c't 9/2021
S. 120
Wissen
FarmBot

Robo-Gärtner

Vollautomatisch gärtnern mit dem FarmBot 

Der Gartenbau-Roboter FarmBot verspricht, automatisch ein Hochbeet voller Gemüse zu umsorgen: Er sät, jätet, gießt und dokumentiert das Wachstum der Pflanzen. Ein Experiment für die Landwirtschaft der Zukunft.

Von Pina Merkert

Gärtnern macht Arbeit: Gießen, jäten, säen, beobachten – wie schön wäre es, wenn ein Roboter das Malochen übernähme, Tag und Nacht automatisch zur idealen Zeit. Ein Helfer, der nie etwas vergisst und nie Urlaub macht. Was wie ­Science-Fiction klingt, lässt sich für ein Hochbeet durchaus umsetzen. Der Roboter-Gärtner heißt „FarmBot“ und sieht nicht nach Science-Fiction aus: Die vom gleichnamigen Start-up entwickelte Maschine ähnelt eher einer Portalfräse als C3PO. Mit Riemen und Schrittmotoren rollt der FarmBot auf Aluminiumprofilen und positioniert so sein Werkzeug an jeder beliebigen Stelle in den 50 Zentimetern oberhalb eines 1,5 × 3 Meter großen Hochbeets. Ob Gießkanne, Jätwerkzeug, Bodenfeuchtesensor oder Einsähnadel – der FarmBot kann sein Werkzeug selbst wählen und wechseln. Wie er all diese Möglichkeiten sinnvoll nutzt, muss man allerdings selbst programmieren.

FarmBot Inc. verspricht ein vollautomatisches Hochbeet, das sich selbst hegt und pflegt, wenn Mensch keine Zeit dafür hat. Da die komplette Konstruktion als OpenHardware veröffentlicht ist und die Maschine einen Bereich des Lebens automatisiert, den wir bisher eher mit Tradition und Handwerk assoziierten, haben wir sie gebaut.

Smart Gardening beschränkt sich nämlich bisher auf ferngesteuerte Bewässerung und Rasenmäh-Roboter. Beet­pflege gab es höchstens als Forschungsprojekt und dann auch nur für Bauern, die mit Robotern jäten, statt dem Unkraut mit Gift zu Leibe zu rücken. Der FarmBot verkleinert Roboter-Trends aus der landwirtschaftlichen Forschung auf ein einzelnes Beet. Diese neue Art von Gerät taugt nicht nur als Gartenbau-Experiment, sondern soll dem Gärtner auch viel Handarbeit ersparen.

Aufwand und Kosten

Unser FarmBot ist ein „kleiner“ Genesis in Version 1.5. Das amerikanische Start-up betreibt einen Shop für Einzelteile und komplette Bausätze. Als wir im Spät­sommer 2020 mit dem Bau begannen, war der Bausatz aber nicht lieferbar. Momentan kann man die Teile für Version 1.6 für 2805 Euro vorbestellen. Wir orderten deswegen nur Einzelteile in Amerika (für den Einkauf muss man zusätzlich 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer einrechnen), bestellten Standardteile bei europäischen Händlern und fertigten viele weitere Bauteile mit 3D-Drucker und Fräsmaschine selbst. Im November 2020 zeigte der FarmBot-Shop den Bausatz als lieferbar an, zum Redaktionsschluss war wieder nur der Genesis XL lieferbar; der kleine Genesis kann vorbestellt werden. Je nach Lieferdatum kann es sein, dass Strafzölle der EU gegen US-Einfuhren den Bausatz um zusätzliche 25 Prozent verteuern.

Die eingebaute Kamera kann der FarmBot mit einer gepunkteten Karte selbst kalibrieren. Mit den Daten dreht er die Bilder automatisch gerade.

Mit vielen Stunden zusätzlicher Handarbeit konnten wir den Preis der Einzelteile auf circa 1600 Euro drücken (ohne Hochbeet, dessen Teile beim Bausatz auch nicht dabei sind). Der Bausatz mit seinen vorkonfektionierten Kabeln, fertigen Aluplatten und sofort verbaubaren Spritzgussteilen hilft, den Zeitaufwand auf einige Wochenenden einzugrenzen. Wir halten ihn daher nicht für überteuert, sondern für eine gute Option, um gegen Bezahlung schneller fertig zu werden.

Neben dem FarmBot Genesis gibt es noch die abgespeckte Version „Express“ für 1273 Euro. Die Nachteile dieser Variante beschreiben wir ab Seite 118. Beide Varianten gibt es als „XL“ auch in vierfacher Größe, also mit doppelter Länge und doppelter Breite. Für das nötige Riesen-Hochbeet, bei dem man von der Seite mit der Hand nicht mehr bis zur Mitte kommt, fehlte uns allerdings der Platz im Garten. Die größeren Bausätze sind nur moderat teurer, sodass sich ein erheblich günstigerer Preis pro Fläche ergibt.

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