Fahrbericht: Genesis G90

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Ähnlich wie der Innenraum hinterlässt auch das Motorenangebot einen faden Beigeschmack. Ein neuer Mitspieler sollte, gerade wenn er gegen eine übermächtig scheinende Konkurrenz antritt, etwas entscheidend anders und letztlich natürlich besser machen. In der aufgeheizten Diskussion des zurückliegenden Sommers wäre die Ankündigung einer Alternative zum Benziner ein gutes Statement gewesen. Egal, wie man zu den Plug-in-Hybriden mit ihren geringen Reichweiten und langen Ladezeiten steht: Ein kleines Zeichen dahingehend stünde einem neuen Anbieter gut zu Gesicht. Dabei geht es natürlich weniger um die Senkung der Kraftstoffkosten, sondern vielmehr darum, dass auch in dieser Klasse Verbrauchswerte nicht mehr vollkommen egal sind. Zumal sich in diesem Preissegment teure Innovationen viel leichter einpreisen lassen als in einem Hyundai Ioniq. Schade, Chance verpasst.

Asiatische und amerikanische Vorlieben

Der Fahrwerksabstimmung ist die Orientierung hin auf asiatische und amerikanische Vorlieben anzumerken. Diese Ausrichtung ist konsequent, denn genau dort werden die meisten dieser Autos abgesetzt werden. Die schwere Limousine ist zwar keine Sänfte, insgesamt aber deutlich weicher abgestimmt als die deutsche Konkurrenz. An die Bandbreite und die Fahrwerksgüte derer kommt der G90 allerdings nicht heran. Und von spannenden Innovationen wie dem „sehenden“ Fahrwerk der Mercedes S-Klasse oder auch dem teilautonomen Fahren im neuen Audi A8 ist der G90 weit entfernt.

Technisch sind die deutschen Konkurrenten in vielen Bereichen also ein gutes Stück voraus. Vor der Einführung des G90 2019/2020 in Europa will Genesis die Baureihe nochmals gründlich überarbeiten, was manch kleine Schwäche beseitigen wird. Doch der Abstand zu den deutschen Autos dieser Klasse mit ihren zahlreichen Innovationen dürfte damit nur unwesentlich kleiner werden. Bleibt für den Hyundai-Konzern also nur der Weg über den Preis. In Europa ist das in diesem Segment wenig aussichtsreich. (mfz)