Yamaha XSR 900 GP im Test: Nostalgische Zukunft

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Serienmäßig ist der neue Bridgestone Battlax S23 aufgezogen, allerdings in der M-Ausführung mit nur einer statt der ebenfalls erhältlichen zwei oder drei unterschiedlichen Gummimischungen. Dennoch verrichtet der Reifen seinen Job tadellos, lediglich als wir zu Fotozwecken auf der Rennstrecke von Estoril unterwegs waren, hätte ich gerne die etwas teurere Variante des S23 auf den Felgen gehabt. À propos Felgen: die der XSR 900 GP sind um 700 Gramm leichter, was in einer noch besseren Haftung resultiert. Nebenbei helfen sie, das Leergewicht des Sportbikes auf 200 kg zu drücken.

Ein Gedicht ist nach wie vor der CP3-Motor. Er leistet unverändert 119 PS bei 10.000/min und 93 Nm bei 7000 Touren. Mehr braucht es für einen Retro-Sportler nicht, denn schließlich sollen auf ihm keine Rundenrekorde aufgestellt werden. Der Motor baut schon früh ordentlich Drehmoment auf und dreht linear bis zum roten Bereich hoch. Dennoch bereitet es ihm keine Probleme, im sechsten Gang mit Tempo 50 durch die Stadt zu bummeln und beim Durchzug zeigt er sich mustergültig. Für mich gehört der Dreizylinder von Yamaha zu den besten Antrieben auf dem Markt.

Ebenso überzeugen können die Bremsen. Ein radialer 16-mm-Hauptbremszylinder von Brembo sorgt für einen präzisen Druckpunkt am einstellbaren Handbremshebel. Die beiden radialen Vierkolben-Bremszangen von Nissin am Vorderrad wirken auf 298 mm große, schwimmend gelagerte Bremsscheiben. Es mag sündhaft teure Bremsen an Superbikes geben, die noch besser funktionieren, aber für die allermeisten Fahrer dürfte die vorhandene Bremsanlage mehr als ausreichend sein.

Yamaha XSR 900 GP im Test (7 Bilder)

Die Felgen sind um 700 Gramm leichter als an der Basis-XSR 900, was die Agilität fördert. Die Bremsen des Herstellers Nissin arbeiten sehr gut, wenn auch nicht auf Superbike-Niveau.
(Bild: Ingo Gach)

Bei Bedarf verzögert sie heftig mit leicht steigendem Hinterrad. Für zusätzliche Sicherheit sorgen umfangreiche elektronische Assistenzsysteme. Die XSR 900 GP ist in sieben Parametern feinjustierbar: das Ansprechverhalten des Motors in vier Stufen, die Schlupfregelung, die Slide-Control und Lift-Control in drei Stufen. Der zweistufige Quickshifter und der Back Slip Regulator, der ein Blockieren des Hinterrads beim Runterschalten verhindert, lassen sich ausstellen. Außerdem verfügt die Yamaha über ein abschaltbares Brake-Control, das den Bremsdruck des Kurven-ABS reguliert.

Das sehr gut gestaltete TFT-Display ist mit dem Smartphone kompatibel und lässt vielfältige Bedienungen zu. Sehr praktisch ist die vom Handy eingeblendete Landkartendarstellung zum Navigieren. Dennoch können weiterhin die wichtigsten Informationen wie Geschwindigkeit, eingelegten Gang, Fahrmodus, Tankanzeige, Tageskilometerzähler und Uhrzeit abgelesen werden. Wenn die Karte nicht angezeigt ist, kann der Fahrer unter vier verschiedenen Darstellungen wählen, wobei mir die mit Zeiger-Drehzahlmesser mit Abstand am besten gefällt. Auch schaltet das TFT-Display selbstständig zwischen hell und dunkel um, je nach umgebender Lichtintensität.

Die XSR 900 GP kostet 13.899 Euro Listenpreis, geordert werden kann sie in der Lackierung "Legend Red" oder "Power Grey". Wobei sich die Frage stellt, wer sie in einem tristen Grau haben will, wenn es den Sportler in den originalen Werksfarben von Wayne Rainey gibt. Yamaha hält im Zubehör viele feine Sachen bereit. Besonders interessant ist die Akrapovic-Komplettauspuffanlage, denn ein Retrobike ohne Endschalldämpfer wirkt weniger stilecht. Der kostet allerdings 2136 Euro.

Wer jedoch das "Race-Pack" für 2966 Euro ordert, bekommt nicht nur den Auspuff, sondern auch noch ein getöntes Windschild, eine filigranere Kennzeichenhalterung und einen Bugspoiler dazu. Letzterer lässt allerdings einen viel zu großen Spalt zum Oberteil und ist unverständlicherweise auch nicht im metallic Weiß des restlichen Bikes, sondern in uni Weiß lackiert. Des Weiteren finden sich für den sportlichen Auftritt unter anderem noch gefräste Fahrerfußrasten für 90 Euro und Achsprotektoren für je 90 Euro. Sogar Tankrucksäcke und Softbags bietet Yamaha an.

Die XSR 900 GP ist eine Hommage an vergangene, große Zeiten von Yamahas Sportlern. Sie eignet sich bei adäquater Bereifung durchaus für gelegentliche Besuche auf der Rennstrecke. Zwar ist sie gewiss nicht für Rekordzeiten konstruiert, dennoch sorgt sie für viel Spaß. Lange Touren sind wegen der Sitzposition nicht ihr Ding, aber für einen genussvollen Halbtagsausflug ins Mittelgebirge gehört sie bei Sportbegeisterten zur ersten Wahl. Vor allem aber fällt die XSR 900 GP auf, egal ob vor dem Eiscafé oder beim Biker-Treffpunkt, mit ihr kommt der Fahrer garantiert immer sofort ins Gespräch über die guten, alten Zeiten, als Eddie Lawson und Wayne Rainey auf Yamaha noch die Rennstrecke dominierten.