c't 18/2019
S. 94
Kurztest
Vernetzter Türspion

Ring, ring – Klopf, klopf!

Die Door View Cam der Amazon-Tochter Ring ist eine Kombination aus WLAN-Klingel und Überwachungskamera, die einen herkömmlichen Türspion in der Wohnungs- oder Haustür ersetzt.

Den alten Spion muss man zunächst mit dem mitgelieferten Spezialwerkzeug entfernen. Durch das Loch steckt man die Außeneinheit der Door View Cam mit Klingelknopf, Kamera und zusätzlicher Fischaugen-Linse – so kann man wie bisher einfach analog durchs Guckloch im Treppenhaus spionieren.

Das wuchtige Batteriefach bildet das Gegenstück auf der Türinnenseite und wird mit einem filigran wirkenden Flachbandkabel verbunden. Im Batteriefach steckt ein Li-Ion-Akku mit 6 Ah Kapazität, den man per Micro-USB aufladen muss. Nachdem die Kamera montiert ist, verbindet man sie über die Ring-App mit dem Internet – ein Ring-Account ist dabei Pflicht.

Ist alles eingerichtet, meldet sich die App mit einer Benachrichtigung, sobald sich etwas vor der Kamera bewegt, jemand den Klingelknopf betätigt oder an die Tür klopft. Die Empfindlichkeit der Sensorik lässt sich justieren, um Fehlalarme zu vermeiden. Um den Benachrichtigungsstrom weiter zu reduzieren, definiert man Ruhezeiten oder versetzt die Kamera für ein paar Stunden in den Schlummermodus.

Verknüpft man den Ring-Account mit IFTTT, dient die Kamera als Trigger für Smart-Home-Aktionen. Ring arbeitet auch mit Alexa zusammen – ergänzt mit einem Echo Show wird aus dem WLAN-Türspion eine komplette Video-Gegensprechanlage.

Je nach Position der Eingangtür filmt die Door View Cam möglicherweise öffentlichen Raum, Nachbargrundstücke oder das Treppenhaus als Gemeinschaftsfläche – in diesen Bereichen ist eine Videoaufzeichnung verboten. Um das zu verhindern, kann man schon während der Einrichtung zwei Bildbereiche definieren, die in den Überwachungsvideos geschwärzt werden. Das hilft allerdings wenig, wenn die Tür zum Nachbarn vis-à-vis liegt: Will man den Postboten vor der Tür erkennen, muss der zentrale Bildbereich natürlich offen bleiben. Damit zeichnet man dann notgedrungen den Besucherstrom vor der gegenüberliegenden Haustür auf. Spätestens, wenn sich ein Nachbar gestört fühlt, wird man die Door View Cam abbauen müssen.

Wie andere Ring-Produkte auch ist die Kamera mit einer Gegensprechfunktion ausgestattet. Auch aus der Ferne kann man sich mit dem Besucher vor der Tür unterhalten. Die Qualität der Full-HD-Videos ist ordentlich, die starke Kissenverzerrung beim Einsatz als digitaler Türspion gewollt. Noch bessere Videos macht die Kamera im HDR-Modus, allerdings sinkt dadurch die Batterielaufzeit.

Ring speichert Videos in der Cloud. Live-Video lässt sich auch ohne Abo nutzen. Den kompletten Videoverlauf für einen Monat gibt es nur im Abo – die Preise reichen je nach Vertragsbindung und Anzahl unterstützter Geräte von 3 Euro monatlich bis 100 Euro im Jahr.

Mit der Door View Cam weiß man immer, was sich vor der eigenen Haustür bewegt und wer an der Türe klopft – in Mehrfamilienhäusern muss der Besuch allerdings erst mal durch die Haustür gelangen. Der Preis von 200 Euro ist allerdings recht happig. In manchen Eingangssituationen wird man mit der bis auf die Klopf-Funktion identischen Door View Cam Pro ohne analogen Spion besser fahren, da sie mehr Montage-Optionen bietet.

Vor dem Kauf sollte man in jedem Fall überprüfen, ob sich der alte Spion überhaupt entfernen lässt – bei zwei von drei zufällig ausgewählten Testtüren war das leider nicht der Fall. (sha@ct.de)

Tabelle
Tabelle: Ring Door View Cam