Der Kuppler: iMT-Getriebe im Kia ProCeed 1.6 CRDI Mildhybrid

Seite 2: Geschwungene Gestaltung ohne Rücksicht

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Kia stuft das iMT-Getriebe im ProCeed etwas gewöhnungsbedürftig und übersetzt es insgesamt sehr lang. Dazu kommt ein weitestgehend freudloser Vierzylinder-Diesel mit kleinem nutzbaren Drehmoment und 100 kW Nennleistung. Ich habe es mir schnell angewöhnt, ortsausgangs im 3. oder 4. Gang auf 100 zu beschleunigen und dann direkt den 6. Gang einzulegen – Vorteil Handschalter. Natürlich kann man sich auch die Zeit nehmen, ohne fühlbare Beschleunigung die Gänge durchzuschalten. Es ist aber nicht so, dass das irgendwie Freude macht. Ich fuhr extrem schaltfaul, Zwischengänge auslassend, und der drehfaule Motor an langer Untersetzung machte es mit, weil er wohl darauf optimiert wurde.

Die Form des Wagens war Kia so wichtig, dass Kunden mit den damit einhergehenden Nachteilen leben müssen. Die Sicht nach hinten liegt unter dem Niveau "Porsche Boxster mit Verdeck oben". "Unter" deshalb, weil ich als 180 cm großer Mensch mit Sitz ganz nach unten eingestellt von leicht oben durch den Rückspiegel auf die Straße gucke, der übrigens einen großen Teil Kofferraum zeigt, weil die Heckscheibe so klein ist. Wenn ich hinten den Horizont sehen will, muss ich mich ducken. Wie wird es erst Großen gehen?

Kia ProCeed 1.6 CRDI 48V iMT Standards (6 Bilder)

Schöne Seitenlinie verrät Fake-Auspuffblenden.
(Bild: Clemens Gleich)

Schlauer Kompromiss beim ganzen Design: Die Kofferraumklappe öffnet einen großen Bereich nach vorne statt nach oben, sodass der Kofferraum deutlich praktischer wird, als er ansonsten sein könnte. Beispiel dazu in den Bildern. Der ProCeed lädt zudem schon ohne umgelegte Sitze 100 l mehr als der ähnlich positionierte Mercedes CLA Shooting Brake, umgelegt werden es noch deutlich mehr (s. technische Daten).

Lenkgefühl, Fahrwerk und Bremsanlage haben mir gut gefallen, denn deren Zusammenspiel bringt eine sehr hohe aktive Sicherheit und es macht sogar ein bisschen Freude, dieses Auto zu fahren. Bei Achslastverlagerung nach vorne verliert zuerst die Hinterachse an Seitenführung, ganz harmlos, fast unmerklich von den Fahrhilfen verdeckt. Selbst das (ja: selbstgemachte) Design-Problem des Auftriebs aus der fallenden Dachlinie hat Kia souverän im Griff: Der ProCeed liegt schön stabil bis zur Höchstgeschwindigkeit. Zusammen mit dem angenehmen Innenraum wird das Konzept viele Freunde unter Langstreckenfahrern finden.

In den letzten Jahren kann mit den Koreanern nur wenig falsch machen, wer ein Alltagsauto sucht: Ausstattung, Garantie, kostenlose Echtzeit-Verkehrsinfos für mindestens 7 Jahre, pipapo. Die Gestaltung ist gelungen, Sie sollten jedoch auf jeden Fall einkalkulieren, dass die Sicht nach hinten in der Bewertung irgendwo zwischen "große Frechheit" und "kleines Sicherheitsrisiko" liegt. Trotz Designschwerpunkt punktet das Auto mit erfreulich viel Nutzwert, vor allem bei der Zuladung. Das Fahrverhalten ist einwandfrei.

Das iMT-Getriebe überzeugt mich eher durch sein Komfort-Plus als durch seine minimalen Verbrauchsvorteile. Insgesamt: Wer Seifenstück-Design à la CLA mag, könnte hier sehr zufrieden vom Händlerhof rollen. Allen anderen bleibt der Ausweg Ceed Sportswagon, der weniger kostet und eine etwas bessere Aussicht bietet.