c't 9/2019
S. 66
Test
Smarte Lichtsysteme
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Schlau erleuchtet

Vier vernetzte Lichtsysteme versprechen mehr Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz

Glühlampen und Energiesparfunzeln der ersten Generation haben ausgedient. Vernetzte Lichtsysteme sorgen nicht nur für eine angenehme Wohnatmosphäre, sondern lassen sich nutzbringend ins smarte Heim integrieren. Wir testen die vier Marktführer: App, Smart-Home-Anbindung, aber auch Lichtausbeute, Farbtreue und Lichtverteilung der Ersatzbirnen.

Zugegeben: Die ersten Erfahrungen mit energieeffizienten Leuchtmitteln in den 80ern waren durchaus ernüchternd. Der Glühbirnenersatz, im Fachjargon Retrofit-Leuchtmittel, wog damals mehr als die Pendelleuchte an der Decke und tauchte die Umgebung nach dem Einschalten in grünlich flirrendes Dämmerlicht – die Geburtsstunde der Energiesparfunzel.

Seither hat sich viel bewegt, moderne LED-Filamentlampen kommen sexy daher. In ihnen sind filigrane LEDs zu leuchtenden Fäden aneinandergereiht. In dem Format der alten E27-Birne bringen die Ingenieure heute die gesamte LED-Vorschalttechnik nebst Kühlung unter und finden sogar Platz für ein Funkmodul.

Spätestens da wird die Sache spannend, denn was man mit vernetztem Licht für nette und nützliche Dinge anstellen kann, hat Lichtspezialist Philips mit der Einführung seines Hue-Systems gezeigt. Philips’ vernetzte Retrofit-Lampen und Komplettleuchten gehören zur Standardausstattung jedes Smart Homes. Kein Wunder also, dass sich inzwischen auch Mitbewerber in diesem Feld tummeln.

In unserem Test treten vier Lichtsysteme an, die man per App steuern kann und die sich ins smarte Heim integrieren lassen. Neben Philips Hue ist das Einrichtungshaus Ikea mit seinen Trådfri-System dabei, sowie das vernetzte System des Beleuchtungsspezialisten Paulmann. Abgerundet wird das Testfeld vom niederländischen Unternehmen Innr. Spannend dabei: Innr wurde von ehemaligen Mitarbeitern von Philips und Ikea gegründet, die ein eigenes Lichtsystem auf die Beine stellen wollten. Eigentliche würde man auch Osram im Testfeld vermuten. Die Lichtspezialisten haben allerdings im vergangenen Jahr ausgerechnet ihre Consumer-LED-Sparte verkauft. Aus dem Lightify-System wurde „Smart+“. Das Nachfolgeunternehmen Ledvance vertreibt zwar weiter Retrofit-Lampen unter dem Markennamen Osram – das für den Betrieb nötige Gateway ist beim Lichter-Deal allerdings auf der Strecke geblieben. Ob es eine neue Steuerinstanz geben wird, ist nach Angaben von Ledvance noch nicht entschieden.

Die Hue-App hat in Sachen Funktionsumfang und Bedienfreundlichkeit die Nase vorn.

Ikea, Innr, Paulmann und Philips bieten innerhalb ihrer Systeme ein recht unterschiedliches Portfolio vernetzter Lichtkomponenten an. Am beliebtesten sind nach wie vor Retrofit-Leuchtmittel, denn längst nicht alle Haushalte haben den Wechsel hin zu moderner LED-Technik abgeschlossen – oft sind die vor langer Zeit angeschafften Leuchten zu teuer oder einfach zu schön, um sie zu entsorgen.

Retrofit-Lampen sollten der klassischen Glühbirne auch in punkto Farbtreue, Lichtverteilung und Flimmerfreiheit möglichst nahe kommen. Im Lichtlabor mussten sich die Kandidaten daher einer peniblen Prüfung unterziehen. Den technischen Hintergrund zur LED-Technik und den durchgeführten Messungen finden Sie im Grundlagenartikel ab Seite 74).

Die Hersteller verdienen mit dem Verkauf der Austauschleuchtmittel für E27 (klassische Birne), E14 (meist Kerzenform) und GU10 (Spot) derzeit noch das meiste Geld, wobei der Trend klar hin zu Komplettleuchten geht. Bei der hohen Lebensdauer der LED-Technik wird manch ein Kunde im Zweifelsfall eher die komplette Leuchte entsorgt, als eine Birne zu wechseln.