c't 1/2020
S. 180
Test & Beratung
Buchkritik

Finsteres Komputerdeutschland

Digitalrechner, Datennetze und Online-Überwachung zu Zeiten des „Dritten Reichs“: Eine solche alternative Realität präsentiert Andreas Eschbach in einem Roman, der ein eigentümliches Licht auf aktuelle Entwicklungen fallen lässt.

Weimar 1942: Helene „strickt“ Programme für das allmächtige Nationale Sicherheitsamt, das die Daten aller deutschen Bürger verwaltet. Solche Arbeiten sind ebenso wie das Hantieren mit Wolle und Stricknadeln traditionell Frauensache – unterbewertet und von Männern misstrauisch beäugt. Trotz ihrer hohen Intelligenz steht sie ihrem Job anfangs naiv und gutgläubig gegenüber. Sie begreift erst spät das Potenzial dessen, was sie tut.

Als Helene versucht, ihren Geliebten nach einem Verbrechen untertauchen zu lassen, entdeckt sie nach und nach, dass jeder einzelne Bürger uneingeschränkt überwacht und kontrolliert wird. Sie steht im Konflikt mit sich selbst und stellt sich gegen das Regime. Der zweite Hauptcharakter des Romans ist Eugen Lettke, Sohn eines Kriegshelden. Er ist beim NSA, um dem Kriegsdienst zu entgehen, und will die Möglichkeiten des Amts für seine eigenen Interessen nutzen.