Opel Astra mit Plug-in-Hybrid im Test: Zwischenschritt gelungen?

Seite 2: Antrieb, Verbrauch, Preise

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Stellantis bietet auf dieser Basis aktuell zwei Plug-in-Hybridantriebe an. Sie bieten 133 oder 165 kW Systemleistung. Im Astra ist derzeit nur die weniger kräftige Version im Sortiment, doch der Vergleich mit dem stärkeren Antrieb in den anderen Modellen des Konzerns bestätigt unsere Vermutung. Falls Opel den 165-kW-PHEV doch noch im Astra anbietet, raten wir dazu, sich dieses Upgrade zu sparen. Die Variante mit 133 kW beschleunigt den Opel wahrlich temperamentvoll, selbst die Verfechter möglichst kurzer Reisezeiten in unserer Redaktion fanden das Leistungsangebot weit mehr als nur ausreichend.

Unsere Sparempfehlung gilt erst recht, wenn Sie vorhaben, den Kompakten tatsächlich häufig elektrisch zu fahren. Denn der Elektromotor leistet in beiden PHEV 81 kW. Die Systemleistung wird über den 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner skaliert, der hier 110, in der stärkeren Ausbaustufe 133 kW abliefert. Stellantis geht konstruktiv auf dieser Basis den Weg, den fast alle Konkurrenten auch beschreiten: Der E-Motor sitzt zwischen Verbrenner und Getriebe. Sensible Fahrer spüren das, denn auch im E-Modus führen Gangwechsel zu leichten Unterschieden in der Kraftentfaltung.

Wer nicht extern auflädt, muss mit einem Verbrauch von mindestens 5,2 Liter/100 km rechnen, in der Spitze waren es etwas über 8. Wie immer: Beides müssen Fahrerinnen oder Fahrer bewusst herbeiführen. In meinem Profil mit reichlich Landstraße lässt sich ein Verbrauch von rund sechs Litern locker erfahren, ohne besondere Zurückhaltung üben zu müssen.

Opel Astra PHEV Technik (4 Bilder)

Ganz schön voll hier: Den Platz im Motorraum teilen sind ein 1,6-Liter-Vierzylinder, ein E-Motor und eine Wandlerautomatik mit acht Gängen.
(Bild: Florian Pillau)

Während des Tests herrschten Temperaturen um 20 Grad. Diese Bedingungen kommen dem elektrischen Streckenanteil natürlich stark entgegen. Besonders bedachtsam gefahren kamen wir rein elektrisch bis zu 48 km weit. Zusammen mit den rund 11 kWh, die wir für eine komplette Aufladung inklusive Ladeverlusten an Wallbox oder öffentlicher Ladeinfrastruktur benötigten, ergibt sich ein minimaler Verbrauch von 22,9 kWh/100 km – wie gesagt, bei sehr zurückhaltender Fahrweise und idealen Temperaturen. Ändert sich einer dieser Faktoren, steigt der Verbrauch. Gleiches gilt für den Fall, dass jemand auf die Idee kommt, den serienmäßigen 8-A-Ladeziegel zu verwenden – dann sind pro Aufladung rund 1 bis 1,5 kWh hinzuzurechnen.

Die Batterie wird mit 12,4 kWh brutto angegeben, die maximale Reichweite im WLTP mit 59 bis 60 km. Sollte der Koalitionsvertrag der Bundesregierung umgesetzt werden, müsste Stellantis spätestens im kommenden Frühjahr nachbessern, um den Hybrid-Astra für Dienstwagenfahrer attraktiv zu halten. Denn – Stand heute – soll ab dem 1. August 2023 für Plug-in-Hybride eine elektrische Mindestreichweite von 80 km gelten, um in den Genuss der 0,5-Prozent-Besteuerung für privat genutzte Dienstwagen zu kommen. Wer jetzt einen Astra PHEV geliefert bekommt, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit in einem Jahr kein aktuelles Auto mehr haben. So richtig charmant ist diese Modell-Politik nicht.

Opel bietet für 500 Euro Aufpreis die Option, die maximale Ladeleistung auf 7,4 kW anzuheben. Hier lohnt sich vor der Bestellung der Blick auf die voraussichtlich meistgenutzte Infrastruktur für die Aufladung. Wer in der Garage eine geförderte Wallbox hat und immer dort lädt, kann sich das Geld sparen, denn die verteilt ihre 11 kW auf drei Phasen. Der Astra PHEV kann aber nur eine davon ansprechen, sein Ladetempo bleibt mit maximal 3,7 kW also gleich. Wer dagegen die vergleichsweise häufig aufgestellten 22-kW-Ladesäulen im öffentlichen Raum nutzen will, beschleunigt den Ladevorgang mit dem optionalen Lader erheblich.

Opel bietet den Astra PHEV ab 38.650 Euro in der "Business Edition" an, die auch private Käufer wählen können. Von dieser Summe können noch die aktuellen Subventionen abgezogen werden. Der Testwagen kam in der teuersten Ausstattungslinie "Ultimate" in die Redaktion, bei der es nicht mehr viele Möglichkeiten gibt, sie noch weiter anzureichern. Selbst Matrix-Licht, Head-up-Display und Schiebedach sind in dieser, mindestens 44.410 Euro teuren Version inklusive. Das gilt auch für den Farbton "Kult Gelb". Wer es gern etwas weniger kultig hätte, muss mindestens 350 Euro mehr bezahlen.

Opel hat einen zeitgemäßen Kompaktwagen vorgelegt, der eine solide Basis für den E-Antrieb legt. Der sechste Astra überzeugt mit ordentlicher Verarbeitung, gutem Komfort und klarem Design. Noch etwas nachreifen muss das Infotainment, wobei es die schöne neue Welt der multimedialen Unterhaltungselektronik ja möglich macht, auch den Bestand halbwegs aktuell zu halten.

Opel hat eine gute Basis geschaffen. Als Elektroauto dürfte er ab dem kommenden Jahr gute Chancen haben, jene zu überzeugen, die kein SUV wollen und trotzdem gern elektrisch fahren würden.

(Bild: Pillau)

Der Plug-in-Hybrid ist kräftig, bekommt im kommenden Jahr mit dem E-Antrieb aber mutmaßlich einen harten Gegner. Denn auch im Astra PHEV ist der elektrische Streckenanteil der angenehmere. Wer ihn ausgiebig nutzt, wird sich über das lahme Ladetempo und die kleine Batterie ärgern. Sollten die Pläne der Ampel-Koalition umgesetzt werden, müsste Stellantis an dieser Stelle aber ohnehin bald wieder eingreifen, wenn der Astra auf dem deutschen Markt der Dienstwagen weiterhin eine Rolle spielen soll. Denn ohne mehr E-Reichweite erfüllt er die kommenden Förderbedingungen nicht.

Kosten für die Überführung des Testwagens hat Opel übernommen, jene für Fahrenergie die Redaktion.