Test Skoda Octavia Combi 1.4 iV: Sparsamer Plug-in-Hybrid, der nur zäh lädt

Seite 2: Assistenten, Fahrwerk, Preis

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Jaguar Land Rover oder Mercedes gehören zu den ganz Wenigen, bei denen man derzeit Plug-in-Hybride bekommt, die sich über das praxisferne Minimum hinaus aufladen lassen. Am besten macht es Mercedes. Bei PHEV-Modellen der neuen C-Klasse mit dem Stern kann serienmäßig dreiphasig mit 11 kW Wechselstrom aufgeladen werden. Gegen Aufpreis gibt es sogar einen Gleichstromstecker mit maximal 55 kW. Damit lässt sich der Akku in einer halben Stunde an einer öffentlichen Ladesäule vollladen.

Im Cockpit des Skoda Octavia überrascht die Qualität der Materialien. Man versteht sogleich, warum Volkswagen-Konzernvorstand Herbert Diess erst selbst als VW-Markenchef entmachtet wurde und postwendend den Vorstand der Marke Skoda gefeuert hat. Der Skoda ist hochwertiger ausgekleidet als der teurere VW Golf. Das Stoffzierteil über die gesamte Breite des Armaturenbretts erinnert im Octavia an französischen Schick à la Peugeot, wo im teuren VW ein optisch billiges Plastikpaneel an den Sparzwang von Herbert Diess gemahnt. Das ist ein konzernpolitisches Eigentor gigantischen Ausmaßes und wird wohl dazu führen, dass ein Golf 8.1 erheblich schneller kommen und für den Konzern teurer werden dürfte als ursprünglich geplant.

Skoda Octavia Combi 1.4 iV innen (9 Bilder)

Im Cockpit zeigt der Skoda Octavia eine höhere Materialqualität als der Golf. Wo hier ein Stoffzierteil über die gesamte Breite des Armaturenbretts etwas Flair verbreitet, prangt beim VW nur billiger Kunststoff. (Bild: Florian Pillau)

Leider baugleich ist auch im Skoda die aktuelle Volkswagen-Cockpit-Architektur mit allen Nachteilen des aktuellen touchscreenlastigen Volkswagen-Interface. Die Softwarebugs scheint Volkswagen zwar nach und nach besser in den Griff zu bekommen. In ein Fahrzeug, das den Marken-Claim “Simply clever” propagiert, passt diese Bedienarchitektur jedoch nicht. Die unbeleuchtete Touch-wisch-Fläche für die Lautstärkeregelung des Infotainmentsystems gehört sogar noch zu den weniger ärgerlichen Fehlgriffen.

Eine persönliche Konfiguration des Kombiinstrumentes hat tatsächlich keiner aus der Redaktion hinbekommen. Für den Skoda spricht allerdings das Lenkrad, das tatsächlich noch rund sein darf. Da sieht man wohlmeinend über nahezu französische gestalterische Eskapaden wie die betont fehlende dritte Speiche hinweg.

Skoda Octavia Combi 1.4 iV - Infotainment und Anzeigen (5 Bilder)

Heutzutage obligatorisch ist ein Bildschirm, der ein klassisches Kombiinstrument ersetzt. Die Verstellmöglichkeiten sind nicht sehr intuitiv. (Bild: alle Florian Pillau)

Zumal hier die Bedienbarkeit einmal gar nicht unter der skurril anmutenden Formensprache leidet. Anders ist das leider beim edel gemeinten Chromschmuck an der oberen Türtafel mit dem integrierten Türöffner im Interieur. Bei starker Sonne blenden diese unnötigen Zierteile so, dass ein Blick in den Außenspiegel nicht mehr möglich ist.

Beim Fahren zeigt der Skoda die schon aus dem Golf 8 bekannte hervorragende Fahrwerksabstimmung. Wie im Golf beeindruckt auch im Octavia, welche Qualität heutzutage in der Kompaktklasse möglich ist. Agil gefahrene Kurven ohne spürbare Seitenneigung machen Freude. Gleichzeitig werden Kanten und Schlaglöcher souverän geschluckt und weggedämpft. Der Golf 8 und die technisch baugleichen Skoda Octavia und Seat Leon haben gegenüber den bereits sehr guten Vorgängermodellen im Fahrwerksbereich noch einmal einen deutlichen Sprung gemacht.

Wer aber aus dem Golf e-Hybrid mit dem gleichen Antrieb umsteigt, wird überrascht feststellen, dass der Skoda spürbar lauter ist. Das Geld, was man bei VW in der Innenausstattung gespart hat, hat man anscheinend in die Dämmung gesteckt. Speziell über 3000 Touren jammert der 1,4-Liter-Vierzylinder im Skoda deutlich vernehmbar. Man soll wohl merken, wie er sich anstrengt. Florians Tochter beschrieb, der Skoda klinge wie ein “Auto, das Motorrad spielt.” Speziell auf langen Autobahnpassagen würde man sich ein wenig mehr akustische Zurückhaltung wünschen.

Noch schlimmer als der etwas zu kernige Klang des Steckerskodas sind aber die sogenannten Assistenzsysteme, die uns auch in diesem Skoda wieder besonders nervten. So konnten Florians Töchter auf dem Weg von München nach Berlin, geradeaus auf breiter Autobahn, nicht schlafen, weil der Spurhalteassistent ständig bimmelte - ein Armutszeugnis, aber leider nicht das einzige. Auch der Müdigkeitsassistent schlug ständig bei maximal ausgeruhten Fahrern Alarm. Nur bei tatsächlicher Übermüdung, die Florian selbst aus Verantwortungsgefühl den nächsten Parkplatz ansteuern ließ, schwieg der Assistent.

Den letzten Glauben in den die sogenannten Assistenzsysteme wurde uns im Skoda genommen, als er beim wiederholten Einfahren in ein Waldstück bei Dämmerung ebenso konsequent wie unbegründet eine Starkbremsung auslöste, also mutwillig die Gefahr eines Auffahrunfalls schuf. Schade ist, dass, anders als bei BMW, ein Knopf fehlt, um diese Störsysteme ohne große Ablenkung vom Verkehr einfach ausschalten zu können. In dieser Form sind Assistenzsysteme in meinen Augen eher kontraproduktiv für die Verkehrssicherheit. Aber leider ist der Skoda hier kein Einzelfall.

Außer den gelegentlich nervenden Assistenten und der eingeschränkten Batterieladeleistung hat der Skoda Octavia iV Combi keine echten Schwächen. Er ist ein sehr gutes Reiseauto für die ganze Familie, das nach langen Standzeiten an der Steckdose auch flexibel lokal emissionsfrei im Stadtverkehr einsetzbar ist. Wenn man den Octavia als preiswerte Alternative zu einem Audi A4 ansieht, gehen die unverhandelt knapp 47.000 Euro für unseren gut ausgestatteten Testwagen auch in Ordnung.

Nach Abzug der Förderprämie bleiben um die 40.000 Euro für ein bequemes, praktisches und hochwertiges Fahrzeug. Der stolze Preis erscheint angesichts des hohen Niveaus zwar angemessen. Ein Schnäppchen ist der Skoda Octavia damit jedoch nicht mehr. Das Feld preisgünstiger Vernunftautos wie des Fabia Combi sollte Skoda aber auch zukünftig nicht ganz aus den Augen lassen.