c't 18/2020
S. 112
Praxis
Server für kleine Netze: Bauvorschlag Heimserver

Speicher-Quader

Flexibler Heimserver mit ECC-RAM

Ein Bauvorschlag für einen kompakten, fernwartbaren, aber günstigen Heimserver mit Option auf 64 GByte ECC-RAM, sechs Prozessorkerne und bis zu 108 TByte HDD-Speicherplatz.

Von Carsten Spille

Ob Basteldrang oder echte Notwendigkeit: Der Eigenbau eines kleinen Servers  für den Hausgebrauch ist ein spannendes, aber herausforderndes Projekt. Viele Anforderungen unterscheiden sich grundlegend von denen normaler Heimrechner, andere wiederum sind deckungsgleich. Unser Bauvorschlag ist daher ein Kompromiss, der möglichst viele Ansprüche abdecken kann, aber nicht jede erdenkliche Nische ausfüllt. In seiner Basiskonfiguration ähnelt er dem Server-Bauvorschlag aus c’t 8/2016, braucht im Leerlauf nur knapp 12 Watt und ist flüsterleise [1]. Auch mit vier (schlafenden) Festplatten ist er noch lange kein Schluckspecht oder Brüllwürfel. Dank Baseboard Management Controller (BMC) lässt er sich betriebs­systemunabhängig komplett aus der Ferne konfigurieren und bedienen.

Eine ebenfalls fernwartbare Variante mit AMD-Prozessor wäre nur auf Basis des Asrock-Rack-Boards X470D4U oder seiner teurereren D4U2-2T-Variante mit 10-Gigabit-Ethernet möglich. Sie sind die einzigen AM4-Boards mit Fernwartungschip, waren aber bis kurz vor Redaktionsschluss kaum lieferbar, auch Asrock Rack konnte uns nicht aushelfen. Wenn sich die Gemengelage etwas gebessert hat, schauen wir uns auch dieses Board noch einmal genauer an. Wer auf Fernwartung verzichten kann, ist vielleicht auch mit dem aufgemöbelten Bauvorschlag des Spar-Minis aus Ausgabe 24/2019 gut bedient. [2]

Große, kleine Auswahl

Dieses Mal haben wir uns dafür entschieden, unseren Kompaktserver auch in ein kompaktes Gehäuse zu packen. Das Node 304 von Fractal Design mit aufgerundeten 38 × 25 × 22 cm3 (Tiefe × Breite × Höhe) passt auch in ein Regal hinter den Schreibtisch und kostet nicht die Welt. Ab Werk sind drei Lüfter und eine von außen per dreistufigem Schieber regulierbare Lüftersteuerung vormontiert. Die Gebläse erzeugen einen geraden Luftstrom von der Front über die eingehängten Festplatten zum Heck und bleiben in der niedrigsten und mittleren Stufe schön leise. Außer dem Mainboard im Mini-ITX-Format passen ein Netzteil in Standard-ATX-Größe und bis zu sechs per Gummiring entkoppelte 3,5-Zoll-Festplatten als Massenspeicher in das Node 304. Der Bereich über der CPU-Fassung ist frei von Bauteilen und liegt im direkten Sog des Hecklüfters, sodass man bei Nutzung einer stärkeren CPU auch einen leisen, bis zu 18 Zentimeter hohen Kühler wie zum Beispiel den Alpenföhn Ben Nevis (Advanced) einsetzen kann.

Die technische Basis bildet das Supermicro-Board X11SCL-IF mit der Fassung 1151v2. Dort hinein passen Intel-Prozessoren aus der Core-i-8000/9000-Generation sowie Variationen aus der Coffee-Lake(-Refresh)-Generation: Celeron G4000, Pentium G5000 und Xeon-­E2100/2200 mit einer nominellen Verlustleistung von maximal 95 Watt. Auf der Supermicro-­Website sind offiziell maximal sechs Kerne mit Hyper-Threading aufgeführt, im Test funktionierte aber auch der achtkernige Xeon E-2288G mit HTT, allerdings überhitzten dann die Spannungswandler. Mit dem sechskernigen Xeon E-2226G, der 80 Watt TDP verbraten darf, lief das System mit dem Ben Nevis problemlos und noch leise.

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