Elektroauto Mercedes EQB 350 4Matic im Test: Gemütlich statt sportiv

Seite 2: Verbrauch, Batterie, Fazit

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Circa 20 Kilometer vorm Ziel war dann deutlich zu sehen, wie der Stromverbrauch anstieg. Das gewünschte Ergebnis: Eine Ladeleistung von immerhin bis zu 100 kW. So muss es sein, aber so ist es eben noch lange nicht bei allen Herstellern. Vorbild bei der Routenplanung und Vorkonditionierung war Tesla. Der EQB hat gleichgezogen.

Allerdings ist der Energiegehalt der Batterie mit 66,5 kWh nur Mittelmaß. Weil der Mercedes eine große Stirnfläche hat, ist die Effizienz geringer als bei windschlüpfigen Limousinen: Im Durchschnitt waren es 25,2 kWh/100 km, woraus eine mittlere Reichweite von 264 Kilometern resultiert. Wir waren häufig auf der Autobahn unterwegs, wo bei Richtgeschwindigkeit 26,6 kWh/100 km ablesbar waren. Macht 250 km bei zugegeben winterlichen Bedingungen.

Mercedes EQB Teil 2 (6 Bilder)

Die Lehnen lassen sich dreifach umklappen und in aufrechter Position in der Neigung verstellen. (Bild: Christoph M. Schwarzer)

Deutlich besser sah es im Überlandbetrieb mit 20,1 kWh/100 km (über 331 km) aus, und im fließenden Stadtverkehr und warmgefahrenen Auto konnte dieser Wert nochmals leicht unterboten werden. Dass es auch ganz anders geht, zeigen Ultrakurzstrecken, wo der Stromverbrauch weit über 30 kWh hinausgehen kann.

Wer auf den Allradantrieb verzichten kann, sollte sich den EQB 250 ansehen. Er ist preisgünstiger und leichter, und dass die Motorleistung "nur" 140 kW beträgt, sollte angesichts des gemächlichen Charakters des EQB verschmerzbar sein.

Im Mercedes EQA ist seit kurzem auch ein 250+ mit auf 70,5 kWh vergrößerter Batterie bestellbar. Wer die Zeit hat, sollte abwarten, ob diese Version auch im EQB kommt. Etwas mehr Energiegehalt, etwas weniger Spitzenleistung, dafür ein Schuss mehr Reichweite, ja, das würde passen. Allerdings erscheint der Mehrpreis für den EQA 250+ angesichts von gerade einmal vier kWh mehr üppig, auch wenn die Serienausstattung dann die Pakete "Electric Art Exterieur" und "Advanced" enthält. Auf der anderen Seite sind im EQA 250+ Dinge wie Airbags hinten, adaptives Fahrwerk und ein Schiebedach nicht zu haben.

Einen Abzug in der B-Note gibt es dafür, dass der EQB keine Prozent-Anzeige für den Ladestand der Batterie im Cockpit hat, sondern eine Von-bis-Reichweitenanzeige. Schön dagegen ist die leicht verständliche Lösung der händischen Entriegelung des Ladesteckers über einen gut erkennbaren Knopf sowie die solide Abdeckung der Ladebuchse. Seit dem VW Golf (Test) wissen wir, wie nützlich es ist, wenn die Rückfahrkamera schmutzgeschützt unter dem Markenlabel lauert – so ist es auch beim EQB.

No sports, dafür gemütlich, das ist das Wesen des EQB. Der Grundpreis des 350 4Matic beträgt 57.989 Euro. Es können noch der Staatsanteil von 5000 Euro und der Herstelleranteil (2975 Euro) subtrahiert werden, macht 50.014 Euro. Der EQB 250 startet bei 44.367 Euro, wenn man alle Förderungen berücksichtigt. Der mercedestypische Mehrpreis hält sich also im Rahmen.

Der Mercedes EQB ist über das Komforterlebnis hinaus ein praktisches Auto. Nur für die große Tour ist er nicht gemacht. Das können elektrische Limousinen einfach besser als SUVs. Im EQB wiederum ist die Erinnerung an die Ära der Geländewagen noch wach: Die geradlinigen Formen, die gute Übersichtlichkeit und die thronartige Sitzposition machen ihn zu einem rundum angenehmen Gefährt.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenlos zur Verfügung gestellt und überführt. Der Autor hat den Fahrstrom bezahlt.