemen reduzieren. Beim Stopfen von Sicherheitslücken in Firmware und Plug-ins ist man allerdings auf raschen und zuverlässigen Service des NAS-Herstellers angewiesen und hat wenig eigene Eingriffsmöglichkeiten. Ein Celeron-NAS mit erweiterbarem RAM und vier Plattenschächten (Drive Bays) bekommt man ab 400 bis 450 Euro, für zwei NAS-taugliche 6-TByte-Platten als RAID 1 zahlt man weitere 360 Euro. Fast alle Fertig-NAS haben Schnellwechselrahmen für die Festplatten, und auch ein leiser Lüfter für die Platten, dessen Drehzahl von der Plattentemperatur abhängt, gehört bei NAS zum Standardrepertoire. Beides lässt sich in PC-Gehäusen nur teuer oder mit recht hohem Aufwand umsetzen.

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