c't 1/2020
S. 50
aktuell
Unternehmens-KI

Salesforce: Einstein und mehr

Vielseitige KI-Dienste und Software-Integration

Salesforce unterstützt mehr und mehr Aufgaben des Geschäftsalltags mit künstlicher Intelligenz. Die Software wächst schrittweise zum kompletten Expertensystem.

Das Softwarehaus Salesforce unterstützt mit seiner KI-Engine Einstein die eigenen sowie von Kunden erstellte Unternehmens-Webdienste. Auf der Hausmesse Dreamforce wurde deutlich, wie sich die ständig vermehrten Dienste gegenseitig ergänzen, um dem Anwender viele manuelle Dateneingaben zu ersparen und Arbeitsabläufe zu automatisieren.

Ausgangsdaten (Output payload) und übernommene Inhalte (Input) etwa aus dem Artikelstamm eines Sportmodehauses lassen sich mit Mulesoft-Werkzeugen rein grafisch miteinander verknüpfen.

Datenanalyse

Der Einstein Prediction Builder generiert mausgesteuert Data Sets, aus denen die KI-Engine auf Basis ausgewählter Tabellenfelder benutzerdefinierte Prognosen zur Anzeige in einer zusätzlichen Tabellenspalte ableiten kann. Der Dienst Einstein Predictions trainiert anhand eines Data Sets ein KI-Modell und liefert im selben Atemzug die Prognose.

Mit dem mausgesteuerten Strategy Builder kann man Aktionen festlegen, welche der Dienst Einstein Next Best Action anwender- und situationsspezifisch etwa für die nächste Kontaktaufnahme mit einem Kunden empfiehlt. Dabei gilt es, nicht nur Aktivitäten zu definieren, sondern auch Regeln, wann die Software diese in Betracht ziehen soll. Die KI-Engine entscheidet dann von Fall zu Fall, welche Aktion sie dem jeweiligen Anwender als erste vorschlägt.

Sprachsteuerung

Entwickler können Apps mit Einstein Translation befähigen, erkannte Schlüsselwörter anhand einer festgelegten Übersetzungstabelle so weit zu übersetzen, dass sie zum Beispiel fremdsprachige Kundenanfragen für Service-Mitarbeiter ohne Fremdsprachenkenntnisse verständlich machen.

Einstein Voice interpretiert (englisch) gesprochene Eingaben und kann sie als natürlichsprachliche Suchanfragen an das Salesforce-System absetzen oder Kommandos zum Lesen, Aktualisieren oder Anlegen von Datensätzen prüfen. Der Dienst kann die gesprochenen Texte auch an das Dialogsystem Einstein Bot weiterleiten, der damit unmittelbare Gespräche mit einem Anrufer zuwege bringt.

Vertrauenswürdige KI

Um die Akzeptanz der Anwender für die wachsende Zahl von KI-Anwendungen zu fördern, beschäftigt Salesforce neben Data Scientists und KI-Entwicklern auch Experten, die sich ausschließlich um die ethischen Gesichtspunkte von KI-Systemen kümmern. Ihnen geht es um die Beratung von Modellierern, damit diese zum Beispiel keine unzulässigen Datenzugriffe nutzen oder implizite Pseudo-Kennzeichen verwenden. Zum Beispiel könnten Anwender, die Eingaben aus den USA nach Zip-Codes klassifizieren, diese Daten ungewollt auch nach gut oder schlecht situierten Wohngebieten sowie nach Hautfarbe differenzieren und die zugehörigen Personen damit diskriminieren.

Systemintegration

Abseits des KI-Fortschritts arbeitet Salesforce derzeit intensiv an den Möglichkeiten, bestehende Fremdanwendungen bei Kunden für seine Dienste zu erschließen. Der just übernommene Datenintegrator Mulesoft präsentierte für diesen Zweck seine Plattform Anypoint. Das ist ein Marktplatz mit vorgefertigten Konnektoren und Schnittstellen-Vorlagen. Diese Verbinder sollen mit Hilfe der Runtime-Engine Mule die Ausgabedaten externer Anwendungen für die Verarbeitung mit Salesforce aufbereiten. Weitere Schnittstellen lassen sich unter einer grafischen Bedienoberfläche per Drag & Drop definieren.

Die Aufbereitung kann in der Cloud oder auf einem lokalen Rechner beim Anwender erfolgen und entspricht laut Hersteller den Vorgaben der DSGVO. Ein Anwendungsbeispiel zeigte der Sportausrüster Decathlon, der Warenbestände von autonomen Inventurrobotern aufnehmen und zusammenfassen lässt, um sie über Mulesoft-Konnektoren direkt in sein Salesforce-System zu übernehmen. (hps@ct.de)

Reisekosten und Teilnahmegebühr für die Veranstaltung hat Salesforce gesponsort.