Wohlfühl-Kontrolle: Wie Apps die Stimmungslage von Schülern kontrollieren

Seelische Erkrankungen sind ein wachsendes Problem in europäischen Schulsystemen. Lehrer in Dänemark nutzen Apps, um die Stimmung ihrer Schüler zu erfassen.

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Lesezeit: 21 Min.
Von
  • Arian Khameneh
Inhaltsverzeichnis

In einem Kopenhagener Vorort findet in einer fünften Klasse das wöchentliche Kuchenessen statt, das ist Tradition in dänischen öffentlichen Schulen. Während die Kinder Schokoladenkuchen essen, zeigt ihre Lehrerin Henriette Viskum ein Balkendiagramm auf dem Whiteboard. Die Daten sind so angeordnet, dass sie die wöchentliche "Stimmungslandschaft" der Klasse anzeigen. Gesammelt hat sie eine digitale Plattform, die Daten über das Wohlbefinden der Kinder zusammenfasst. Diese Woche hatte die Klasse im Durchschnitt eine Stimmung von 4,4 von 5 und die Kinder bewerteten ihr Familienleben als sehr gut. "Das ist großartig!", ruft Viskum und hebt zwei Daumen in die Höhe.

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Dann klickt sie zu einer Infografik über Schlafhygiene. Die Daten zeigen, dass die Schüler Probleme haben. Ihre Lehrerin fordert sie auf, darüber nachzudenken, wie sie ihre Schlafgewohnheiten verbessern können. Nach einer kurzen Diskussion schlagen die Kinder "weniger Bildschirmzeit am Abend", "Meditation vor dem Schlafengehen" und "ein heißes Bad" vor. Sie verpflichten sich gemeinsam, diese Strategien umzusetzen. Beim Kuchenessen in der nächsten Woche werden sie gefragt, ob sie sich daran gehalten haben oder nicht.

Wie ist die Stimmung in der Klasse? Mit Apps wie Woof will die dänische Regierung ihre Schulkinder aus der psychischen Gesundheitskrise herausholen.

(Bild: Woof)

Diese Art von datengesteuerten Wohlfühl-Audits wird in Dänemarks Klassenzimmern immer häufiger durchgeführt. Das Land ist seit Langem führend bei Online-Diensten und -Infrastrukturen und rangiert in der E-Government-Umfrage der Vereinten Nationen als das am besten digital entwickelte Land. In den letzten Jahren haben die Schulen des Landes viel in diese Technologien investiert: 2018 hat die dänische Regierung schätzungsweise vier bis acht Millionen Dollar – ein Viertel des Budgets für Lehrmittel an Gymnasien – für die Anschaffung digitaler Plattformen bereitgestellt. Im Jahr 2021 investierte sie weitere sieben Millionen Dollar.